laut.de-Kritik
Sommerliche Dancetunes aus Jena.
Review von Martin TenschertJena ist dem geneigten Technofreund seit längerer Zeit ein Begriff. Der erlauchte Kreis um die Labels Freude am Tanzen und Musik Krause erbringt konsequent den Nachweis, dass es die thüringische Universitätsstadt mit der Bumm-Bumm-Musik raus hat.
Ein gewisser Gabor Schablitzky aka Robag Wruhme, früher Teil des fabulösen Duos "Wighnomy Brothers" (R.I.P.) hat bei DJ Kozes Pampa Records ein neues Zuhause gefunden. "Thora Vukk" betitelt er sein Solo-Album, ganz in der Tradition lustig-verwirrter Titel wie zuletzt bei dem zuletzt auf Kompakt erschienenen Mix CD "Wuppdeckmischmampflow".
Gabor gibt an, weite Teile des Albums in der Küche vorproduziert zu haben, eine heimelige Eckbankwärme macht sich breit. "Wupp Dek" ist voller Soul und macht einen auf entspannt, der treibende Beat ruckelt dennoch kräftig, es soll ja nicht zu chillig werden!
Man munkelt, es wurden gar Küchenutensilien gesamplet, mit dem Auftrag, Wruhmes Soundkosmos noch individueller zu gestalten. Wäre nicht nötig gewesen, denn die Tracks funktionieren auch so. "Prognose Bomm" vereint melodiöse Elemente mit trockenem Minimal House, der dermaßen schnurrt, dass mich die Kassiererin beim Drive In auf die "flotte Musik" ansprach, die aus meinen Boxen knisterte.
Wruhme verbindet. Nicht nur die Generationen, denn mehrere Brückentracks sorgen für Entspannung zwischen den "richtigen" Stücken. Keine Lückenfüller, sondern mehr in der Tradition von Hörspielen anzusiedeln.
Sommerlich wird einem bei Liedern wie dem federleichten "Tulpa Ovi" zumute; die berüchtigten DJ Sets von Herrn Schabitzky werden demzufolge die Festivalsaison mit einer dicken Schicht aus Hi-Hat-Pollen überziehen. Der reichlich pragmatisch gewählte Titel des finalen Tracks "Ende" ist auf musikalischer Seite kreativer ausgefallen. "Da dam dam"-jazzige Vocals und shakend-scheppernde Klänge begleiten ein episches Klavier noch bis zur Tür.
Kozes Riecher hat ihn auch bei "Thora Vukk" und seinem Schöpfer Schabitzky nicht im Stich gelassen. Er wird sich also nicht mit der Frage: "Wruhme hast du den Wruhme überhaupt gesignt?" auseinander setzen müssen.
In diesem Sinne: "Tschüs, Gabor!".
2 Kommentare
Nicht ganz so ein grandioses Sommeralbum wie letztes Jahr Marsmobil "Why don't you take the other side", aber mehr als tauglich für die überaus sonnigen Tage der Republik.
Macht vor allem Lust auf die zukünftig anstehenden Releases aus dem Hause Pampa. Ein deutsches Label, von dem ich mir viele merkwürdige und außergewöhnliche Veröffentlichungen verspreche. Ach was, ich hoffe gar auf ein solides Gegengewicht zu den britischen Warp und NinjaTune!
einfach toll! läuft bei mir die ganze zeit...