laut.de-Kritik
Ernste Themen, humorvoll erzählt.
Review von Giuliano BenassiRandy Newman ist überall. Als unsterblicher Werbejingle ("Sail Away"), als unübertroffene Erotikbegleitung ("You Can Leave Your Hat On"), als preisgekrönter Komponist von Soundtracks (darunter "Die Monster AG" und "Cars"). Nur mit Material unter eigenem Namen hat sich der alte Haudegen rar gemacht.
Mit der Ausnahme der Neueinspielung seiner bekanntesten Lieder am Klavier ("Songbook Vol. 1", 2003) handelt es sich bei "Harps And Angels" um sein erstes Studioalbum seit knapp zehn Jahren. Dass seitdem einige Zeit vergangen ist, macht der Titeltrack, gleichzeitig der Opener, unmissverständlich klar.
"I caught something that made me so sick / That I thought that I would die / And I almost did too", erzählt der Los Angelino in der ersten Strophe. Traurig klingt die Begleitung jedoch nicht. Schwungvoll imitieren Bläser die Arrhythmie des erkrankten Herzens. Ein Frauenchor und eine Orgel muten wie heraneilende Engel aus dem Himmel an. Newman klimpert fröhlich auf dem Klavier herum. Ein ernstes Thema, das er humorvoll erzählt.
So verhält es sich mit den meisten Stücken auf dem Album. Mit "Laugh And Be Happy", etwa, oder mit "A Few Words In Defense Of Our Country", das bereits zwei Jahre zuvor auf MySpace zu hören war. Zwischen Swing und Country rechnet Newman schonungslos mit der Regierung seines Landes ab ("Just a few words in defense of our country / Whose time at the top / Could be coming to an end"). "A Piece Of The Pie" besitzt Musical-Qualitäten und fordert das begleitende Orchester zu einer bemerkenswerten Leistung.
Die Traurigkeit, die Newman oft unter Witz und Charme versteckt, kommt seltener zum Vorschein, dafür dann mit voller Kraft. Gleich das zweite Stück, "Losing You", zeichnet das Bild eines geschlagenen Mannes, der alles erreicht, aber eine wichtige Person an seiner Seite verloren hat. "I guess most of my dreams have come true / With it all here around me / No peace do I find / 'Cause I'll never get over losing you", lauten die letzten Zeilen.
Dafür bietet die zweite Klavierballade, das abschließende "Feels Like Home", Trost. "There's something in your voice / Makes my heart beat fast / Hope this feeling lasts / The rest of my life". Auch hier handelt es sich um schon bekanntes Material, nämlich um ein Stück aus dem Musical "Faust" (1995).
"Harps And Angels" schaukelt zwischen Swing und Ballade, zwischen fröhlich, sarkastisch und ernst hin und her. Ein schwieriger Spagat, den Newman über weite Strecken meisterhaft bewältigt, auch wenn manche Stücke, insbesondere "Korean Parents", überladen klingen. Easy Listening bietet das Album nur bedingt, dafür tiefgründige, manchmal überraschende Texte. Bleibt zu hoffen, dass bis zur nächsten Studioarbeit nicht wieder zehn Jahre vergehen – bis dahin wäre Newman 75.
7 Kommentare
Werbejingle "Sail Away"?
Wenn damit die Becks-Werbung gemeint sein soll, ist dass aber schon 'n krasser Fehler.
Das Lied zum Werbejingle "Sail Away" stammt von Hans Hartz. Eine Textzeile wie "Sail away, dream your dreams you will always find a way to make your feelings come true" passt zu Newman wie Ironie zu Stumpfsinn.
@leser (« Werbejingle "Sail Away"?
Wenn damit die Becks-Werbung gemeint sein soll, ist dass aber schon 'n krasser Fehler.
Das Lied zum Werbejingle "Sail Away" stammt von Hans Hartz. Eine Textzeile wie "Sail away, dream your dreams you will always find a way to make your feelings come true" passt zu Newman wie Ironie zu Stumpfsinn. »):
Leider irrst DU.
"Sail Away" ist tatsächlich ein Newman-Song aus 1972.
Er wurde nur x-fach gecovert, u.a. von Hans Hartz bzw. Joe Cocker für den Becks-Jingle.
Zum Album: vielleicht -wirklich nur vielleicht- sollte man sich bei Laut überlegen, ob man dieses grobe 5-Punktesystem beibehält.
Die Rezension liest sich wie "ich kann mich nicht zwischen *** und **** entscheiden"
Dann entscheide ich mal für mich und sage: glatte ****.
Vom Songwriting her, von der Bissigkeit seiner Texte ist der alte Knabe jung geblieben. Und verpackt die Lyrics in vordergründig swingende, bluesende, opulente, balladeske Soundgewänder.
Hört sich eigentlich ein wenig nach Widerspruch an, aber die instrumentalen Parts haben Spannung und unterstützen seine immer noch teils giftigen, auf jeden Fall aber aussagekräftigen "Statements".
Dem Wunsch von Herrn Benassi schließe ich mich an, bitte nicht nochmal 10 Jahre warten.
Nein, ich irre nicht.
"Sail Away" von Newmans Platte "Sail Away" hat nichts mit dem Werbe-Song "Sail Away" von Hans Hartz zu tun. Der Refrain bei Newman lautet:
"Sail away - sail away
We will cross the mighty ocean into charleston bay"
Joe Cocker hat den Hans Hartz Song gecovert und von Newman - soweit ich weiß - nur "You can leave your head on."
@leser (« Nein, ich irre nicht.
"Sail Away" von Newmans Platte "Sail Away" hat nichts mit dem Werbe-Song "Sail Away" von Hans Hartz zu tun. Der Refrain bei Newman lautet:
"Sail away - sail away
We will cross the mighty ocean into charleston bay"
Joe Cocker hat den Hans Hartz Song gecovert und von Newman - soweit ich weiß - nur "You can leave your head on." »):
Höre dir bitte auf YouTube Newmans "Sail Away" an, pass genau auf die Melodie und den Refrain auf.
Hans Hartz und Cocker gaben dem Song einen anderen Text für den Werbeclip.
Nochmal: nach allem was mir bekannt ist, stammt der Song im Original von Randy Newman, wurde aber x-fach durch den musikalischen Fleischwolf gedreht.
Akzeptier einfach, das Newman und Hartz einen Song und auch jeweils ein Album "Sail Away" genannt haben. Das wars. Mehr haben die nicht miteinander gemein, weder textlich noch musikalisch.
1 Minute googlen und bitte:
http://www.coverinfo.de/start.php4?wert=12…
Da steht übrigens, dass Cocker sowohl Randy Newmans als auch Hans Hartz "Sail Away" gecovert hat. So ist ja alles in Ordnung.
Ich bin auch der Meinung, dass "Sail away" von Newman und von Hartz nichts gemein haben. Joe Cocker hat aber neben "You can leave your hat on" noch "Guilty" von Randy Newman gecovert. Übrigens mit der schönen Schlusszeile ( - ja, es geht um Alkoholmissbrauch!):
"It takes a whole lot of medicine
for me to pretend that I'm somebody else"