laut.de-Kritik
Die unhippen Brooklyner ziehen den Kopf aus der Schlinge.
Review von Matthias MantheWer zuletzt mit einem Konzeptalbum über Leben, Krankheit und Tod brilliert und Jahresbestlisten erobert hat, hat beim Nachfolger eigentlich schwer mit Erwartungen zu kämpfen. Um so schöner, dass sich die drei ganz unhippen Brooklyner um Peter Silberman mit so einer Leichtigkeit selbst aus dieser Schlinge ziehen: "Burst Apart" verabschiedet sich von der lyrisch und erzählerisch geschlossenen Idee des Vorgängers und spielt die Karte "Sophisticated Midtempo-Indierock mit Mut zur Zugänglichkeit" souverän aus.
Ums "Erwachsenwerden" geht es laut Bandaussage diesmal, und natürlich bedeutet das auf Textebene vor allem: Liebe Liebe Liebe statt Depression. Vorne und hinten antithetisch locker ummantelt von den Zeilen "I don't want love" und "I'm not gonna die alone" vertonen The Antlers einen Reifungsprozess von trotziger Gefühlsphobie hin zu Liebessäuseleien.
Entsprechend folgt der musikalische Spannungsbogen einem klaren Verlauf. Der schunkelige Slowrock zu Beginn wartet mit dem bekannt hinreißenden Falsett Silbermans auf, setzt hie und da ein paar Gitarrenakzente bzw. Keyboardflächen und bereit ganz allgemein ein netten Empfang, bevor mit "Parentheses" und "Every Night My Teeth Are Falling Out" aufwühlendere Momente folgen.
Snares peitschen bedrohlich, Banjos klimpern im Dunklen und die Keys trillern ruhelos, was deutlich mehr an etwa die Ex-Postrocker Calla erinnert als an die zu "Hospice" noch bemühten Referenzdegen Arcade Fire. Young Galaxy-Dreampop ("No Widows"), ein Gospel ("Rolled Together") und Darby Ciccis Trompete lockern den Teig zwischendurch immer passend auf, bevor das abschließende Triplett dann ins Versöhnlich-Balladeske mündet.
Stünde anstelle des etwas zu deutlich auf Britpop Marke Keane zielenden "Corsicana" ein weniger zuckriges Stück, ginge das Song-Arrangement dramaturgisch vollkommen einwandfrei über die Gerade. Damit verdient sich die Band sicher keine neuen last.fm-Tags neben Indierock/Slowcore. Man vertraut stattdessen einfach auf hervorragendes Songwritertum. Dass ihnen der Vortrag in Anbetracht der hohen Erwartungen mit so souveräner Nonchalance gelingt, kann dabei nur erstaunen wie erfreuen.
3 Kommentare
wurde vor 4 monaten veröffentlicht und längst von uns hörern assimiliert, da müßt ihr schneller sein
verdammt gutes album. "I don't want love" ist einer der songs des jahres für mich.
"I dont want love" ist ein entfernter Verwandter von Wolfmothers "Far Away"...!
http://www.youtube.com/watch?v=AsCETmAeqek