laut.de-Kritik
Ein Außenseiter gegen die Grenzen des Progressive Rock.
Review von Amelie KöpplBen Chasny ist einer dieser Musiker, die man sich ohne Gitarre gar nicht vorstellen kann. Er bringt seine Persönlichkeit bei zahlreichen Bandprojekten ein, bei denen vor allem Comets On Fire und Six Organs Of Admittance eine übergeordnete Rolle spielen.
Chasny ist permanent auf Achse. Und wenn er mal nicht wie bei "Maria Kapel" gesehen, bzw. gehört, durch Hollands Kapellenlandschaft zieht, sitzt er des nächtens am Schreibtisch und notiert, was ihm gerade in den Sinn kommt. Die musikalische Vollendung folgt meistens noch im selben Atemzug, was erklärt, dass dieser junge Mann inzwischen an die 15 LPs veröffentlicht hat. Ganz zu schweigen von zahlreichen Split-LPs (u.a. Om), Konzeptproduktionen und Livealben.
"Ascent" verliert durch diese hohe Produktivität eines Einzelnen dabei aber auf keinen Fall an Spannung oder Qualität. "Waswasa" eröffnet das neue Spektakel - ungewohnt für einen Neofolk-Fanaten - mit Gitarrenriffs, die sich gewaschen haben. Immer wieder repetitierende Abfolgen paaren sich in diesem Opener mit dramatischen Heavy Metal-Außreißern und ruppigem Schlagzeug. Das Interessante daran ist der Mangel an Gesang, der sich ausschließlich mit beruhigenden Summeinlagen bemerkbar macht. Chasny hinterlässt hier allein durch kleine Anreize den Eindruck, man hätte sich ordentlich im CD-Regal vergriffen.
Beruhigung für die Gemüter gibts im darauffolgenden Track "Close To The Sky". Entspanntes Hintergrunggeklingel, ein gemütlicher Basslauf und eine beruhigende Stimme stehen im düsteren Kontrast zu dem in unerwartete Höhen ansteigenden Gitarrensolo des Herrn Chasny. Die untergemischten Klänge der Sitar leiten über zu "They Called You Near", einem Stück mit fast meditativer Stimmung über einer unendlich weiten, neblig-getrübten Atmosphäre. Der Verzerrer klingt nach einem heran nahenden Gewitter, während sich die Gitarre langsam zurück in den Vordergrund drängt. Voranschreitende Trommelschläge und wirre Basseinlagen bereiten nach knappen fünf Minuten dem Spiel ein abruptes Ende.
"Solar Ascent" beginnt mit einer ruhigen, sich im Klang wiegenden Gitarre. Plötzlich werden die Störgeräusche nach langem Surren beiseite gelegt und an ihre Stelle tritt in "One Thousand Birds" wieder gewohnt Melodisches. Zusammen mit seiner Gitarre, die ihre Eskapaden beibehalten darf, macht sich Ben Chasny mit seiner beruhigenden Art zu singen ans Werk.
Ganz ungewohnt, klingt "Your Ghost". denn hier läuft alles auf klassische Folk-Klänge hinaus. "I was your voice, I was your life, I was your ghost.", säuselt Chasny dem verwirrten Hörer sanft ins Ohr. Diese Verschnaufpause währt aber nicht lang, denn mit "Even If You Knew" kehren Six Organs Of Admittance in Progressivegefilde zurück. Verzerrte Instrumente, Powerchords und störrisch einfallende Basslines wechseln sich mit verhaltenen Gesangseinlagen ab.
Ben Chasny weiß offensichtlich, wie man es anstellt, nicht eindeutig in eine der zahlreichen Folk-Progressive-Psychedelic-Schubladen gesteckt zu werden. Viel zu krass sind die Stilwechsel- und -brüche auf "Ascent". Der letzte Track namens "Visions (From IO)" bestätigt diese Annahme. Die einzige durchschlagende Gemeinsamkeit von Chasnys Songs: seine Gitarrin ist die große Heldin an seiner Front.
Zwar erfordert es ein wenig Geduld, sich in ein Album von Six Organs Of Admittance hineinzuhören, aber es lohnt sich. Mit jedem Hören finden sich neue Facetten, die Frontmann Ben Chasny zu dem machen, was er seit Jahren ist: ein Musiker, der mit seiner Außenseiterrolle nicht zum ersten Mal überrascht.
1 Kommentar
wirklich sehr nettes album, mit ein paar schönen psychedelischen momenten.