laut.de-Kritik
Lautmalerei an Piano- statt Maustasten.
Review von Matthias ManthePopklassiker entstehen in spontanen Momenten. Wenn intuitiv plötzlich alles passt, jedes Rädchen greift. Ein Erzwingen funktioniert da selten bis nie. Weder durch monatelanges Zerdenken noch durch 80-spurige Gewalttaten, wie sie Ratatat noch vor zwei Jahren ablieferten.
Denn bei aller Liebe: "Classics" war in seiner Drallheit überambitioniert. Nach der Hälfte der Spielzeit verspürte man trotz guter Tracks leichtes Sodbrennen. Und den Wunsch nach einer menschlichen Stimme, die den Instrumentals ihre übertriebene Expressivität abnähme.
Im Interview räumte Mike Stroud seinerzeit ein, etwas den Faden verloren zu haben. Die Hoffnung, das New Yorker Duo fände demnach bald die Mitte aus HipHop-Programming und nach Plaste klingenden Gitarrenkadenzen, wird erfüllt. Aber anders als erwartet.
Stroud und Partner Mast gönnten sich für "LP3" erstmals nur wenige Wochen Produktionszeit. Sie überfüttern das Beat-Fundament nicht länger mit Licks und Software-Synths, sondern greifen konsequent in die Vintage-Tasten. Saitenfeuerwerk und Laptop-Nerdism werden spürbar zurückgefahren.
Der Sound bleibt opulent, wirkt aber durchstrukturierter. 8-Bit-Sounds werden in Mellotron-Lautsprache übersetzt, HipHop-Ästhetik anhand eines Banjo-Tremolos dekliniert und ein Cembalo von der Marimba untermalt. Vocals lassen diese exotischen Klangexperimente in keiner Sekunde mehr vermissen.
Dabei verschichten Ratatat nach wie vor eine Masse an Ideen. Es zirpt, knarrt und plätschert in den Zwischenräumen. Gleichzeitig konservieren Stroud/Mast jedoch einen analogen Charme, der sogar Retro-Science-Fiction-Scores verinnerlicht hat. Mich jedenfalls erinnert "Shiller" durchaus an Pink Floyds "Welcome To The Machine". A potential future classic.
2 Kommentare
..mal reinhörn, classics war ja mal recht fein
Einfach ein muss!
manulo