laut.de-Kritik
Ambient mit visueller Kraft.
Review von Daniel StraubDer Beitrag des US-Bundesstaates Virginia zur elektronischen Musik ist sehr überschaubar. In den 90er Jahren machte Bryan Zentz mit harten Techno-Tracks auf Carl Cox Label Intec kurzzeitig von sich Reden. Seither bleibt es dort eher still. Still passt als Charakterisierung auch ganz gut zum Debütalbum von Sean Pineiro, der seine Wurzeln ebenfalls in Virginia hat.
"Saved Once Twice" ist von Christian Löffler für sein Label Ki-Records gesignt worden und passt mit seinen Ambient-Tracks wunderbar in die dubbig-fluffige Technophilosophie, die der Labelchef selbst, aber auch Acts wie Biodub mit ihren Releases pflegen.
"Reaper" ist das älteste Stück auf Pineiros Album und gleichzeitig auch das mit der dunkelsten Ausstrahlung. Es entstand in Brooklyn, wo der Amerikaner seinen Bachelor in Music Composition gemacht hat. Schon hier lässt sich bereits sehr genau heraushören, wie wichtig Samples für seine Arbeit sind. Um einen schleppenden Beat herum sind sie es, die Stimmung und Tiefe in die Tracks tragen.
Diese Qualität entwickelt Sean Pineiro auf den jüngeren Tracks konsequent weiter und traut sich schließlich auch an Vocalsamples ran, die bei der Verwendung mehr Umsicht verlangen, wie beispielsweise auf "Magnolias" oder "Grounds". Beide Tracks verströmen ein Flair, das besser in ein verrauchtes Großstadtzimmer in den 20er Jahren als in unsere Zeit passt.
Genau in dieser visuellen Kraft, die es schafft Assoziationen anzuregen, liegt die große Stärke von Sean Pineiros Musik. Sie lässt sich mehr oder minder stark in Szene gesetzt, quer durch alle Tracks auf "Saved Once Twice" finden. Ein sehr schönes Album, das jetzt schon Lust auf neue Tracks des Amerikaners macht und zeigt, dass man bei Ki-Records derzeit alles richtig macht.
1 Kommentar
Ein wirklich sehr schönes Album, das ich eher unter Trip-Hop als Ambient einordnen würde - auch wenn der Bergriff etwas verbraucht ist.
Wunderbare Entdeckung.