Juror Das Bo schnodderte sich neben Trompeten-Till und Übermutter Sarah als norddeutscher Pausenclown durch die erste Sendung.

Köln (ulf) - "Ich glaube, jeder hier hat gesehen, dass es uns wirklich um Musik geht" sagte Till Brönner im Finale der ersten Staffel. Haben wir das? Und was sehen wir jetzt? Allen Beteiligten am deutschen Ableger des großen britischen Bruders war und ist es stets die Extrabetonung wert, wonach der X-Factor doch ganz anders sei; eben viel ernsthafter an Mensch und Kunst interessiert als die aktuelle Konkurrenz von DSDS' schmähwürdigem Quasimodo-Pop samt hausbackener Pseudo-Esmeralda.

Entsprechend bemüht und ein wenig holzschnittartig haute uns die erste Sendung gestern Abend so viel Emotionen und Entertainment um die Ohren, dass nur ein Schelm hierin ein Ablenkungsmanöver erblicken könnte.
Eine neue, geile Bühne mit Livesituation und echtem Publikum als Kick? Warum nicht? Sympathische und durchaus talentierte Kandidaten wie die süße Gladys oder Melancho-Schmachtbolzen Martin - gern auch wieder gespickt mit VOX-TÜF leidgeprüften Details der Kandidaten-Bios? Aber selbstverständlich.

Sax-God Till und Übermutter Sarah

Eine theoretisch tolle Jury mit neuem Lichtblick. Trompeten-Till gibt das smarte Teufelchen und ist ohnehin einziger ernst zu nehmender Musikexperte in der Runde. Popqueen Sarah springt gekonnt zwischen gouvernantenhafter Gesangslehrerin und junger Mutter von nebenan. Und der Neue im Bunde - Das Bo - schnoddert sich knuffig-barsch als eine Art norddeutscher Pausenclown durch die erste Sendung.

Das alles sehen wir und es ist sicherlich aller Ehren wert.
Aber Moment, war da nicht noch etwas? Was wir leider nicht sehen, oder besser: Wen wir nicht mehr zu Gesicht bekamen: Die strahlende Siegerin der ersten Staffel, Edita Abdieski.

Fischkalt geschusterte Wegwerfsongs

Statt der erhofften Blitzkarriere gab es für die Schweizerin fischkalt geschusterte Wegwerfsongs. Typischer Nachmachermurks international gesetzter Duftmarken ohne jeden - anscheinend überflüssigen - Ballast eigener Ideen. Mit diesem Album wäre sogar der Dalai Lama in den Popularitätskeller gerutscht.

Was ist hier passiert? Brönner hätte als echter Musiker im Wortsinne sicherlich leicht besseres produziert. Involviert wurde er von Sony anscheinend nicht. VOX dürfte es ohnehin gleich sein, was nach der jeweiligen Staffel passiert. So welcome to the Machine, Edita-Baby. ist das einzige Echo, das vom X-Factor bislan blieb.

Zahlendes Stimmenvieh

Aber wie soll ein Publikum, das augenscheinlich nur zahlendes Stimmenvieh ist, ohne im Ergebnis die versprochene Gegenleistung zu erhalten, reagieren, wenn nicht als betrogen und gehörnt? "Nur zu, ihr dürft euren Star gern kaufen; nur liefern werden wir nie!"

Damit kein Missverständnis aufkommt: Perfekt ist niemand und ein Hit nur begrenzt planbar. Doch demonstratives Desinteresse ist eben ein ganz anderes Blatt. Gerade wegen des Images der Verlässlichkeit - erzeugt auch von Jurorenseite - haben sich zu diesem Format entsprechend mehr zuversichtliche musikalische Talente gemeldet; weniger Celebrity-geile Stümper. Wer das erst medial schürt und hernach verachtend zertritt, ist weitaus schlimmer und zynischer in seiner popkulturellen Destruktivität als selbst der große Nivellierer es je könnte.

Warum macht ein Mann wie Das Bo hier mit? Glaubt er blind an das Wunder des ehrlichen Projekts? 'Türlich, 'türlich, sichah, Diggah! Auch Till Brönner muss sich von Protagonisten und Öffentlichkeit fragen lassen, warum er, der Unabhängigkeit, das Standing, und die notwendige musikalische Kompetenz in die Mentoren/Juryrolle mitbrächte, hier - trotz des nullwertigen, fast schon schädigenden 'Engagements' für die NIX-Woman - überhaupt noch mitmacht.

Fotos

Sarah Connor

Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Sarah Connor,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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24 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 13 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt (« ich danke dir und ziehe hiermit den 'hausmeister' zurück.
    wenn du das zugehörige brönner interview liest - http://www.laut.de/Till-Broenner (es geht doch um menschen) - wird die zielrichtung des artikels evtl noch deutlicher. »):

    Die Zielrichtung wird tatsächlich deutlicher. Da für Interviews immer noch die Kommentarfunktion fehlt: Auf diesem Wege Gratulation zu einem sehr lesenswerten Interview. Herr Brönner scheint auch ein angenehmer und reflektierter Gesprächspartner zu sein...

  • Vor 13 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt (« aber das ist doch nicht der punkt.
    er ist es nie.
    mir unverständlich, warum so viele intelligente menschen sich auf der eigens empfundenen verachtung ausruhen, die man so bequem als kurzen kick genießen kann (man ist ja was besseres).
    nur, weil man jeden respekt vor leuten verloren hat, die immer noch an rtl und co glauben, spricht das die manipulatoren doch nicht frei.
    diese "getting away with murder"-logik führt ja zur kulturellen nivellierung und nicht die naivität der zielgruppe.
    und genau das muss man einfach mal deutlich sagen. macht nämlich keiner, wenn man nicht damit anfängt.
    hat ja auch geklappt.
    nach unserem artikel sind diverse - ehemals positiv gesonnene blätter - auf den kritischen zug gesprungen. »):

    Hey ich werde nie müde zu betonen, was RTL zum kulturellen Verfall Deutschlands beiträgt.