laut.de-Kritik
Gefühlvoller Singer/Songwriterpop, mit klaren Bildern direkt ins Herz.
Review von Martin LeuteEs ist bezeichnend, dass dieser Singer/Songwriter aus Süddeutschland bei Grönland Records untergekommen ist. Dahinter steckt bekanntermaßen Herbert Grönemeyer, dem die Qualität der deutschsprachigen Songs diese jungen Mannes nicht verborgen blieb.
Auch, wenn es Anknüpfungspunkte an die Musik des Labelchefs gibt, Philipp Poisel geht mit seinen Liedern einen eigenen Weg. Die Akustikgitarre strukturiert die ohrgängigen Songs, die zwischen Pop, Rock, Sentimentalität und Fern- und Heimweh pendeln.
Die angenehmen Melodien harmonieren dabei wunderbar mit der zugänglichen Alltagspoesie, mit der Poisel die Sehnsüchte und kleinen Dramen des menschlichen Daseins unprätentiös zu schildern versteht.
Der Titeltrack eröffnet das Album zur sparsam geschlagenen Akustischen, die Strophe läuft auf einen hymnischen Refrain zu, untermalt vom Schlagzeug, Bass und Streichern. Wenn da nicht dieser Hauch von Indie-Charme und der fragile, manchmal nölige Gesang wäre, könnte man diesen Track durchaus in die Nähe von Xavier Naidoo rücken.
"Als Gäb's Kein Morgen Mehr" entfaltet mit Lebenslust, viel Gefühl und Euphorie einen wunderbaren Spannungsbogen. "Ich hab' getanzt, ich hab' geweint, ich hab' geschrieen vor Glück / Hol' der Teufel meine Seele, ich will zu dir zurück", singt er zu flirrender E-Gitarre. Ähnlich dynamischen Indiepop präsentiert er mit "Unanständig" und "Wer Braucht Schon Worte", immer auf der Suche nach der großen Melodie.
Fröhlich imaginiert er in "Ich Und Du" die Beziehung mit dem "Mädchen mit den sonnengelben Haaren", während er zur Gitarre und Pianoschlägen in "Mit Jedem Deiner Fehler" den Liebeskummer ins Zentrum rückt. Poisel verfällt nie dem Trübsinn oder allzu glatten Pathos, immer klingt bei aller Ernsthaftigkeit und sanften Melancholie das Wissen um die Schönheit des Lebens und einer aussichtsreichen Zukunft durch.
Das sentimentale, von der gezupften Akustikgitarre begleitete "Herr Reimer" thematisiert das tragisch-bittere Leben eines über 60-järigen Arbeitskollegen, "Wie Du" überrascht dagegen mit kernigen E-Gitarren-Arrangements. In traditioneller Songwriter-Manier beendet Poisel das Album mit "Schweigen Ist Silber" gefühlvoll zu zartem Gitarrenspiel.
Mit Diskurspop hat Philipp Poisel nichts am Hut. Vielmehr spricht "Wo Fängt Der Himmel An?" den Hörer mit klaren Bildern an, deren Allgemeinplätze direkt ins Herz zielen. Der Hang zur einnehmenden Melodik und die angenehme Instrumentierung erledigen den Rest. Ein schönes Debüt eines authentischen Troubadours, der sich dem Pop verschreibt, ohne seine Seele zu verkaufen.
12 Kommentare
Teilweise ganz nette Dinger, aber auch oft austauschbar, auf Dauer zu eintönig. 3/5 sind in Ordnung.
Teilweise richtig schöne Songs, aber auch oft zu wenig Vielfalt, live definitiv mit nem ganz entscheidenden Stück mehr Athmosphäre.
Und du wunderst dich über die Leute im Bohren-Thread. Selbstdisqualifikation deluxe.
"Bis nach Toulouse", "Hab keine Angst" "Liebe meines Lebens" sind auch stark!
Sind auch nicht schlecht
Ich glaube es versucht sich nur zu Artikulieren. In seiner Sprache hat er dir gerade einen wunderschönen Tag gewünscht und entschuldigt sich für die Unanehmlichkeiten seiner Obszönen Veröffentlichung, möchte aber auch seine offene Seite für das gleiche Geschlecht zur sprache stellen.