laut.de-Kritik

Dirty South nix für Zwerge.

Review von

"Es kann nur einen geben." Sollte an der alten Highlanderweisheit etwas dran sein, dann hat Bruce Springsteen schlechte Karten. Dann nämlich muss wohl ein Machtwechsel vonstatten gegangen sein: Ein ohne jeden Zweifel amtierender Boss zieht die Fäden seiner diversen Geschäfte von Miami aus.

Dort, in den Tiefen des dreckigen Südens, brodelt es gewaltig. Immer wieder erschüttern heftige Eruptionen die Rap-Landschaft. So gleicht auch Rick Ross' zweiter Ausbruch am ehesten einer Naturgewalt, der man sich besser nicht in den Weg stellt.

"We survive through every storm, any weather, any road block. We are here forever. We would never be stopped 'cause we the motherfuckin' best." Nun, ob Rick Ross tatsächlich das ewige Leben haben wird, bleibt abzuwarten. Die alles beherrschende Haltung hinter "Trilla" bringt DJ Khaled allerdings ganz gut auf den Punkt. Diskussionen gibt's nicht. Wer meckert, wird plattgewalzt. Das Leben kann so einfach sein.

Folgerichtig erstickt Rick Ross eventuelle Widerrede bereits im Intro im Keim und verbietet einmal lustig rundum sämtlichen Anwesenden das Maul. Der schleppende Sound aus der Werkstatt der J.U.S.T.I.C.E. League, der den donnernden Auftakt begleitet, unterstreicht die kompromisslosen Worte und lässt ahnen, was die kommende Stunde bereit hält: Nix für Zwerge.

Mörderisch druckvoll schieben die wuchtigen Beats alles und jeden gegen die nächste verfügbare Wand. Dabei bedienen sich die zahlreichen beteiligten Produzenten der kompletten Klaviatur dessen, was der Süden Ureigenes zu bieten hat. Chopped&Screwed-Elemente werden eingestreut. Mannie Fresh grüßt mit einem Geto Boys-Sample in "All I Have In This World" höflich in Richtung der Dirty South-Pioniere.

Von Tower of Power bis Kanye West wird verwurstet, was immer eine Wirkung erzielt. Schnurgerade Drumcomputer lässt 'Blac Elvis' Williams in "This Is The Life" mit schrägen Bläser-Klängen kollidieren. J. R. Rotem nutzt für "The Boss" Dancehall-Elemente zu dumpf im Hintergrund ploppenden Bässen.

Ein Effekt über dem Gesang verhindert hier das Abgleiten in gefühlsduseligen R'n'B-Sirup. Selbst ein R. Kelly, eigentlich ein Garant für klebrige Schmachtfetzen-Stimmung, tönt keineswegs überzuckert, wenn The Runners "Speedin'" zum Titel passend mit harten Claps nach vorne treiben: So und nicht anders, bissig und keinesfalls weichgespült, stelle ich mir eine "Best Of Both Worlds"-Kollabo vor.

Inhaltlich behält "Trilla" den auf "Port Of Miami" eingeschlagenen Kurs konsequent bei: "If it ain't 'bout cash I don't really care." Big money, big business: Damit ist - die Tracklist lässt solches vermuten - im Grunde alles erzählt: Rick Ross' "Maybach Music" dient ausschließlich dazu, seinen Status als "Billionaire" zu zementieren und weiterhin die "Luxury Tax" begleichen zu können. Warum das alles? Diese Frage beantwortet Lady Ebonylove: "Money Makes Me Come".

Trotz gewohnt schlichter Reimstrukturen liefert Rick Ross eine fesselnde Darbietung. Er beherrscht das Kunststück, zugleich in sich gefestigt und höllisch hungrig zu erscheinen; aus dem Handgelenk. Dass man im Süden nicht zwingend auf der Bremse stehen muss, zeigt er unter anderem in "Here I Am", wo er ordentlich Fahrt aufnimmt.

"I will save you if you let me." Ob alleine, an der Seite Jay-Zs in "Maybach Music" oder im Kreise seiner Brüder im Geiste (Lil Wayne, Young Jeezy und Trick Daddy in "Luxury Tax"): Rick Ross bringt für die eine oder andere Rettungsaktion durchaus das nötige Format mit. Sollte er auch, behauptet er doch, er sei "the biggest boss that you've seen thus far".

Als einzigen Ausrutscher verbuche ich die leider böse im Gedächtnis haftende, weil am Ende platzierte, mit Abstand scheußlichste Hookline des Albums. Den Versuch einer Entschuldigung birgt der Track selbst: "I'm not perfect", heißt es da. "I'm Only Human". Na, gut. Trotzdem darf Bruce Springsteen jetzt einpacken. Der neue Boss ist längst am Ruder, und er hat gesprochen: "Bounce!"

Trackliste

  1. 1. Trilla Intro
  2. 2. All I Have In This World
  3. 3. The Boss
  4. 4. Speedin'
  5. 5. We Shinin'
  6. 6. Money Make Me Come
  7. 7. DJ Khaled (Interlude)
  8. 8. This Is The Life
  9. 9. This Me
  10. 10. Here I Am
  11. 11. Maybach Music
  12. 12. Billionaire
  13. 13. Luxury Tax
  14. 14. Reppin My City
  15. 15. I'm Only Human

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Ross, Rick – Trilla [Vinyl LP] €354,84 Frei €357,84

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Rick Ross

Man kennt das ja: Aus Glaubwürdigkeitsgründen (oder warum auch immer) leihen sich Rapper Namen von bekannten Kriminellen: Capone-N-Noreaga, 50 Cent …

25 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Der kommende Nachfolger zum grossartigen "Port of Miami" scheint sich, den bisherigen MySpace-Tracks (http://myspace.com/rickross) Glauben schenkend, weiterhin und im Falle von STTH sogar noch erhoeht der 80er-Glitzeratmosphaere zu bedienen, die seinen Shit bisher so interessant gemacht haben. :eek: Textlich erwarte ich aehnliche Klassikerlines wie "Ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-nigga / Where my money? I need, I need, I need cash."("Where My Money? (I Need That)") oder "I'm in the distribution, I'm like Atlantic / I got them motherfuckers flyin' 'cross the Atlantic."("Hustlin''). Natuerlich ist Young Jeezy immer noch der maechtigere Trapper von beiden, aber der wurde hier ja eh ignoriert, mein Topic damals sowieso.

    08/28 SHARP[/url]

  • Vor 16 Jahren

    Rick Ross rult Rap und Trilla is Killa! :D

    Nuff Said!

  • Vor 16 Jahren

    4/5 gehen klar. am geilsten find ich in irgendeinem video, wie er vom auto wegrennt und von der brücke springt. das sieht zu lustig aus!

    e: ja, war speedin'