laut.de-Kritik
Die Schmalztollen brauchen keine Hilfestellung mehr.
Review von Kai Butterweck50 Cent, Backstreet Boys, Katy Perry, Lady Gaga: Den Baseballs erschien in der Vergangenheit kein Name heilig, wenn es darum ging, Genrefremdes durch den Rock'n'Roll-Fleischwolf zu drehen. Um so überraschter reagiert der Hörer beim Anblick der mittlerweile vierten Studio-Tracklist der drei Spree-Schmalztollen: Unverhältnismäßig oft stolpert man dieser Tage über den Zusatz "Written by The Baseballs".
Die Band klärt auf: "Die Entscheidung, für 'Game Day' vorrangig eigene Songs aufzunehmen, war für uns der nächste logische Schritt. In den letzten sieben Jahren haben wir so viel erlebt, dass es fast eine Verschwendung wäre, nicht einige Erlebnisse in Songs zu verpacken."
Bereits nach dem eröffnenden "Let It Go" will man das Trio zu diesem Entschluss beglückwünschen. Mit klassischer 50s-Instrumentierung im Rücken, Gespür für eingängige Harmonien und international konkurrenzfähigen Presley-Gedenk-Organen, beweisen die Berliner gleich zu Beginn, dass sie zu weitaus mehr in der Lage sind, als nur fremdem Liedgut einen neuen Stempel aufzudrücken.
Mit feurigen Feinripp-Dreiminütern à la "Mo Hotta Mo Betta", "Retrospect" und "Bull's Eye" legen die Baseballs sogar noch einige Schippen drauf. Hier klingt nichts aufgesetzt, konstruiert oder überreizt. Man nimmt den drei Zeitreisenden stets ab, dass sie, was sie machen, einfach nur bedingungslos lieben.
Irgendwo zwischen den Stray Cats, Chuck Berry und Living End hüpfen die Herren Budjy, Brahns und Raetzel von einer feuchtfröhlichen Leatherjacket-Party zur nächsten.
Eigentlich bedürfte es gar keiner Hilfe mehr von außen. Coverversionen von Songs von Rihanna ("Diamonds"), Lorde ("Royals") oder Lana Del Rey ("Video Games") haben es anno 2014 hörbar schwer, mit dem eigenen Material mitzuhalten. Das liegt aber nicht am minderen Nährwert der Neuinterpretationen, sondern einzig und allein an der erstaunlichen Qualität der Songs aus der Baseballs-Feder: "Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir auch mit eigenen Titeln das Gute-Laune-Feeling des Rock'n'Roll rüberbringen können." Geschafft.
3 Kommentare
Tatsächlich vier Sterne? Ich hab' die immer für ein seelenloses Sat.1-Werbefernseh-Produkt gehalten ...
Anhören werd' ich die mir aber so oder so nicht.
Ich mag sowas...imo waren die aber schon immer ein Abklatsch von Dick Brave, aber ein guter!
Ich glaube auf der Seite hier wird man das Klientel für die Platte weniger finden.