laut.de-Kritik
Ein akkordgewordener Amoklauf tobt über die volle 60 Minuten-Distanz.
Review von Michael SchuhWie ein Menetekel hallte es in meine Mailbox: "Es steht wohl außer Frage, dass für die Scheibe fünf in Stein gemeißelte, fünf Meter hohe Daumen nach oben in Sky Valley installiert werden!" Keine Sorge, Kollege Cordas. Routiniert belehren Josh Homme und Co. zum zweiten Mal alle Skeptiker eines Besseren, die nicht zu Unrecht glaubten, der Vorgänger könne einfach nicht mehr getoppt werden.
Wer wie ich am QOTSA-Debut die ungestüme Brachialität liebt und an "Rated R" die markerschütternde Intensität, bekommt mit "Songs For The Deaf" beides zusammen serviert. Das neue, das "rote Album" geht tiefer, die Arrangements sind noch durchdachter und werden von wahrhaft genialem Songwriting gekrönt. Gleichzeitig tobt über die volle 60 Minuten-Distanz ein akkordgewordener Amoklauf, der trotz wildester Punk-Gesten und hardrockender Monsterriffs nie seine unschlagbaren Hooklines opfert. Kurz: Ein Meisterwerk modernen Adrenalin-Rocks.
Sollte hier tatsächlich eine neue Zeitrechnung beginnen, hat mal wieder Dave Grohl seine Finger im Spiel. Ursprünglich als Gastdrummer für drei Songs engagiert, prügelte er vor lauter Begeisterung den Großteil des Albums ein. Als Paradebeispiel dient "First It Giveth", einer der zahlreichen "Feel Good Hits Of The Summer": Der Song beginnt mit rüden Stakkato-Drums, die den engelsgleichen Gesang Hommes in bekannter Weise kontrastieren, bis im Refrain ein Trommelfeuer losbricht, das am ehesten mit einer Horde wilder und ausgehungerter Stiere zu vergleichen ist, die den Hörer zu Tode trampeln. A Song For The Dead. Der kommt dann gleich im Anschluss: Mark Lanegans Röhre bürstet einer psychedelischen Heavy Rock-Bombe den Scheitel.
Die Melodien und der Gesang des Josh Homme sind die Glanzlichter des Albums, das von einigen kurzen Radio-Anmoderationen durchzogen ist. Gleicht die von Bart-Wizard Nick Oliveri gezündete Opener-Bombe noch einem lebensmüden Blick in den Lauf einer Kanone, folgt mit "No One Knows" eine Lehrstunde mitreißenden Riff-Rocks, dessen intelligente Breaks auch beim zwanzigsten Mal Hören noch für offene Münder sorgen. Desert Rock for the Masses.
Schaurig-süß tritt das Queens'sche Popverständnis in "Go With The Flow" zu Tage, ohne Gefahr zu laufen, ins Kitschige abzudriften. "Gonna Leave You" und das von Oliveri gesungene (!) "Another Love Song" sind herzzerreißende Pop-Oden, während das ungewöhnliche Lagerfeuer-Wiegenlied "Mosquito Song" (inkl. Ween-Sänger) den relaxten Schlusspunkt bildet. Vorher lässt die Band mit "God Is On The Radio" und einem handzahmen Lanegan am Mikro noch ein einzigartiges Stück Blues-Metal vom Stapel.
"Songs For The Deaf" ist ein in diesem Ausmaß nicht für möglich gehaltener Volltreffer, dessen Wirkung eine Textzeile aus "No One Knows" unfreiwillig exakt umschreibt: "We get these pills to swallow - how they stick in your throat - tastes like gold."
135 Kommentare
hmm, da hab ich nicht viel dazu zu sagen, ich kenns nicht...
also wer hats und wie isses?
ich soll hier ne review schreiben und liege die ganze zeit nur fassungslos am boden ob dieses güldnen rock-manifests ...
hail to josh homme!
Nee, wirklich?
Ich bekomm ja garnichts mehr mit, seit ich visions nicht mehr im abo hab.
Jetzt aber flugs zum CD-Laden um die Ecke!!!
jamann auf jeden fall
Nach 20 Jahren Dauerrotation komme ich immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Definitiv eines der besten Rock-Alben.
krass dass dieses Album kein Meilenstein ist