laut.de-Kritik

Verführung in Moll.

Review von

Wie die Prinzessin eines Märchenreichs steht sie in den Bookletfotos auf einem Hügel, hinunterblickend auf Ruinen, einst von Maya oder Azteken belebt. Mit ihrer faszinierenden Exotik passt Sade wunderbar in eine solche Szenerie; wie rufend aus der Ferne, Vergangenes beschwörend. So ähnlich klingen auch die zehn Songs ihres neuen Albums: "Soldier Of Love" präsentiert eine in zeitgemäße Sounds eingebettete Künstlerin, die ihrem Stil treu bleibt, ohne als einfallslose Wiederholungstäterin zu agieren.

Unaufgeregt und mit dezentem Wohlklang über dem Beat nimmt "The Moon And The Sky" sofort gefangen. Eine für Sade-Verhältnisse sehr ungewöhnliche Nummer stellt der Titeltrack "Soldier Of Love" dar, dank seines marschierenden Rhythmus und effektiv-trockenen R'n'B-Beats. Perfekt ausgeführt, zieht der Titel hypnotisch in seinen Bann.

Viel schlichter und zurückgenommener instrumentiert stellt der "Morning Bird" dann ruhigere Momente in den Vordergrund. Da passiert viel in den Arrangements: unaufdringlich setzen die Streicher Akzente, Samples fügen sich harmonisch in das Gesamtkonstrukt, Piano-Akzente kolorieren die jeweils vorherherrschende Stimmung mit sanften Farben.

Der "Babyfather" bietet im Vordergrund stehende Beats mitsamt einem rund komponierten Song-Aufbau, der zum Mitwippen verleitet. "Be That Easy" taucht Sade gar in ein musikalisches Country-Umfeld, das allerdings nichts mit wildgewordenen Hillbilly-Ponys zu tun hat. Zurückhaltend und in den Hintergrund gestellt werden diese Stil-Tupfer eingesetzt, ähnlich geglückt wie unlängst auf Rebekka Bakkens aktuellem Album "Morning Hours". "In Another Time" bietet eine einnehmend-ausgefeilte Komposition mitsamt präzis eingestreuten Saxophon-Phrasierungen.

Für eine Künstlerin mit begrenztem stimmlichen Volumen hat Sades Vortrag doch viele Facetten. Ein Hauch Älterwerden schleicht sich rauh in ihre Stimme ein, was der Tiefe ihres Gesangs vorzüglich bekommt. Die Moll-Töne herrschen vor. Sade beleuchtet mit hörenswerten Texten in erster Linie die ewigen Themen zwischen Mann und Frau, verbunden mit Rückblicken auf besondere Lebenssituationen.

Es findet sich kein ganz großer Ausnahme-Song auf "Soldier Of Love", wer nach einem neuen "Your Love Is King" oder "Frankies First Affair" Ausschau hält, wird nicht fündig. Die zehn Titel fungieren als in sich geschlossener, runder Zyklus, der Wert auf sorgfältiges Songwriting setzt und über eine exzellente Produktion verfügt, ohne dabei jemals technisch-steril zu wirken. Sade 2010: weit, weit entfernt von belanglosen Lounge-Klängen. Und dabei trotz aller Zurückgenommenheit fürs Ohr stets wunderschön in Szene gesetzt.

Trackliste

  1. 1. The Moon and The Sky
  2. 2. Soldier of Love
  3. 3. Morning Bird
  4. 4. Babyfather
  5. 5. Long Hard Road
  6. 6. Be That Easy
  7. 7. Bring Me Home
  8. 8. In Another Time
  9. 9. Skin
  10. 10. The Safest Place

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Sade – Soldier of Love/Diamond Life €5,34 €3,00 €8,34
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Sade – Soldier Of Love €12,99 €3,00 €15,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Sade – Soldier of Love [Vinyl LP] €27,99 €3,00 €30,99

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Sade

Sade ist ein Synonym für Klänge, die irgendwo zwischen Film Noir, Bar-Jazz, sanftem Latin-Sound und Soul liegen, unterstrichen von einer Stimme, die …

7 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    10 Jahre nach den letzen Album Lovers Rocks sind vergangen, viel Zeit um sich neu zu finden und sich weiter zu entwickeln! Aber nicht Sade, sie behält ihren Ursprung bei. Kleine Veränderung sind gestattet große bedeuten für sie ein Schritt in den Abgrund? Für eingefleischte Fans ein Muss, mit ihrer üblichen Beständigkeit schließt sie naht los den Vorgänger an, mit kleinen Veränderungen die angepasst sind an der Popszene. Und wenn man sich dann das Album von 1992 Love Deluxe anhört kommt einen die Frage auf, steht die Zeit in der Musik still? Ja, seit Ende der 90’er lassen Castings Show es nicht mehr zu das die Pop Musik sich verändert, der Anspruch dort ist sehr niedrig geworden. Somit haben es Künstler älteren Semester einfach, die Bandbreite der 80’er ist in den90’er, in viele einzelne Grene eingeteilt worden! Sade‘s Sound wurde den Leuten als New Jazz verkauft, jetzt wird sie Launge Musik bezeichnet, aus welchem Grund auch immer! Sie bleibt ihren Ursprung treu dem Jazz und brauchte nicht viel an ihren eignen Stil ändern, was ich persönlich bedaure. Gewünscht hätte ich mir das was sie vom Album Stronger Than Pride zu Love Deluxe geschafft hat, erkennbare Veränderung aber mit ihrem Tatsch der unverkennbar ist! Somit bekommt der Hörer den Eindruck dass Love Deluxe in die dritte Runde geht! Ob man das nun zwingende Ausdauer oder Beharrlichkeit nennen will, ist für mich ein und dasselbe.
    Gesamt gesehen, junge Künstler müssen erstmals so ein Sound schaffen (Stellenwert), solange brauchen Künstler wie Sade sich nicht neu Erfinden.

  • Vor 14 Jahren

    tolles album!

    faves:
    in another time, long hard road und morning bird.

  • Vor 14 Jahren

    Erstmal: Endlich ist das Forum wieder da. War schon merkwürdig ohne.

    Ich habe die CD seit dem Erstverkaufstag und hab sie gleich im Auto in den Player geschoben. Da hat sie mir nicht gefallen. Interessanterweise zu Hause (ohne die Motorengeräuschkulisse) dann umso besser.

    Tatsächlich sind die Ähnlichkeiten verblüffend: Viel Schwarz auf dem Cover, wieder was mit "Love" im Titel und 10 Tracks - mehr sind es nie.

    Die Stimme ist älter geworden - die Frau ist mittlerweile über 50 - aber nach wie vor gut.

    Zuletzt habe ich mir Diamond life nochmal gekauft. Die Platte hatte ich seit 20 Jahren nicht mehr gehört. Ich war wieder begeistert. Sie ist im besten Sinne zeitlos. Und das gilt sicher auch für "Soldier of love". Zwar ist es soundtechnisch modernisiert, aber nach wie vor fehlen die ganz großen Zugeständnisse an den Zeitgeschmack, die coolen Sounds und Samples, die die Platte für den Moment herausragend klingen lassen, die sich aber schnell abnutzen.

    Tatsächlich fand ich den Einstieg nicht so leicht. Den Opener "The Moon and The Sky" fand ich ein wenig sperrig, das Titelstück interessant aber etwas merkwürdig instrumentiert/arrangiert. Die Platte wurde beim ersten Hören zunehmend besser, je länger sie lief. Scheinbar musste ich mich erst ein wenig "einhören" - mich neu einlassen auf die Band und auf Sades Stimme.

    sc