laut.de-Kritik

Ein Album für die Rockkneipe.

Review von

Staind stehen fast schon sinnbildlich für eine Band, die in einer relativ kurzen Zeitspanne global erfolgreich war und dabei eine durchaus bemerkenswerte Distinktion im Sound erreichte, nur um dann komplett abzutauchen. Mein Gedächtnis musste ich im Zuge dieser Review insofern korrigieren, als dass "Outside" sich zum schlechter verkaufte als "It's Been A While" und die Band auf ihren Erfolgsalben "Break The Cycle" und "14 Shades Of Grey" mit deutlich weniger Akustikgitarre und noch zähflüssiger im Sound unterwegs war, als ich es abgespeichert hatte. Nun also sind die Jungs aus Springfield wieder beieinander, und wie schon bei der Live-Kurzzeit-Reunion 2015 ist Drummer Wysocki abgesprungen; er wird weiter von Sal Giancarelli ersetzt.

Zwölf Jahre sind seit dem letzten, musikalisch soliden, aber irrelevanten Album von Staind vergangen. Leider versuchte sich Frontmann Aaron Lewis seitdem an der zurzeit im US-Markt kommerziell attraktiven Countrymusik. In dieser verwurstete er mit "The Third Degree" sogar einen Text von Cash, scheiterte dabei aber ebenso wie in all seinen Solo-Alben an seiner Neigung zum Schunkeln und zum Kitsch. Die Arenen bleiben sauber getrennt, das enorme Crossover-Potenzial von Country findet sich auf "Confessions Of The Fallen" nicht wieder.

Stattdessen ist der Opener "Lowest In Me" ein völlig aus der Zeit gefallener Nu Metal-Trip die Memory Lane runter. Der Charme des Rezepts der Besudelten ist weiterhin da: Lewis flehendes, stets wehleidiges Organ hat eine unverändert charakteristische und angenehme Klangfarbe, zumal er growlende Parts unverändert gut meistert. Staind sind – positiv gemeint – gefällig. Hart genug, ohne bedrohlich zu sein. "Lowest In Me" meistert das wogende Auf und Ab des Bandsounds noch souverän, leider trifft das weder für "Was Any Of It Real?" , noch den (auch im Video geradezu abstrus kitschigen) Rockschlager "Here And Now" zu. Man muss diesen insgesamt faden Songs aber zugestehen, dass eine einzige Idee – bei "Was Any Of It Real?" der Midpart, bei "Here And Now" die wiederkehrende Gitarrenfigur, mittendrin im gefühlt unendlichen Midtempo-Gewichse des Titeltracks die Gravitas im Refrain wirklich gut funktioniert.

Das reicht für ein solides Album, aber nicht für ein gutes. Unter anderem bei "In This Condition" und "Cycle Of Hurting" fällt positiv auf, dass Staind trotz ihres Alters in harten Momenten nie peinlich wirken. Dass man aber überhaupt Zeit für solche Gedanken hat, liegt am durchgehenden Hintergrundcharakter von "Confessions Of The Fallen". Ein Album wie gemacht für die Beschallung einer gepflegten Rockkneipe: Niemand würde sich wegen dieser Musik beschweren, denn weder ist sie zu soft noch ist sie zu aggressiv.

In zwei Tracks, einer davon ist das noch nicht angesprochene "The Fray", verstecken sich übrigens Synthesizer, diese sind aber für das Soundgefüge vollkommen irrelevant, sie sind einfach draufgeklatscht. Der Bandsound verharrt beharrlich in den Jahren um 2001, was wie beim besten Nickelback-Song "Better Days" manchmal besser funktioniert, manchmal schlechter wie in der zähen, ereignislosen Suppe "Out Of Time", die mit zunehmender Spieldauer die Konsistenz von Saurem Lüngerl anzunehmen scheint. Diesen Rahmen verlässt die Scheibe aber nie, weder nach unten noch nach oben, was im Übrigen auch für die abstrakt negativen, aber nie emotional packenden Lyrics gilt.

Trackliste

  1. 1. Lowest In Me
  2. 2. Was Any Of It Real?
  3. 3. In This Condition
  4. 4. Here And Now
  5. 5. Out Of Time
  6. 6. Cycle Of Hurting
  7. 7. The Fray
  8. 8. Better Days
  9. 9. Hate Me Too
  10. 10. Confessions Of The Fallen

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