laut.de-Kritik
Partytaugliches Gesamtpaket mit nur wenigen Neuerungen.
Review von Toni HennigPeter Tägtgren wirkte vor fünf Jahren auf Lindemanns "F & M" mit, lange bevor die Missbrauchsvorwürfe gegen den Rammstein-Sänger aufkamen, und meldete sich zwei Jahre später mit Hypocrisy zurück, die mit "Worship" qualitativ an das gewohnt hohe Niveau der Vorgänger anknüpften. Nun erscheint mit "I Am" das erste Pain-Album seit acht Jahren.
Der Beginn mit dem flotten Opener "I Just Stopped By (To Say Goodbye)" und dem hymnischen, von Sohnemann Sebastian geschriebenen "Don't Wake The Dead" erweist sich noch als gelungen. "Go With The Flow" und "Not For Sale" bieten mit Sisters Of Mercy- und Synthwave-Anleihen auch ein paar neue Elemente, denen Tägtgren aber viel zu wenig Luft zum Atmen lässt.
Lieber verlässt sich der Schwede auf seine altbewährte, tanzbare Mischung aus NDH-Riffs und Elektrosounds, so dass spätestens bei den lautstarken "Oh-Oh"-Chören in der Pandemiehymne "Party In My Head" die Grenze zum Schlager erreicht ist. Zudem kommt die Scheibe textlich oftmals nicht über Plattitüden und wütende Parolen hinaus.
Im Grunde äußerst schade, denn Tägtgren kann immer noch gute Tracks schreiben, wie er mit dem midtempolastigen Titelsong, der in einem mitreißenden Refrain mündet und inhaltlich auch mal etwas nachdenklichere Töne bietet, wenn es um den Krebstot einer engen Verwandten geht, unter Beweis stellt. Leider lassen die stumpfen, ermüdenden Stampfrhythmen im aufputschenden "Push The Pusher" die Nummer gleich wieder vergessen.
Auch die etwas härter geratenen Stücke "The New Norm" und "Revolution" hat man auf anderen Pain-Alben schon in besser gehört. Zumindest kommt der erstgenannte Track durch die recht hymnischen Sounds im Refrain nicht ganz so beliebig daher wie die zweitgenannnte Nummer, für die wieder mal Tägtgrens Sohn die Musik schrieb.
"My Angel", für das Cécile Siméone Vocals auf Französisch beisteuert, fällt dann wieder etwas melancholischer aus, tischt aber textlich zu viele Gothic-Klischees auf. Mit dem orchestralen "Fair Game", das zum Feuerzeug-Schwenken animiert, hat die Party schließlich ein Ende. Ein wenig mehr frischer Wind hätte der Scheibe nicht geschadet. Zwar dürfte das diejenigen zufriedenstellen, die ohnehin keine besonders hohen Ansprüche an ein Pain-Album legen. Wer mehr als Industrial light erwartet, dürfte allerdings enttäuscht sein.
2 Kommentare
ESC-Fans dürfen sich gern mal "Party In My Head" anhören und danach den Beitrag aus Kroatien vom diesjährigen Wettbewerb, der es bis auf Platz 2 geschafft hat.
Fand die Tracks bisher von dem Album auch eher meh. Da gab es deutlich besseres vom Peterrrrrr.