laut.de-Kritik
Sängerin hui, Mannschaft pfui!
Review von Ulf KubankeKnapp vier Monate nach ihrem deutlichen Sieg bei der ersten deutschen Ausgabe von "X-Factor" bringt Gewinnerin Edita Abdieski ihre Scheibe auf den Markt. 15 Tracks stark, ein paar klassische Balladen und sehr viele Uptempo-Nummern aus dem Bereich Dance- und R&B-Pop. Produziert hat die Scheibe Marek Pompetzki, der auch gern Sarah Connor verarztet und Sido seine erste Maske schenkte.
Endlich also auch im Casting-Genre die Möglichkeit, eine 26-jährige Sängerin als erwachsene Künstlerin aufzubauen. Bewusst nicht das Lena-Konzept dramatischer Austauschbarkeit mit gefühlten 100 Songwritern. Chance genutzt? Mitnichten!
Der "X-Factor" stellte die Chanteuse zwar einerseits als lebenslange Songwriterin dar. Andererseits scheint das Vertrauen diesbezüglich überschaubar. Kein einziges Lied stammt von Abdieski selbst. Stattdessen kommen nicht weniger als 13 Mietschreiber zum Zuge. Mit Schmackes verderben die kreativ überforderten Patchwork-Composer ihr den gekochten Brei.
Es drängt sich dem Zuhörer nämlich nicht gerade der Eindruck auf, dass zwischen den verachtenswerten Wegwerfprodukten einer "DSDS"- oder "Popstars"-Staffel und dieser "X-Faktor"-Erstveröffentlichung kompositorisch bzw. soundtechnisch ganze Sonnensysteme liegen. Bereits der Opener "Give A Little Love Get A Little Love" schlabbert als betulicher AOR-Pop samt schrecklicher Pseudogitarren aus den Lautsprechern.
Es braucht keinen Hellseher, um zu erahnen, wie der Rest des Albums klingt: Lieblos zusammen geschusterte 08/15-Melodien, die nicht im geringsten das unterhaltende Niveau der in der Show gecoverten Perlen halten. Trotz der erwarteten Eingängigkeit bleiben die Lieder samt ihren Nullrefrains erst nach oftmaligen Durchgängen zaghaft im Gehörgang kleben. Leider hat man sie zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als über.
Musikbeamtentum pur? Nein, danke! Wo bleibt der große Moment? Es müssen ja nicht gleich die Beatles sein. Doch in einer Zeit, in der sogar alte Säcke wie Take That mit erlesenen Elektropop-Sounds und frischen Songs aufwarten, ist das mehr als dünn.
Was die Autoren bereits vor die Wand gefahren haben, versenkt Tastenschieber Pompetzki hernach so richtig. Typischer Nachmachermurks international gesetzter Duftmarken ohne jeden - anscheinend überflüssigen -Ballast eigener Ideen. Am Ende ähnlich ungenießbar wie die letzten Ergüsse von Celine Dion oder La Houston. Nur eben mit dem zusätzlichen Makel teutonischen Anbiederungspops gesegnet, der in den Staaten oder UK höchstens für verschämtes Wegschauen sorgen dürfte. Ein Schuft, der hierin auch den Grund der international unterirdischen Wahrnehmung der genannten Delmenhorster Popqueen erblickt. Das "X-Factor"-Debüt von Leona Lewis klingt dagegen wie eine opulente Soundorgie.
Zum Glück gibt es einige Ausnahmen. "When The Music Is Over" gibt sowohl der Stimme den notwendigen Raum zur Entfaltung und serviert einen ohrwurmigen Danceburner voller Party-Attitüde. Doch auch des Gutwilligen Geduld schwindet so rasch wie die Ratte vom sinkenden Schiff angesichts des Ausnahmecharakters solcher Stücke auf "One". "'Cause when the music is over I) will dance alone." Das passiert dann auch über weite Strecken des Albums.
Der Schweizerin selbst kann man dabei keinerlei Vorwürfe machen. Redlich und souverän müht sie sich zwischen dem typischen Presswehen-Organ einschlägiger R&B-Queens und Abendkleid-tauglichem Softgesang. Problem: Vor allem die besten Stimmen klingen in einem abgeschmackten Chorus unfreiwillig nach üblem Overacting und schreiender Luftpumpe. Man teste nur "Fade Away". Hier hat ganz eindeutig die qualitative Selbstkontrolle des Producerteams versagt.
Es fragt sich ganz und gar ohne jede Häme: Wie gering schätzt man ein zunächst interessiertes Publikum, dem man ganz bewusst die Möglichkeit der Kenntnisnahme eines künstlerischen Reifeprozesses vorenthält; den Genuß von Songs, wie sie dem Standard der in den Mottoshows dargebotenen Liedern aufweist, wie "Heavy Cross" oder "Respect"? Möchte man sich als wohlwollender Beobachter und Konsument tatsächlich auf eine Position gestellt sehen, die quasi jeden Musikfreund zum leichtgläubigen Telefonsklaven und Jubelperser reduziert? Es sieht ganz danach aus.
Man kann nur hoffen, dass "The Voice" zumindest ab der zweiten Platte zeigen darf, was tatsächlich in ihr steckt. Bis dahin gilt einhellig die Devise: Sängerin hui, Mannschaft pfui.
7 Kommentare
Wenn die Headline schon lautet:
Sängerin hui, Mannschaft pfui!,
und die Rezi wohl eher negativ ausfällt,
weise ich mal auf die unten angeführten Cover von you*tube hin.
Da bietet sich geradezu ein zweites Album an.
Wer ONE erwirbt bereitet Edita entsprechende Möglichkeiten.
Edita Abdieski: "fuckin perfect" Pink Accoustic Cover
Edita Abdieski: "Grenade" Bruno Mars Accoustic Cover
Edita Abdieski: "Born this way" Lady Gaga Accoustic Cover
Hätte der laut-Redaktion bei so einer nicht förderlichen Kritik selber gut angestanden ihre Headline mit Beweisen zu unterlegen.
Das beste aus meiner Sicht hätte ich jetzt fasr vergessen:
Edita Abdieski: "Rolling in the deep" Adele Accoustic Cover
Viel Spass allen Musikliebhabern!
Ich versteh kein Wort von deinem geschreibsel da. Was willst du uns sagen? Das Edita nur Karaoke nachsingen kann und das dann die große Kunst ist oder wie? Erklär uns Dumm geborenen ohne Musikgeschmack das mal.
Habe mir das Album ONE jetzt mehrmals angehört.
Mein Fazit: Edita gut, Mannschaft gut, ONE gut.
Tschau
lieber immergrün, hattu eigentlich die Redaktions-Kritik hier überhaupt gelesen??? Mehr Kompetenz und Sachverstand kann man von einer Plattenbewertung nicht verlangen. Und was dein Geschreibsel (danke an mobeat, das triffts!) bedeuten soll, erschließt sich wohl nur nach dem 25. Becher Sangria. Na dann prost, Herr Musikliebhaber!
PS mir tut es in der Seele weh um so eine großartige Sängerin, aber da gibts ja schon einige Beispiele. habe mir mal für 1 euro eine Ramsch-CD einer gewissen Judith gekauft, vielleicht kennt die noch wer...?
auch dumm geboren ohne Musikgeschmack,
Euer ChatBrun
Hallo @chatBrun, klar habe ich die Redaktions-Kritik gelesen und hier ebenfalls meine Bewertung abgegeben. Von @mobeat hatte ich seine Fäkalien-Ausdrücke zu Annett Louisan gelesen, das reichte mir.
Ich habe hier niemanden herab gesetzt. Warum du dich selber so abwertest erschließt sich mir nicht, mag an deinem Selbstwertgefühl liegen, keine Ahnung.
Wenn man meinen Kommentar liest, kann man durchaus nachvollziehen, warum ich das geschrieben habe was ich geschrieben habe.