laut.de-Kritik
Kleine, bodenständige Experimente.
Review von Connor EndtEs ist der 14. Mai 2002 und irgendwo in einem Kellerraum in Akron, Ohio, treffen sich die beiden Freunde Dan Auerbach und Patrick Carney und spielen die ersten Takte eines Albums ein, das sie später "The Big Come Up" nennen. Zeitsprung, es ist der 13. Mai, beinahe auf den Tag genau 20 Jahre später. The Black Keys sind eine Band, die man mittlerweile eigentlich nur noch in Superlativen beschreiben kann. Zehn Studioalben, regelmäßige internationale Chart-Platzierungen und sechs Grammy Awards beweisen, dass Carney und Auerbach ihr Debüt völlig passend als "big come up", also große Aufregung, bezeichnet haben. "Dass wir schon so lange als Band existieren, sagt doch alles über unsere Chemie", meint Auerbach im Vorfeld des Band-Jubiläums. Recht hat er – eine Kombo wie die beiden ist in der Welt der Gitarrenmusik selten geworden.
"Dropout Boogie" reiht sich ein in eine Diskographie, die seit zwei Jahrzehnten Freunde der Rumpel-Drums und Fuzz-Gitarren begeistert. Nach "Delta Kream" folgen The Black Keys aber weiterhin dem Trend, ihre Studiotüren auch für andere Musikerinnen und Musiker zu öffnen. An Mitstreiter zu kommen, dürfe dabei kein großes Problem sein: die beiden wohnen mittlerweile in Nashville und haben dort eigene Studios: Schlagzeuger Patrick Carney das Eagle Eye, Gitarrist Dan Auerbach das Easy Eye Sound Studio (das auch als Label fungiert).
Gleich an dem Opener "Wild Child" sind der Sänger und Gitarrist Greg Cartwright aus Memphis und Angelo Petraglia (Mitglied von Face To Face und Produzent von Kings of Leon) beteiligt. Der rohe Black Keys-Sound bleibt bestehen, wird aber durch Bongos und eine zweite funkige Gitarre ergänzt.
"Dropout Boogie" lässt sich, genau wie "Delta Kream" zuvor, eher als eine Studio Session begreifen. Wer hier die Zweimann-Armada der Anfangstage erwartet, dürfte etwas enttäuscht sein. Fakt ist aber auch: The Black Keys rezitieren sich auf dem neuesten Output (zum Glück) nicht selbst, sondern gehen kleine, bodenständige Experimente ein. Percussion-Instrumente sind allgegenwärtig, Synthesizer schmiegen sich an Auerbach Gesangs an ("It Ain't Over"), an manchen Stellen bekommt der Frontmann sogar Unterstützung von dezent eingesetzten Background-Sängerinnen ("For The Love Of Money“, "Your Team Is Looking Good“).
Lange muss man nicht überlegen, bis man Studiogast Billy Gibbons (ZZ Top) erkennt. Zwischen einer Hammond-Orgel knarzt seine Gitarre auf "Good Love" direkt in den Gehörgang. In den Strophen leiht er den Keys auch kurzzeitig seine Stimme. So richtig zünden mag der Song trotz prominentem Gast aber nicht: seltsam ziellos wirkt die Nummer, so als wäre sie noch vor dem ersten Kaffee aufgenommen worden. Generell hat die Platte gegen Mitte einen kurzen Durchhänger, den "Baby I’m Coming Home" und "Didn’t I Love You" aber locker wieder wettmachen. Bei 34 Minuten Gesamptspielzeit fällt das sowieso nicht weiter ins Gewicht.
"Dropout Boogie" ist nicht "Brothers", die Black Keys sind keine Zwei-Mann-Band mehr, die Liste an Studio-Gästen wächst. Und das ist gut so. Immer das gleiche zu machen wäre ja irgendwann langweilig.
1 Kommentar
Nice, aber der Link führt zu den falsche Face To Face