laut.de-Kritik
Da hilft bloß noch Astra.
Review von Artur SchulzRecht fleißig sind sie ja, nach "I Am" liegt nun der Zweitling der Casting-Schönheiten vor, und bereits beim Eröffnungstrack "Too Young" wird deutlich: alles beim Alten.
Da ist die eine Stimme, die ganz nett klingt (bestimmt Bahar). Die, die so ein bisschen halbgar rumzickt, muss Senna sein, und irgendwo im dünnflüssigen Chor wird sich sicher auch die aufgrund freizügiger Fotos von Herrenmagazinen gefeierte Mandy verstecken. Aber, ey: Seit wann sind Monrose eigentlich zu viert?
Autsch, verdammt! Im Player rotiert ja der Zweitling von Queensberry. Meine Rose und die Königinnen-Beeren - natürlich zwei völlig verschiedene Konkubinen-Kombinate! Alter, das darf nicht passieren! Andererseits: Auch nicht im tiefsten Bedröhn würde man beispielsweise Mick Jagger mit Iggy Pop verwechseln.
Bereits der zweite Track streckt einen dann endgültig nieder: Queensberry schaffen es mühelos, den feinen Shakespear's Sister-Hit "Hello (Turn Your Radio On)" jeglicher Substanz zu berauben. Völlig verschwunden ist die angenehm psychotische Note des Originals und seine etwas sperrigen Arrangement-Ideen. "Every Now And Then" bewegt sich auf sattsam bekannten Blubberpop-Pfaden.
Unfreiwillig amüsant: die auf verruchten R'n'B getrimmte Nummer "I Feel You". Das ist zwar mit vermeintlich erotischen "Ah-Ahs" garniert, weckt aber keinerlei Lust auf ein Schäferstündchen. Die Ballädchen "On My Own" und "Lifelong Lovesong" deponieren wir schnell in der Geschmacks-Entsorgungstonne. "Girl Like Me" überrascht angenehm eingängig und mit geglückter Beat-Struktur, doch die kanten- und konturlose Einspielung inklusive allzu offensichtlicher "Girls Just Wanna Have Fun"-Synthies lassen den Song flugs in einem sich rasch öffnenden schwarzen Musik-Loch verschwinden.
"Selfish" versucht mit Bläserakzenten in der Upperclass-Popliga mitspielen, verharrt aber nur auf der Ersatzbank. "Scandalous" bietet dann erneut vermeintliche Sexyness: "We can be scandalous" und "A little bit crazy" locken die vier Grazien - so richtig abnehmen will mans ihnen nicht - und gegen das dröge "Oh-Oh"-Gestöhne auf "Love On The Radio" war Donna Summers "Love To Love You Baby" aber nun mal richtig nass. Immerhin: Wer gerne weiblichen Phrasierungs-Übungen lauscht, sitzt jetzt bestimmt nackig vor den Lautsprechern.
Mitunter küsst es dich, und du kannst dich nicht wehren. Irgendwann, so im Alter von 13 Jahren, plärrte mir "Twist And Shout" von den Beatles entgegen - und danach war nichts mehr wie zuvor. Am Abend dieses Tages rauchte ich rebellisch meine erste Peter Stuyvesant (auf Lunge), und Stunden später holte ich mir - mit einer Flasche Astra in der Hand - den ersten Korb bei einem Mädel in unserer kleinen Stadtteildisco ab.
Queensberry wurden natürlich anders wachgeküsst - mit "Hello (Turn Your Radio On)". Auch danach war nichts mehr wie zuvor: "Die Idee, den Song zu covern, kam uns im Tourbus. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Über all das Schöne und die Chancen, und auch über die schrecklichen Dinge." (Gabby). Vici ergänzt: "Ja, wir waren sehr nachdenklich, und dann lief plötzlich 'Hello' im Radio". Leo kann es aber am schönsten: "Wir haben alle eine Chance, wenn wir der Liebe eine Chance geben".
Da hilft bloß noch Astra.
51 Kommentare
Das Cover von "Hello" geht ja mal garnicht! Ich habe selten gehört, dass einem Lied so die Seele geraubt wurde!
Hier laut.de, ..
@laut.de (« Recht fleißig sind sie ja, nach I Am liegt nun der Zweitling der Casting-Schönheiten vor, und bereits beim Eröffnungstrack "Too Young" wird deutlich: alles beim Alten.
[i:491628d9df]Da ist die eine Stimme, die ganz nett klingt (bestimmt Bahar).[/i:491628d9df] »):
Darf man diese Review aufgrund der offensichtlichen Verwechslung mit den Vor-Vorgängern "Monrose" überhaupt ernstnehmen?
@SixDrunkenNobodies (« @music maker (« Unfassbar, dass die's zum zweiten Album geschafft haben. »):
Wieso "geschafft" ? Die Kuh wird halt solange gemolken, bis nicht mal mehr heisse Luft kommt. - Wenn's wenigstens heisse Luft wäre ... meist ist es ja doch eher bewegtes Vakuum. Grundsätzlich gilt doch ganz offensichtlich: mit möglichst wenig Einsatz den größtmöglichen Erfolg erzielen. Und im Ergebnis erhalten wir Coversongs und Mimikri, ausgeführt von Teenies, die nicht oder nur selten wissen, wie ihnen geschieht, eingespannt in eine Medien-Saftpresse.
Ich finde, die Rezension hat schön dargestellt, dass diese Plastik-Bands austauschbar sind. Schade ist es vielleicht für das eine oder der Mädchen, das sich wirklich Hoffnungen macht, damit langfristig Erfolg zu haben und stimmlich unter Umständen auch ein gewisses Potential dafür hätte. Nach der Verheize dürften aber wohl alle in der Versenkung verschwinden (siehe NuPagadubididu etc. pp.).
Ob Monrose oder Queensberry mehr Charakter haben oder welche Band "besser" ist, ist wohl so bedeutent wie die Frage, ob ich mich zuerst mit meiner linken oder meiner rechte Arschbacke auf's Klo setze.
Vom Konzept her hat man ja diesmal vorgesorgt, dass man sich nicht selbst durch die Nachfolge-Girlband das Wasser abgräbt, da es ja wohl diesmal ein m/w-Duo geben soll, wenn ich richtig aufgepasst habe ...
Aber amüsant sind Casting-Shows !
Anfangs freue ich mich über die freiwilligen Versager/innen, die sich in Scharen der öffentlichen Schelte stellen. Dann wird es witzig, wenn aus einem hyperaktiven Dummchen mit Bollerbirne namens Gabi/Gabriella eine "Gabby" wird, der man weismacht, sie wäre nun ein Popstar. Lustig finde ich auch noch, wenn schreiende Fangirls den Mist kaufen.
Naja, dann wird es fad ... aber zum Glück wird ja schon ein Jahr später die nächste Sau durch's Dorf gejagt ! »):
Amen
@SixDrunkenNobodies (« Vom Konzept her hat man ja diesmal vorgesorgt, dass man sich nicht selbst durch die Nachfolge-Girlband das Wasser abgräbt, da es ja wohl diesmal ein m/w-Duo geben soll, wenn ich richtig aufgepasst habe ... »):
variieren tun die eh jedes mal.
das war schon immer teil des konzepts...
Queensberry klingen wie ihr Name.
Bescheuert & dabei unendlich belanglos.