Die Grand Prix-Erfolgsgeschichte des Entertainers findet ihr Ende. Unterdessen drohen mehrere Länder mit einem Boykott des ESC, sollte Israel wieder daran teilnehmen.

Stuttgart/Köln (ebi) - Schon Raabs TV-Comeback vor fast genau einem Jahr stand unter keinem guten Stern. Nach der reichweitenstarken dritten Auflage des Boxkampfs mit Regina Halmich sowie der Premiere seiner neuen RTL/RTL+-Show "Du gewinnst hier nicht die Million" gingen die Marktanteile beständig zurück, die Show wurde schließlich abgesetzt. Sein Comeback beim deutschen ESC-Vorentscheid als Chefjuror erfüllte die Erwartungen ebenfalls nicht: Das deutsche Duo Abor & Tynna errang in Basel nur den 15. Platz.

Next try: Penis-Akrobatik reloaded

Am Montag ging Raab nun mit der Kurzausgabe seines neuen RTL-Formats "Die Stefan Raab Show" auf Sendung, in der er gestern Abend schon für das erste wohl kalkulierte Skandälchen sorgte: So saßen im Publikum nicht nur Aktivisten der deutschen Nacktionalmannschaft, ein Penis-Akrobat führte auch vier Minuten lang Kunststücke vor (Raab: "Eine Kunstaktion gegen das Penis-Patriachat"). Der 'Nackt-Artist' war bereits vor Jahren bei TV Total zu Gast gewesen und hatte bereits damals einiges Aufsehen erregt. Und auch in diesen Tagen empörte sich das RTL-Publikum über die Nackedeis, wie heute viele Medien berichten.

Raab erzielte gestern Abend zwar mal wieder anständige Einschaltquoten, doch die ARD geht nun auf Abstand zum früheren ESC-Helden. Der erstmals federführende Südwestrundfunk teilte heute mit, dass er den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2026 in Wien ohne Stefan Raab ausrichten will: "ARD und RTL waren dazu im Gespräch und haben sich gemeinsam entschieden, nicht zu kooperieren", kolportiert der SWR. Wie die für kommenden Februar geplante Vorauswahl vonstatten gehe, stehe noch nicht fest.

Raabs unbestrittene ESC-Erfolge

Raabs Erfolge als Interpret, Komponist und Producer für Deutschland beim Grand Prix Eurovision de là Chanson/Eurovision Song Contest bleiben beispiellos: 1998 hievte er Guildo Horn ("Guildo hat euch lieb") auf Rang sieben. Er selbst landete 2000 mit "Wadde hadde dudde da?" auf dem fünften Platz, Max Mutzke mit Raabs Song "Can't Wait Until Tonight" 2004 auf dem achten. 2010 dann der Triumph: Raab-Schützling Lena Meyer-Landrut holte mit "Satellite" erstmals seit 1982 (Nicoles "Ein bißchen Frieden") wieder die Krone.

Den kommenden Vorentscheid will der SWR nicht als Casting-Show gestalten. Den deutschen Kandidaten für den ESC 2026 in Wien will man in einem "fairen, freundschaftlichen Wettbewerb ... mit gegenseitigem Respekt vor dem kreativen Schaffen" auswählen. Wenn es denn 2026 überhaupt zu einem ESC im gewohnten Rahmen kommt.

ESC 2026: Boykottdrohungen

Denn in den letzten Wochen haben Spanien, die Niederlande, Irland, Slowenien und Island ihre Teilnahme wegen des Vorgehens der israelischen Armee im Gaza-Streifen in Frage gestellt. Sollte Israel nicht ausgeschlossen werden, boykottiere man den Songcontest. Auch in Frankreich soll es ähnliche Bestrebungen geben, heißt es in Medienberichten.

Umgekehrt forderte CDU-Politiker Steffen Bilger zuletzt einen ESC-Boykott Deutschlands, sollte Israel von dem Wettbewerb ausgeschlossen werden. Wie der ESC unter diesen Umständen so unpolitisch bleiben kann, wie er es stets sein wollte, scheint schleierhaft. Alle nationalen Sender müssen der Europäischen Rundfunkunion bis Mitte Dezember mitteilen, ob sie im kommenden Mai in Wien an den Start gehen.

Die EBU und der israelische öffentlich-rechtliche Sender KAN stehen jedenfalls unter großem Druck. Hinter den Kulissen würden bereits verschiedene Optionen geprüft, um eine "Disqualifikation" zu umgehen, schreibt die FAZ. Demnach könnte Israel beispielsweise für ein Jahr auf eine Teilnahme verzichten oder 2026 unter neutraler Flagge antreten. Eine weitere Möglichkeit sei, sich von der Regierung und ihrem Krieg in Gaza zu di­stanzieren. Beides lehnt KAN bisher ab.

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