laut.de-Kritik

Hell Awaits statt Halleluja. Guantanamo statt Guantanamera.

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"Lasst jede Hoffnung hinter euch, ihr, die ihr eintretet." Dantes Einladung in den Bannkreis der Hölle steht auch dem Abschied der fiesesten Band des Planeten gut zur Fratze. Das vorliegende "The Repentless Killogy" zeigt ein letztes Mal die Blutwurst-Seite des Thrash-Express.

Hoffnung, Liebe, Glück? Für Slayer ist das alles Kokolores. Für das War Ensemble spielt sich alles Menschliche südlich des Himmels ab. Hell Awaits statt Halleluja. Guantanamo statt Guantanamera. Slayer sezieren die Abgründe des menschlichen Wahnsinns. Das Herz hört auf zu schlagen, aber die Seele überdauert, auch wenn die Inkarnation des Totschläger-Quartetts nach dem Tod von Jeff Hannemann und dem wiederholten Ausstieg von Dave Lombardo arg gelitten hat.

Folgende Gleichungen sind für den Abschluss der kontroversen Combo relevant.

1. Hannemann ≠ Holt
2. Lombardo ≠ Bostaph
3. "Live Decade Of Aggression" ≠ "The Repentless Killogy".

Diese Tatsachen haben unterschiedliche Auswirkungen.

1. Exodus-Vorsteher Holt verkörpert wie kein Zweiter das authentische Antlitz des Thrash und passt stilistisch perfekt auf den Posten des verstorbenen blonden Gitarren-Quälers.

2. Auf dem Schlagzeughocker sieht die Sache ein wenig anders aus. Bostaph verfügt über Speed und Aggression, der Mann braucht keine Trigger, ihm geht jedoch die Musikalität und die prägnanten Fills des kubanisch-stämmigen Lombardo ab.

3. "Live Decade Of Aggression" stellt das ultimative Zeitdokument von Slayers erfolgreichster Phase in den Achtzigern dar und bildet in unbändiger Energie die Meisterwerke "Reign In Blood", "South Of Heaven" und "Seasons In The Abyss" ab. Diese Tracks bilden auch die Eckpfeiler, die sich genüsslich in die Hörgänge bohren.

Entsprechend orientiert sich Americas Unfinest an der Machart dieses Brechers. Die Gitarren schrauben sich in ihrem links/rechts-Panning unaufhörlich ins Hirn. Holt hobelt links, King klöppelt rechts. King ist eine Präzisionsmaschine, dessen Wiedergeburt im nächsten Leben als Tattoo-Nadel ausgemachte Sache ist.

Der stiernackige Prototyp des räudigen Riff-Shredder walzt wie ein Terminator alles aus dem Weg und zermalmt die guten Taten unter sich. Der Engel der Geschichte blickt stumm und fassungslos auf die zahllosen Todesengel, Massenmörder und unbescholtenen Bürger, die mit jedem Liter Benzin an der Tanke die kapitalistische Kriegsmaschine am Laufen halten.

Auch Tom Araya schwingt sich auf von einer lethargischen hin zu einer soliden Leistung. Der Bass rumpelt zwar unter ferner Liefen, dafür sitzen die wichtigen Parts wie der Scream zu Beginn von "Angel Of Death" oder die diabolische Ansage zu "Dead Skin Mask".

"Diabolus In Musica" und "Christ Illusion" bleiben außen vor. Von "God Hates Us All" stammen zwei Songs, von "World Painted Blood" einer. "Repentless" als Schwanengegurgel trägt noch am meisten zur Setlist bei.

Einen letzten Witz heben sich die deutschen Behörden zum Schluss auf. Der Konzertfilm darf hierzulande nicht verkauft werden. Die Fortsetzung der blutigen Videoclips zum letzten Album erhält keine FSK-Freigabe. Aber Klaus Kleber und Jan Hofer verlesen jeden Abend zur besten Sendezeit die Messe des Untergangs. Die Dichter und Denker der Aufklärung sind längst zu eigenen Richtern und Henkern mutiert. Die Menschheit versinkt im eigenen Unglück und grillt sich selbst. Eine traurige Ironie des Schicksals. Danke Slayer für den Soundtrack zum Untergang.

Trackliste

CD1

  1. 1. Delusions Of Saviour
  2. 2. Repentless
  3. 3. The Antichrist
  4. 4. Disciple
  5. 5. Postmortem
  6. 6. Hate Worldwide
  7. 7. War Ensemble
  8. 8. When The Stillness Comes
  9. 9. You Against You
  10. 10. Mandatory Suicide
  11. 11. Hallowed Point
  12. 12. Dead Skin Mask

CD2

  1. 1. Born Of Fire
  2. 2. Cast The First Stone
  3. 3. Bloodline
  4. 4. Seasons In The Abyss
  5. 5. Hell Awaits
  6. 6. South Of heaven
  7. 7. Raining Blood
  8. 8. Chemical Warfare
  9. 9. Angel Of Death

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