laut.de-Kritik
Die Revolutionierung des deutschen Hip Hop/R'n'Bs?
Review von Alexander EngelenEigentlich bekomme ich das kalte Kotzen, wenn mir Freunde/Medien/Promoter "gute Clubmucke aus Deutschland" feilbieten. Bei den wenigen Fällen, in denen es sich hier von vorneherein nicht um ein Oxymoron handelt, muss man das nicht auch noch dazu sagen. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Darauf gibt es von mir seit phreQuincys "Wir Sind Im Haus" ganz offiziell Handschlag und Faust!
Wenn da nämlich Quincy sein Keyboard kurzerhand zum Dem-Zuhörer-in-den-Hintern-Schlaginstrument umfunktioniert und allerlei Synthies und herrliche Bumm-Tschacks in eine tatsächliche Songstruktur gießt, bin ich der Erste, der jede Tanzfläche zwischen Singen und Greifswald mit meinem Twostep traktiert. Rapper Juvel und Barde Josof können mich dabei trotz inhaltlicher Leere, aber dank ihres coolen Säue-Charismas gerne begleiten. Handschlag Faust?
Trocknet der Tanzflächenschweiß aber, fängt die Sache an, ein wenig zu stinken. Eines versteh ich nämlich nicht: Wieso wird ein 12-Zeiler von Promotern und Kritikern in den Himmel gelobt, in dem Quincy "chillt" auf "spielt" reimt? Die Berufsbezeichnung Rapper darf sich der Protagonist deswegen nicht automatisch in die Tasche stecken.
Ich tu mich da ja schon bei Swizz Beatz schwer. Und der hat immerhin bei 95 Prozent seines neuen Albums hinterm Mikro gestanden. Zum Glück wollte Quincy selbst ja nie ein Rapper sein. Deswegen bleibt es auch bei diesem kleinen rappenden Zwischenspiel.
Vielmehr hat der Hamburger sein musikalisches Ziel hörbar ein wenig höher gesteckt: Revolutionierung der deutschen Hip Hop-/R'n'B-Musik. Aber: Keinen amerikanischen Klon schaffen, sondern nur amerikanische Qualität anvisieren. Hält die Ambition, was sie verspricht?
Letztendlich schon, denn die Stars auf "Ich Kann's Mir Leisten" sind auf jeden Fall die Produktionen. PhreQuincys Songs wie "Wasser Reichen", "Superstar", "Ich Fühl Dich" oder besagtes "Wir Sind Im Haus" treten mit aktuellen und vergangenen Ami-Clubbangern in direkte Konkurrenz. Mit dicken Drums, durchdachtem Songaufbau und hervorragender Soundqualität ist das Ziel also erreicht. Große textliche Inhalte liegen meist ja auch nicht auf den Kompositionen von Vorbildern wie Collipark/Timbaland/Storch. Wieso sich also in diesem Fall über den eng gehaltenen Themenfokus auf Party/Pimpern/Prahlen beschweren, nur weil es auf Deutsch einfach verständlicher ist?
Zumal "Ich Kann's Mir Leisten" nicht einmal ein klassisches Beispiel für die Sparte "Fette Beats, flache Reime" ist. Samy Deluxe etwa macht unterlegt von Stampfbass und Euro Dance-Sounds auf Dr. Sommer-Team und warnt vor allerlei Geschlechtskrankheiten: "We can get 'krank' in the club!" Was Lil Jon wohl dazu sagt? Curse drückt auf gewohntem Niveau auf die Tränendrüse und fragt nach wie vor wie kein anderer Rapper in Deutschland um Versöhnung in der Welt ("Mein Glaube"). Für Phreaky Flave und F.R. zimmert Quincy TimBongos, Missynthies und E-Gitarren zusammen, während die jungen Herren das Heranwachsen problematisieren.
Und sonst? Semi-aufregende Auftritte von Jeyz, D-Flame, Azad, Ali As und Olli Banjo. Überraschend Frisches von Deluxe Records' Headliners ("Alles Was Ich Bin") und Blaze ("Ein Guter Tag"), was wohl aber letztendlich eher auf die musikalische Kappe phreQuincys geht. Zu guter Letzt noch der Bonustrack, der seinen deutschen Kollegen schön überheblich den Stand des Hamburger Produzenten unter die Nase reibt: featuring Young Buck, UGKs Bun B und 8Ball & MJG. Wer sich die Gehaltsschecks von Sha Money XL unterschreiben lässt, kann es sich eben leisten.
6 Kommentare
Hab mir die beiden Snippets angehört, und muss sagen bin positiv überrascht.Quincy's Beats sind ziemlich zwar amerikanisch, in meinen Augen/Ohren aber besser als z.B.der teilweise von Hamburgs Finest benutzte Sound.Also ich bekomme Lust auf mehr wenn ich das Snippet höre.Wie auch in der Rezension schon erwähnt wurde, muss ich sagen, dass Leute wie Samy und besonders Curse ziemlich enttäuschen, dafür aber andere, eher unbekannte Künstler umso mehr überzeugen.
Muss mir dennoch das komplette Album mal anhören um mir eine richtige Meinung bilden zu können.
produzentenalben sind so überflüssig wie ein kropf. ganz besonders wenn sie noch dazu von einem möchtegern ami wie quincy stammen. wer kauft hat selbst schuld. gibt derzeit weitaus besseres aufm markt.
@Sodhahn (« produzentenalben sind so überflüssig wie ein kropf. ganz besonders wenn sie noch dazu von einem möchtegern ami wie quincy stammen. wer kauft hat selbst schuld. gibt derzeit weitaus besseres aufm markt. »):
dpch das von keyza soze war richtig gut
alos ich kann auch nichts mit der platte anfangen, finde sie eher enttäuschend.
@ sodhahn
quincy ist franzose und ja, er bitet die amerikanischen sachen extrem.
das Album hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck
Beats sind teilweise sehr gut; aber einige Rapper entäuschen doch heftig, allen voran Samy mit seinem Anti-Aids Song
und teilweise hört sich das Teil an wie ein R'n'B Album...
phrequincy ist schwul, schon gewusst??
naja, unser elton is ja auch schwul^^
aber der macht ja auch ke ine gute musik mehr... :lol::lol:
Album 3/5
Album ist schon in Ordnung. Von dem ein oder anderen Gast hätte ich mir allerdings mehr erwartet.
Review (http://herrmerkt.blogspot.com/2008/01/phre…)