laut.de-Kritik
Ethnopop trifft auf pseudo-esotherische Wellness-Lyrics.
Review von Giuliano BenassiSchon die ersten Klänge dieses Albums veranlassen einen verzweifelten Griff zum Kopfhörer: Lang gezogene Keyboardnoten begleiten eine schmalzgetränkte hohe Stimme. "Die alten Jungs verabschieden sich einzeln dort hin, wo junge Vögel fliegen. Öffne deine Flügel und renne" verkündet sie, bevor halbherzige Breakbeats einsetzen, die an finsterste Enigma-Zeiten erinnern.
Runrig gibt es seit 30 Jahren, die Mitglieder sind deshalb nicht mehr die Jüngsten, leider machen sie aber keine Anstalten, adieu zu sagen. Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit mit dem in Brasilien lebenden schottischen Musiker Paul Mounsey setzen sie zwei Jahre nach "The Stamping Ground" nun auch auf dem vorliegenden Album fort. Ethnopop trifft auf pseudo-esoterische Wellness-Lyrics und möchtergern-moderne Elektroniksounds - schlimmer kann es kaum noch werden.
Glücklicherweise beweist Gitarrist Malcolm Jones immer wieder ein glückliches Händchen. Droht der Titelsong "Proterra" ein irreversibles Abstumpfen des Gehörs zu verursachen, setzt er gerade noch rechtzeitig mit einem vergleichsweise fetzigen Sound ein. "Day Of Days" ist schneller Folk-Pop, in der eine rhythmische Akustikgitarre und Jones' elektrischer, an David Gilmour angelehnter Sound ein halbwegs anhörbares Ergebnis lieferten. Wäre da nicht die begleitende Dudelei.
Die gibt es leider ununterbrochen ganze 55 Minuten lang. Die langsamen, mit Pathos geladenen Stücke wie "The Old Boys", "Gabriel's Sword" und "Faileas Air An Airigh" erweisen sich dabei als absolute Tiefpunkte. Während das gälische "An Toll Dubh" wie ein Vangelis-angehauchter Kampfaufruf anmutet, sorgt das abschließende instrumentale Klavierstück "Angels From The Ashes" wenigstens noch für ein halbwegs versöhnliches Ende.
2 Kommentare
Der Autor könnte es auch kurz machen: Er mag Runrig einfach nicht ....
Soll er von mir aus die Stones (die zwar vor 30 Jahren schon hatten aufhören sollen ... ) oder Dieter Bohlen (der nie hätte anfangen dürfen) hören, aber mit dieser deutlich spürbaren Aversion soll er bitte keine Kritik über ein Runrig Album mehr schreiben.
Ich kann mich nur laucar anschließen.
Runrig haben sich in den letzten Jahren auch auf Grund des neuen Sängers spürbar verbessert. Runrig sollte man sich im übrigen live ansehen/hören, da sie live alles ein Tick schneller spielen und das macht wirklich Eindruck. Siehe DVD Day Of Days aus 2004.