laut.de-Kritik

Freude am Chaos, befreit und befremdlich zugleich.

Review von

Vor zwei Jahren verabschiedeten sich Portugal. The Man mit dem emotionalen Album "Chris Black Changed My Life", einer psychedelischen wie poppigen Seventies-Hommage, von einem engen Freund und Ehrenmitglied der Band. Im Vergleich zu diesem Album veränderte sich nicht nur das Line-up der Band ziemlich, aktuell sind wohl nur noch John Gourley und Zoe Manville feste Mitglieder, begleitet von diversen Gastmusikern, man hat auch keinen Major-Deal mehr.

Nun erscheint also mit "Shish" das mittlerweile zehnte Album der Band mit dem seltsamen Namen, die nicht in Portugal, sondern in Portland ansässig ist, auf dem eigenen Label der Band. Davor veröffentlichten sie 2025 auch schon die Überraschungs-EP "uLu Selects Vol. 2", die mit akustischen Kuriositäten nicht minder überraschte.

Und auch auf "Shish" hört man Ungewohntes. Der Sound ist härter und kantiger als bislang, Prog schleicht sich in den Pop, und die aus Alaska stammende Band nähert sich wieder ihren Anfängen als Post-Rock-Band. Trotz des teilweise prügelnden punkigen Hardcore-Noise-Vibes wie in "Pittman Ralliers", sind diese zehn neuen Songs vielleicht ihre verletzlichsten. Jeder einzelne Track ist nach einem Ort in Alaska benannt, und ihnen geht es darum, zu erkunden, was es bedeutet, mit dem Ort verbunden zu bleiben, der einen geprägt hat.

Diesem Aspekt gewidmet ist wohl der extrem unterschiedliche Sound – wir hören Weird-Folk à la Beck, Sixties-Sound à la Beatles, zudem Anti-Pop, Power-Pop oder Fuzz auf dem Album, und die Songs "Knik", "Tyonik" oder auch "Tanana" fallen dann auch wieder sanfter aus. Es ist, als wollten Portugal. The Man die Fans ihrer mainstreamigeren folkig-fluffigen Musik nicht verschrecken. Das führt jedoch dazu, dass das Album einen ziemlich auseinander gefallenen Eindruck vermittelt, anstatt die Brüche darin als eine Notwendigkeit zu vermitteln.

"Shish" wirkt so befreit und befremdlich zugleich. Ein ungezügeltes wie unkontrolliertes Werk, das die Freude im Chaos entdeckt.

Trackliste

  1. 1. Denali
  2. 2. Pittman Ralliers
  3. 3. Angoon
  4. 4. Knik
  5. 5. Shish
  6. 6. Mush
  7. 7. Tyonek
  8. 8. Kokhanockers
  9. 9. Tanana
  10. 10. Father Gun

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LAUT.DE-PORTRÄT Portugal. The Man

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1 Kommentar

  • Vor 6 Stunden

    ""Shish" wirkt so befreit und befremdlich zugleich."

    Nur kurz: Freiheit ist nur dann Freiheit, wenn ihre Erkenntnis weh tut, das Bestehende zusammenfallen lässt. Wenn Freiheit nicht mehr befremdlich wirkt, ist es keine Freiheit, sondern die Wiederkehr des immer Gleichen. Nur ein Sklave sieht ein Widerspruch zwischen Freiheit und Befremdlichkeit. Wer, wenn nicht ein Fremder, soll die Freiheit denn aufzeigen? Der, der den Zinseszins nicht ehrt, ist der Verkünder. Es gibt keine Faulheit, nur fehlende Motivation aufgrund von Erkenntnis. Wirkt das befremdlich?