laut.de-Kritik
Style-Hüpfburg mit Groove-Garantie von Kanye West und Björk.
Review von Michael SchuhSpank Rock besitzen ja durchaus Rhythmen, die für ein bis zwei Minuten nach der ganz großen Clubzukunft klingen. Umso mehr scheint das auf Produktionen für andere Künstler zuzutreffen, erinnert man sich nur an Spank Rocker Alex Eptons grandioses Feintuning am The Kills-Album "Midnight Boom".
Ich also beim Namen Santogold vor Wochen gleich hellhörig geworden, da a) Kooperation mit Spank Rock, b) Platz zehn in der BBC-Liste "Sound Of 2008", c) bereits vor zwei Jahren Support von Björk im Madison Square Garden und d), ich gebs ja zu, das mighty mighty Kanye West-Zitat: "This may be the best thing ever".
Was nach dieser kleinen Hinführung zum Thema schwer nach Hip Hop klingt, outet sich auf Albumlänge als eher mühselig zu kategorisierender Dance-Melting Pot. Also wieder so ein Thema, bei dem schon die Einzelbestandteile der Geschichte mit der Groove-Signalleuchte am Helm auf die Party einfallen, bevor alle Elemente zusammen die Hüpfburg der akuten Explosionsgefahr entgegen treiben.
Trotzdem wird man auf Albumlänge das Gefühl nicht los, dass Kanye West, Björk und die anderen Hype-Mittäter ihre Begeisterung für die Leggins tragende Königin dieser Hüpfburg in erster Linie auf der Basis ihres großartigen "L.E.S. Artistes" in die Mikrofone bliesen. Santogolds in den Höhen schön schrilles Organ steuert dieses Stück Wave-Pop mit konnotierter Punk-Simplizität in den sicheren Hafen.
Anstatt nur auf den Killerrefrain zu setzen, spielt die New Yorkerin im weiteren Verlauf ausgiebig mit ihren zahlreichen Beat-Vorlieben, die in ihrer Jugend so unterschiedliche Lieblingsbands wie The Cure, Bad Brains und Burning Spear zu Tage förderte. Hier kommen nun Spank Rock ins Spiel, die im sphärischen Dub "Shove It" einen soliden Auftritt haben, dabei von Santogolds lässig-gedehntem Vortrag aber ausgestochen werden.
In ihrem Ansinnen, der gegenwärtigen Pharrell/ Timbaland-Produzentenallmacht im Pop eine eigenständige Note entgegen zu setzen, lässt Santi White im Verbund mit den befreundeten Switch, Bonde do Role und Diplo so gut wie kein Genre unangetastet.
Herausragend gelingen ihr dabei das ihre Indie Rock-Liebe gemahnende "I'm A Lady", die coole Verschnaufpause "Lights Out" und der eigentlich einzige an ihre Freundin M.I.A. erinnernde Banghra-Banger "Creator". Dazwischen offenbart sich jedoch immer wieder, dass Santogold für den ultimativen Killer-Absprung aus ihrer Hüpfburg noch ein wenig an der Federung drehen muss. Ein typisches Beispiel für ein ordentliches Album einer Künstlerin, das vor allem für dessen basslastige Live-Umsetzung konzipiert zu sein scheint. Vielleicht wissen Kanye und Björk da schon mehr.
22 Kommentare
man! diese schwachköpfe habens mir noch nicht rangeschafft. ich bewundere mich für die selbstdisziplin, dass ich es mir nicht runterlade. aber inzwischen hab ich wohl trotzdem schon alle tracks gehört
wow...da gibts nen eigenen thread. astonishing.
your voice (http://rcrdlbl.com/artists/Santogold/downl…) zum downloaden...
also l.e.s. artistes ist schon mal exorbitant.
ja, es gibt eigentlich nur zwei oder drei tracks auf denen sie klingt wie m. i. a.
es fehlen halt die vergleichsmöglichkeiten.
Na ja, also die M.I.A.-Assoziation hatte ich jetzt auch. Kommt sicher nicht von ungefähr, hm?
notwendig wofür noch mal?