laut.de-Kritik

Beißende Lyrics und ein ganz neuer Sound.

Review von

Welche Riesenwelle "Rage Against The Machine" 1992 auslöste, konnte vorher noch niemand ahnen. Dieses Debütalbum prägte nicht nur den Crossover wie kein anderes, sondern setzte auch ganz neue Maßstäbe in Produktion und Soundqualität.

Der Mix aus Rock, Metal, Hip Hop, Funk sowie Punk- und Jazz-Elementen war so neu wie revolutionär und traf gleich ein ganzes Nervenbündel. Das Debüt der Kalifornier holte dreifach Platin und hielt sich 89 Wochen lang in den Charts, und das mit Kritik an Gesellschaft, Staat, Rechtssystem und Medien, an sich eher selten ein Verkaufsschlager.

"Killing In The Name" war die erste Single und wurde zum Aushängeschild des Vierers. "Some of those that work forces are the same that burn crosses" wechselt sich ab mit dem aggressiven "and now you do what they told ya". Dazu das unverwechselbare Killer-Riff von Tom Morello, der aus seiner Gitarre mehr herausholt als so mancher Synthesizer-Fuzzi aus seinem überteuerten Computer-Equipment. Dieser Song ist nicht nur eine Kritik, sondern ein musikalischer Genickbruch für die Ku Klux Klan-Anhänger unter amerikanischen Cops.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung stehen die USA unter dem Eindruck des ersten Irak-Krieges und der schweren Rassenunruhen in Los Angeles. So prägt die politische Botschaft von Sänger Zack de la Rocha das ganze Album. Soziale Ungerechtigkeit prangert der Opener "Bombtrack" an, der Fanliebling und Live-Überhit "Bullet In The Head" kritisiert die Manipulation der Bevölkerung durch die Medien u.a. mit der Jahrhundert-Zeile "They say jump, you say how high".

Die Regierung der USA kommt in "Know Your Enemy" unter die Räder: "What? The land of the free? Whoever told you that is your enemy!" Auch der Amerikanische Traum wird verachtend in Frage gestellt: "Compromise, conformity, assimilation, submission, ignorance, hypocrisy, brutality, the elite / All of which are American dreams".

Die beißenden Lyrics sind in ein noch nie dagewesenes Klanggewand gebettet, das um so mehr überrascht, da die Band im Booklet versichert: "no samples, keyboards or synthesizers used in the making of this record"! Der neuartige Sound setzte neue Maßstäbe, Gitarren-Soli wie in "Freedom" und "Township Rebellion" oder das nach Zahnbohrung klingende, aber trotzdem endgeile Riff von "Fistful Of Steel" stehen konkurrenzlos für sich.

Aber nicht nur die Durchschlagskraft der Songs und die herausragende Produktion fallen auf. Auch das bildgewaltige Cover hat es in sich: Ein buddhistischer Mönch verbrennt sich selbst 1963 in einer Protestaktion gegen das Vietnamesische Regime.

Auch Rage Against The Machine veranstalteten selbst immer wieder Proteste oder nahmen an solchen teil. Auf dem Lollapalooza Festival 1993 in Philadelphia zum Beispiel, stand die ganze Band 15 Minuten lang nackt auf der Bühne, ohne zu spielen. Klebeband bedeckte die Münder und auf den Brustkörben war P M R C zu lesen. Eine Kritik an der Zensur von Parents Music Resource Center.

Jeder der zehn Titel steht nicht nur für sich, sondern passt auch perfekt in das Albumkonzept. Was also hier auf die begeisterte Fanschar losgelassen wurde, ist unvergleichlich und leider auch nie mehr erreicht worden.

In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.

Trackliste

  1. 1. Bombtrack
  2. 2. Killing In The Name
  3. 3. Take The Power Back
  4. 4. Settle For Nothing
  5. 5. Bullet In The Head
  6. 6. Know Your Enemy
  7. 7. Wake Up
  8. 8. Fistful Of Steel
  9. 9. Township Rebellion
  10. 10. Freedom

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