laut.de-Kritik
Ein Schlag in die eigene Fresse!
Review von Kai ButterweckWer auch nur annähernd mitbekommen hat, was 2012 bei den Metal-Legenden aus Seattle vor sich ging, der wird sich ein Schmunzeln angesichts des Covers von "Frequency Unknown" kaum verkneifen können. Eine geballte Faust, samt Stahlring, auf dem die Initialen "F" und "U" prangen: Eindeutiger hätte die Botschaft von Sänger Geoff Tate, dem letzten verbliebenen Ur-Mitglied der Band, nicht ausfallen können. Denn wer sich im Backstagbereich mit den Kollegen prügelt und auf der Bühne Spuckattacken und Beleidigungen vom Stapel lässt, der verbindet dies nicht nur mit einem Coverartwork, sondern auch - besser: vor allem - mit dem bekannten weltweit gültigen Wortduo, das nur eines zum Ausdruck bringen soll!
Was also ordentlich Feuer und Zunder verspricht, entpuppt sich allerdings als Sparflamme, mit der selbst ein Bundeswehr-Gefreiter im winterlichen Mecklenburger Unterholz Probleme hätte, seine Konserven auf Temperatur zu bringen. Zwar kommt der Opener "Cold" noch mit annehmbarem Gerüst daher, doch was Geoff und seine zusammengekaufte Backing-Horde im Anschluss präsentieren, ist vom Einlass in die heiligen Songwriting-Hallen in etwa so weit entfernt, wie Uli Hoeneß von einer Einladung zur chilligen Grillparty bei Wolfgang Schäuble.
Mit diesem Album schlägt sich der Urheber unzähliger Endachtziger-Prog-Metal-Perlen selbst in die Fresse. Melodien für Geschmacksbefreite, Gitarrenblöcke aus dem digitalen Fertigbaukasten für Distortion-Einsteiger und ein Schlagzeug-Sound, der klingt, als hätten sich die Verantwortlichen auf einen Deal mit Nintendo eingelassen.
Wer dachte, dass es nach dem desaströsen Vorgänger "Dedicated To Chaos" eigentlich nur aufwärts gehen kann, der wird mit uninspirierten Grobmotorikern wie "Dare", "Slave" oder "Running Backwards" eines Besseren belehrt.
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hacken die Herren zum Schluss auch noch vier Großtaten der Vergangenheit ("I Don't Believe In Love", "Empire", "Jet City Woman", "Silent Lucidity") die Gliedmaßen ab und hinterlassen nichts als verkümmerte Torsos.
Die Einzigen, die hier begeistert in die Hände klatschen dürften, sind die ehemaligen Queensryche-Mitglieder Michael Wilton, Eddie Jackson, Scott Rockenfield und Parker Lundgren, die mit Crimson Glory-Shouter Todd La Torre demnächst zum musikalischen Gegenschlag ausholen wollen: Viel Mühe geben müssen sie sich dafür nicht.
12 Kommentare
Traurig, traurig. "I don´t believe in love" setzt dem Ganzen dann leider wirklich die Krone auf; musikalisch wie eine Schülerband, vom Gesang her wie...wie ein abgewrackter Weltklassesänger eben.
ach, sooo schlimm ists auch wieder nicht. man kanns auch übertreiben
@mali-zeko (« ach, sooo schlimm ists auch wieder nicht. man kanns auch übertreiben »):
Nein, in dem Fall kann man es nicht übertreiben. Die Scheibe ist absolute Scheiße. Allein was Herr Tate aus "I don't believe in love" gemacht hat ist eine Schande. Gesanglich absoluter Abfall. Diese Scheibe kombiniert mit seinem Gehabe in der letzten Zeit ist ein Meisterstück in "Wie säge ich an meinem Legendenstatus?"
falls noch jemand ne dritte aufmacht, haben wir für jedes Reich...ähem... Ryche eine....
Rotz
@dein_boeser_Anwalt (« falls noch jemand ne dritte aufmacht, haben wir für jedes Reich...ähem... Ryche eine.... »):
Wer weiß, vielleicht will Chris DeGarmo bald auch wieder ein paar Krumen, die vom ryche gedeckten Tisch herunterfallen, aufklauben.