laut.de-Kritik
Ein Seemeilenstein!
Review von Sven KabelitzEndlich. Der Nachfolger des modernen Klassikers "Das Blaue Album", von der laut.de-Leserschaft immerhin auf Platz vier der beliebtesten Alben 2012 gewählt, steht in den Regalen. Die Konkurrenz von den Schlümpfen, Bernd das Brot und Fler muss sich warm anziehen. Der Schwamm ist ihnen meilenweit voraus.
Doch wo soll der Weg nach einem solchen Erfolg für einen Star mit der Saugkraft eines Spongebob hingehen? Gemeinsam mit seinen Gästen Patrick Star, Thaddäus Q. Tentakel, Sandy Cheeks, Gary und Mc Fitti stellt er sich der ultimativen Aufgabe. Einem Konzeptalbum, auf dem sich der bodenständige Schwammkopf auf die Suche nach einer neuen Regenrinne für seinen Schneckerich Gary macht. Neu oder gebraucht. Hinter der wohl ausgetüftelten Story verbirgt sich eine zeitgemäße Oper im Stil von The Wall, Quadrophenia oder The Downward Spiral.
Zugleich leicht, dennoch ausdrucksstark bezaubert die abwechslungsreiche Produktion mit Beats und Sounds, die man in dieser Form noch nicht gehört hat. Beach Boys-Harmonien, Surf-Sounds und traditionelle Shantys treffen auf Hip Hop und Dubstep. Selbst vor dem direkten Einfluss der Einstürzenden Neubauten macht der gelbe Star in "Bibabobmusik - Happy End!" nicht Halt.
Skits, die der Weiterführung der Storyline dienen, verbinden die einzelnen Songs. Die konzentrierte Geradlinigkeit, die ausgefeilten Arrangements und das marine Setting stechen hervor. Der kursive Sound deutet "Beschwerde" erfolgreich in "Bewegung" um. Selbst vor experimentellen Textmontagen schreckt Spongebob in "Im Radio Singt Ein Schwamm" nicht zurück. "Und der Keks krümel krümel / weil Patrick rülpst / weil die Fische haha / weil Thaddäus patsch / weil das Ganze flatsch / weil der Käse stinkt / weil die Milch gluckgluck / weil das Baby gaga / weil der Schwamm lala."
Auf der Suche nach einer Lösung für das Regenrinnen-Problem streift Spongebob durch Bikini-Bottom, sucht Hilfe bei seinen Freunden. Das man in dieser kunterbunten Unterwasserwelt auch mal das Ziel aus den Augen verliert, zeigt der Party-Song "Kommt Doch Rein", in dem Neufreund Mc Fitti fröhlich mitfeiert. "Plötzlich genieß' ich wieder voll die Beats, hab' einen Helm gekriegt von der süßen Sandy Cheeks."
In "Das Reimlied" sucht Spongebob ausgerechnet bei seinem sechsbeinigen Nachbarn Hilfe. "Thaddäus, komm schnell / du bist doch intellektu – dingsda." Im Gegensatz zum gescheiterten Xer gelingt es Herrn Schwammkopf locker und ungekünstelt, seinen Ukulele-Sound mit Dubstep zu verbinden. Spongebobs bester Freund Patrick erhält mit "Ein Stern, Der Badehose Trägt" seine eigene Hymne. "Ein Stern, der Badehose trägt / niemals überlegt / und über meine Witze lacht."
Am Scheideweg stehend, zollt Spongebob seinen Helden "Meerjungfraumann Und Blaubarschbube" mit einer Neuinterpretation des Shantys "Drunken Sailor" Respekt. "Meerjungfraumann und Blaubarschbube / zwei wie Gebiss und Haftcremetube / warten im Heim in der Hinterstube / auf die Mittagsglocke."
Zuletzt bleibt nur eine letzte Hoffnung, um nicht als schlechter Schneckenpapa zu enden. Der Bobstar muss die Band wieder zusammen bringen. "Die Fische fangen an." Ein letztes Mal gibt er gemeinsam mit US-Star David Eisley "Sweet Victory", den wohl größten Hit aus der Spongebob-TV-Show.
Doch all die Anstrengungen reichen nicht aus. Mit versteckter Kritik an der Download-Politik der heutigen Musikkonsumenten droht das Projekt Regenrinne zu scheitern. "So ein Mist. Alle fanden unsere Musik toll, aber Geld hat keiner gegeben." Sven Regener frohlockt. Zum Glück fand Sandy an einer weggeworfenen Muschelschale eine passende Rinne. Zwar in Lila, aber das passt ja auch super zu Rosa. Alles wird gut.
Mit "Bobstar - Das Total Abgedrehte Album" gelingt Spongebob Schwammkopf ein kritisches Statement zu unserer modernen Pop-Kultur. Zwar droht er kurzweilig, aufgrund fehlender Fokussierung an der Hürde Konzeptalbum zu scheitern, schafft aber immer wieder rechtzeitig die Wende. Sein Mut zu neuen Wegen verdient Hochachtung. Ein offener, leicht debiler Geist, von dem wir auch in Zukunft noch viel erwarten können. Der erste Seemeilenstein steht unmittelbar bevor.
69 Kommentare
Wahnsinnig gute Review! das Album ist natürlich Pflicht!!!
Die Rezi klingt aber eher nach mindestens 4/5...egal, schon lange vorbestellt, das Ding! S-Bob killt am Mic wie kein zweiter!
Ich kenn nur das hier...:
http://www.youtube.com/watch?v=Ue0kCn5YRE0
Ach, hort dochau zu hatten!!!!!!1111111 S-bob is fol suss und üperaupt der best!!!!!1111
@crimsonnote (« Ihr müsst ja auf krankem Shit sein...
Cafi, hast du auch verdient »):
mir wird schon heiss ^^
Und das tolle an der Musik von Spongebob ist, dass man damit schon in der Grundschule effektiv musikalische Früherziehung üben kann. Spongebob ist sympathisch - Kinder lieben ihn - und jetzt frickelt er auch diese kongeniale Musik zusammen, die kleine Kinder wie Erwachsene mit offenen Mündern dastehen lässt! Chapeau!