laut.de-Kritik

Traurige Selbstdegradierung zur Kloppertruppe.

Review von

"Hidden City" ist nicht nur das zehnte Studioalbum in der über 30 jährigen Bandgeschichte von The Cult. Es ist auch der Abschluss ihrer thematisch lose zusammenhängenden Trilogie, die mit "Born Into This" und "Choice Of Weapon" bereits zu viel Mittelmaß boten. Nun folgt der Tiefpunkt: Diese versteckte Stadt wäre besser verborgen geblieben.

Das aktuelle Werk zeigt nämlich eindrucksvoll, wie konsequent Astbury, Duffy und Co sich selbst im Wege stehen. Das Grundproblem von "Hidden City": Ausgerechnet diese Band, die einst wie kaum eine zweite im Rockgenre für besondere Eleganz wie kompositorische Substanz stand, reißt alles Erbaute mit Allerweltstracks und grobmotorischem Gerödel ein. Was ehedem wie Marmor schimmerte verkommt zu einem Haufen Mörtel.

Drei Alben für die Ewigkeit haben sie in der Musikgeschichte platziert: Das energetische Schamanen-Debüt "Dreamtime", den Meilenstein "Love" und das offensive "Sonic Temple". Wer sich dieser Glanztaten erinnert und dann die vorliegende Platte anhört, sollte eine Enttäuschung einkalkulieren. Durchschnittliches Songwriting und vor allem der unangenehm schweinsrockende Duffy machen jeder Atmosphäre den Garaus. Statt die Gesangslinien Astburys - wie in besseren Tagen - zu unterstreichen, schwingt er seine Axt als Keule und zerhackt das ehemalige Charismas ("G.O.A.T.", "No Love Lost", "Dark Energy").

Astbury selbst klang auch schon deutlich kraftvoller und zwingender. Sogar in den wenigen ruhigeren Passagen der Tracks ("Sound & Fury", "Deeply Ordered Chaos") klingt er merkwürdig blutarm, abgehackt und saftlos. Ausgerechnet dieser Mann, der als Magier die Cult-Tracks jederzeit nach Belieben beherrschte, geht in diesen ungeschlachten Rockbrei vollkommen unter.

Mit dem grindigen "G.O.A.T." liefern The Cult nebenbei den mit Abstand schlechtesten Song ihrer Karriere. Drummer John Tempesta (Exodus/Testament/Rob Zombie) ist erwartungsgemäß keine Hilfe. Seit seinem Einstieg klingen The Cult wie die Hausband eines zweitklassigen Bikerschuppens. Den notwendig filigranen Stil seiner Vorgänger, Nigel Preston oder Mark Brzezicki, begreift Tempesta auch nach fast zehn Jahren Zugehörigkeit nicht im Ansatz. Wie Conan der Barbar zerknüppelt er noch den letzten Rest ihres Spirits ("Heathens").

Bei so viel unnötiger Selbstdegradierung zur rockistischen Kloppertruppe ist der Danzig-Vergleich nicht weit. Allein "In Blood" und "Birds Of Paradise" zeigen zaghafte Schatten alter Stärken à la "Beyond Good And Evil". Je mehr man sich anstrengt, die "Hidden City" zu mögen, desto deutlicher wird ihr unerklärliches Versagen auf allen ästhetischen Ebenen. Welch ein trauriger Niedergang.

Trackliste

  1. 1. Dark Energy
  2. 2. No Love Lost
  3. 3. Dance The Night
  4. 4. In Blood
  5. 5. Birds Of Paradise
  6. 6. Hinterland
  7. 7. G O A T
  8. 8. Deeply Ordered Chaos
  9. 9. Avalanche Of Light
  10. 10. Lilies
  11. 11. Heathens
  12. 12. Sound and Fury

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17 Kommentare mit 19 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Mit der Rezi kann ich auch nix anfangen, das Album rockt.

  • Vor 8 Jahren

    Ich frage mich, welches Kraut der Autor dieser Rezension inhaliert haben mag, um aus seinem Nirwana auf dieses unwürdige Album herabzublicken. Ich höre irdische Klänge, so ergreifend und berührend und verstörend wie immer. Ein geiles Album, aber mit Bodenhaftung.

  • Vor 6 Jahren

    Die Rezension ist nicht sehr objektiv, 1 Stern zu vergeben gerade zu lächerlich. The Cult ist keine klassische Rockband. Meine Favoriten bis heute sind die Frühwerke Dreamtime Love bis hin zu Ceremony, später wusste ich auch die ganz frühen Werke zu schätzen aus deren Punkzeit mit Southern Death Cult.
    Ich gebe zu, die Werke danach haben mich auch nicht mehr so umgehauen, es sind aber sehr solide Alben von Ian und Billy die den Cult Style fortwähren.
    Und eben das ist gut so, nachdem ich sie mehrmals reingehört habe kommen sie immer besser.....