laut.de-Kritik
Der Wunderwuzzi des Progrock blickt zurück.
Review von Alexander CordasDer Wunderwuzzi des Progrock veröffentlicht die erste Werkschau seines Schaffens. Eigentlich nur als Vinyl-Veröffentlichung geplant, erscheint jetzt "Transience" auch auf allen anderen Kanälen. Ziel sei es gewesen, den Hörern, die nicht so sehr mit Steven Wilson vertraut sind, seine zugänglichere Seite näher zu bringen. Auf der anderen Seite war wohl auch der kommerzielle Aspekt ein Entscheidungshelfer, den vierzehn Songs den Sprung von Schallplatte auf CD und MP3 zu ermöglichen.
Für die Qualität der hier kompilierten Songs ist an anderer Stelle schon ausgiebig gelobhudelt worden. Was der Herr mit Porcupine Tree oder solo anpackt, hat einfach dermaßen Hand und Fuß, dass es mittlerweile müßig ist, das Hohelied anzustimmen.
Was aber Wilsons Werk anbelangt, waren seine Alben stets in sich geschlossene Arbeiten, aus denen man nicht einfach so mir nichts, dir nichts Stücke heraus nimmt. Deshalb mutet es schon recht seltsam an, wie hier kreuz und quer durch den Garten gewildert wird, zumal zwei Tracks nur in einer editierten Version zu hören sind. "Deform To Form A Star" fehlen fast zwei Minuten Spielzeit, "Happy Returns" 'nur' eine dreiviertel. Dass Wilson das mit seinen Songs machen lässt, verwundert doch etwas.
Dass auch der PT-Track "Lazarus" Eingang findet, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass das "Deadwing"-Stück seinerzeit sogar Airplay von Formatradios bekam und 2005 sogar eine Woche in den deutschen Charts Urlaub machte. Einzig das Alanis Morissette-Cover "Thank You" nimmt sich in der Tracklist etwas verloren aus und hätte nicht wirklich sein müssen, da gibt Wilsons eigener Katalog genug her.
Wenn Steven mit "Transience" neue Fans hinzu gewinnt, sei ihm das gegönnt. Seine neuen Anhänger sollten sich aber dann alsbald auf den Weg machen, um, den ganzen Rest zu erkunden.
10 Kommentare mit 14 Antworten
und die nummer "routine" nicht an bord? gibt's doch fast nicht.
Für den Mainstream Hörer wahrscheinlich nicht "zugänglich" genug...
wem "routine" nicht zugänglich genug ist, sollte evtl. einen bogen um wilson machen und weiterhin bei nena, silbermond und ähnlichen konsorten bleiben.
Vermutlich ist "Routine" mit seinen neun Minuten einfach zu lang. Zwei Songs (siehe Review) sind hier ja auch nur in gekürzten Versionen enthalten.
find auch, dass "routine" sehr eingängig ist, aber dein argument, darkproseq, auch ziemlich schlüssig.
Sellout.
Kommt mir auch so vor... Schade eigentlich.
"Was aber Wilsons Werk anbelangt, waren seine Alben stets in sich geschlossene Arbeiten, aus denen man nicht einfach so mir nichts, dir nichts Stücke heraus nimmt."
Genau, wider die Dekonstruktion. Hab "Raven that refused to blah blah" kürzlich tatsächlich mal von hinten nach vorne gehört. Und meiner Freundin "Pin Drop" auf Youtube geschickt. Ich prätentiöses Schwein, ich!
Hab eigentlich nur Insurgentes ausgiebig gehört, aber da funktionieren für mich auch viele Songs für sich allein. Man kann sich das Konzept "Album als Gesamtkunstwerk" manchmal auch etwas zu sehr schönreden.
Jetzt stellt sich die Frage, wie man das beurteilen kann, wenn man sich mit den Alben gar nicht richtig beschäftigt hat.
Es stellt sich eher die Frage, ob die Grundaussage irgendeinen Belang hat. Cordas labert von "in sich geschlossenenen" Arbeiten - unterm Strich mal wieder ne typische Rezensenten-Floskel. Wären die restlichen Songs aus der Raven-Session drin gewesen, hätte er dasselbe geschrieben. Wäre es ein Song weniger gewesen, hätte er dasselbe geschrieben.
Was das "Album als Gesamtkunstwerk sehen" angeht: Schon jemanden aufgefallen, dass bei der 3-fach-Vinyl-Version des neuen Alcest-Albums keinerlei Hinweise auf eine Reihenfolge der Songs zu finden ist? Weder im Booklet noch auf den Platten selbst. Für mich ein eindeutiges Zeichen des Artists/des Labels, dass die Songs in beliebiger Reihenfolge gespielt werden können. Das wäre jetzt an sich nichts aussergewöhnliches, aber in diesem Genre (bzw. in nahestehenden Genres) sieht man das eher selten. Da ist doch die meiste Zeit von Gesamtkunstwerk und Konzeptalbum die Rede.
Das mit der beliebigen Reihenfolge wäre mir auf Vinyl zu stressig.
Ok, ich hätte dazuschreiben sollen, dass pro Vinyl-Seite nur ein Song drauf ist (zu spielen mit 45rpm), verteilt auf 5 Seiten. Mann muss für eine zufällige Reihenfolge die Nadel also nicht pro Song neu positionieren, sondern kann nach einer gespielten Seite entscheiden, welche man als nächstes auflegt. So jedenfalls meine Interpretation der "Keinerlei-Hinweise-auf-die-Reihenfolge"-Aktion. Wenn es kein Internet gäbe, wüsste wohl so gut wie keiner die korrekte Reihenfolge.
Ich würde dahinter eher ein betriebswirtschaftliches Kalkül sehen. Als besonders geschäftstüchtiges Label wie Prophecy macht man eben noch eine Box für die Leute, denen die Gesamtbox zu teuer und die einfache LP zu wenig ist.
Um einen vermeintlichen Mehrwert zu bieten und den höheren Preis rechtfertigen zu können, werden dann drei LPs gepresst, was offensichtlich zur Folge hat, dass sechs Songs auf sechs Seiten kommen.
Als Label für die Schallplatten werden die Label der Platten der Gesamtbox genommen (oder vice versa), wo sich das Problem der unbekannten Reihenfolge wohl nicht stellt, weil diese mehr als nur ein Textblatt hat.
Ich würde da nicht zu viel hineininterpretieren, du hast ein Sammleritem gekauft, das als Sammleritem produziert wurde.
Guter Ansatz. Hab ehrlich gesagt auch keine Ahnung, ob bei den anderen Versionen die Reihenfolge definiert ist. Aber da die Reihenfolge zumindest auf CD bzw. der 1-LP-Version gegeben sein muss (am Tonträger selbst) ergibt das natürlich alles Sinn. Mit der einzigen Ausnahme, warum man am Textblatt der 3-LP-Version nicht einfach die Reihenfolge aufgedruckt hat. Egal.
Was für ein Album!
Stimmlich erinnert mich Steven Wilson immer sehr an die Gruppe "Talk Talk" aus den 80/90er Jahren. Musikalisch ist dieses Album schon schwerer einzuordnen - "Melancholisch Progressiver Pop/Rock mit avantgardistischen Einflüssen" trifft es wohl ganz gut.
Ich höre - neben dem unvergleichlichen SW-Sound - Anleihen und Elemente von Peter Gabriel, Pink Floyd, vielleicht sogar von ruhigeren U2- und R.E.M.-Songs - ohne SW jetzt zu nahe treten zu wollen Manchmal wirds auch leicht Soundtrack artig und verträumt. Auf jeden Fall perfekt zum Runterkommen und Entspannen, aber dennoch anspruchsvoll und klanglich einfach ein Genuss!
Es ist sehr interessant zu hören wie unterschiedlich die Songs passend zu ihrer Stimmung gemischt sind. Man hört teilweise richtig den Aufbau der Bühne - z.B. SW als Sänger unten vorne und hinter ihm seine Alter-Egos als Musiker leicht erhöht und schön im Halbkreis um ihn herum aufgebaut. Der Gesang mal fast trocken, mal mit wunderschönen Hallfahnen versehen, so dass der Himmel über einem aufgeht. Die Musik mal ganz leise, nachdenklich und emotional - und im nächsten Moment episch und etwas lauter, aber ohne dabei aggressiv zu wirken.
Neben elektrischen und akustischen Gitarren, Drums, Piano und Percussion kommen auch immer wieder mehr oder weniger dezent eingesetzte Synthesizer- & Effektsounds sowie klassische Streicher-Ensembles zum Einsatz, die dem ganzen nochmal etwas Edles verleihen.
Für Musikinteressierte auf jeden Fall ein sehr guter Einstieg in die Solo-Welt von Steven Wilson, der hier etwas ruhigere Töne als in seiner Band "Porcupine Tree" anschlägt.
EINFACH TOP - kaufen und genießen!
warum werden Steven Wilson Alben in der Porcupine Tree Discografie aufgelistet? Fail?
Fail das so Faggits wie Steven Wilson oder die Radiohead Häulsusen rausthrowen dürfen was sie wollen und von den Lappen hier immer eine gute Kritik bekommen. JUNGS MUSIK Darfaauch förhlich sein. ihcr spinetwa!!§! "