laut.de-Kritik
Schwesta Ewa, bitte auf die Nutten-Intensivstation.
Review von Franz MauererSchwesta Ewa sitzt seit Beginn des Jahres in der passend benannten JVA Willich II ein: Als Abschiedsgeschenk hinterließ sie "Aaliyah". Labelchef Xatar, ein Business-Fuchs, hielt an Ewa trotz Verurteilung und Gefängnis fest. Die durch Klickzahlen-Manipulationen in Gefahr geratenen Straßencredibility von Alles Oder Nix Records schadet das Bohei um Ewas Haftantritt sicher nicht.
"Aaliyah" bedeutet nicht etwa, dass die Polin Ewa ihre jüdische Seite oder die verstorbene Sängerin für sich entdeckt hätte, sondern so heißt ihre Tochter, die sie zwischen Verurteilung und Haftantritt zur Welt brachte. Angesichts einer längeren Haftstrafe sind Reflektion und reumütige Einsicht angesichts der anstehenden Trennung unvermeidbar - neue musikalische Impulse können die Folge sein.
Genau Letzteres passiert auf dem Album, wenn auch auf sehr eigene Art und Weise. In "Intro" lässt Ewa aus Aaliyahs Sicht die Verzweiflung vor dem Haftantritt und der eigenen Geburt durchleben. Der Text bleibt zwar oberflächlich, aber dennoch emotional authentisch. Insgesamt bleibt sie im Umgang mit ihrer Situation nahe am bisherigen lyrischen Output: Ewa gegen den Rest der Welt.
Zwar behauptet Ewa nicht, Opfer eines Justizirrtums geworden zu sein. Im Gegenteil: Sie bekennt sich, dank künstlerischer Freiheit juristisch irrelevant, mehrfach zur Zuhälterei. Trotzdem inszeniert sie sich gleichzeitig als Opferlamm und Ganovenboss, der es allen heimzahlen wird. "Undercover Kommissar" handelt größtenteils davon, dass der Kommissar ihr an die Wäsche will, sie ihm als Underground-Nuttenboss aber nur den Kopf verdreht. Der Bruch zu "Intro" könnte nicht größer sein.
Geradezu tragisch wird es, wenn Ewa auf "Mama Iz Da" davon rappt, dass ihre Tochter nun im Knast aufwachsen müsse, wo doch in der Zwischenzeit ihr Antrag auf gemeinsame Unterbringung abgelehnt wurde. Das macht die von Aaliyah handelnden Songs extrem intensiv - im Video samt Bildern vom Brutkasten: "Jetzt bist du in meiner Welt / Wo Moral für n'paar Scheine fällt", fast schon eine postnatale Drohung.
Die langsameren Songs bleiben aber deutlich in der Minderzahl, auch thematisch setzt Ewa großteils auf altbewährte Themen: Pussy, Money, etwas Weed, garniert mit Nackenschellen. Die Single "Porsche Carrera" gibt die Marschrichtung vor, zeigt aber auch die Schwächen der Platte auf. Noch immer erzeugt Ewa eine spezielle Ausstrahlung, wenn sie sich in ihrem Biotop austobt: Aggressive, schnelle, selbstsichere Deliverance über ballernde, verspielte Beats sind ihre Spielwiese, hier entfaltet sie ihre Stärken.
Auf der Scheibe geschieht dies nach schwachem Beginn ab "Kino". Danach folgt ein gelungener Banger nach dem anderen. Herrlich, wie sie sich in ihren Gedankengängen verliert und ein Stream-of-consciousness-Gefühl erzeugt. Die Produktion des Stuttgarter Duos Iceberg, das bisher mit Miami Yacine oder Eno arbeitete, kommt ihr dabei sehr entgegen. Die Beats liegen im oberen Deutschrap-Regal und wirken durchdacht gepickt. "Cruella", "Tokat", "Poledance" klingen wie ein auf den Leib geschneidertes Lederkorsette.
Leider sind die Refrains der Platte als Rupturen angelegt und kommen über Albumlänge über 0815-Autotune-Gejaule nicht hinaus: Wenn Ewa in den Strophen ihre Nuttentruppen als MC dirigiert und dann trällert, passt das einfach nicht. Zumal die Gute nicht besonders schön singen kann ("Cruella"). Ewa hätte gut daran getan, die Featuregäste außer dem gewohnt konstanten Milionair durch Sänger zu ersetzen.
#freeewa, schrieb die "Rapperin" Loredana auf Facebook. Peter Doherty bleibt vorerst der letzte Musiker, der die Freiheit aus künstlerischer Notwendigkeit heraus verdient hat. Aber Schwesta Ewa hält auf "Aaliyah" den Unterhaltungsfaktor hoch. Dass sie dabei nicht zwischen Kunstfigur und Realität unterscheiden kann, macht einen nicht geringen Teil ihrer Anziehungskraft aus.
24 Kommentare mit 27 Antworten
UNHÖRBAR !
Hahaha. Schrott! Eigentlich Schlager. Ähnliches Niveau wie die erwähnte Loredana oder andere Spacken. Die haben doch mit Musik nix am Hut. Es geht nur um Kohle. Abschaum.
'Tokat' und 'Porsche Carrera' zählen jetzt schon mitunter zum größten Mist den ich dieses Jahr gehört hab, ganz harter Schlonz. Habs nicht weiter als einen Durchlauf geschafft, das selbe unkreative Soundwirrwar aus Autotune, Trap und dancehall light über die ganze Platte geht mir null rein.
die scgwesta klinkt wie mero fero ich denke man muss nenne schwestero
Musik wie Gleitgel: für'n Arsch.
Traurig das Giwar noch kein "-ero" an ihren Namen rangepflanzt hat. Vielleicht hätte sie dann mehr Erfolg bei den 2-5 jährigen Schnurbart-tragenden Kurdenbasstarden