laut.de-Kritik
Der perfekte Soundtrack für den Herbst ...
Review von Mathias MöllerDer Titel "Album Of The Year" löst zwei Reaktionen bei mir aus: zum einen die Erinnerung an das letzte Studio-Album gleichen Namens von Faith No More, und zum anderen die Meinung, dass da jemand sehr selbstbewusst ans Werk geht. Doch Tim Kasher kann seine Nase getrost hoch halten, denn selten habe ich einen so guten Einstieg in einen Longplayer gehört wie den Titeltrack auf dem neuen Good Life-Album.
Der fängt ganz gemächlich mit einer einsamen Akustikgitarre an, und Kasher singt die großartige Zeile: "The first time that I met her, I was throwing up in the ladies room stoned". So pathetisch beginnen Beziehungen, und so traurig enden sie: "The last time that I saw her, she was flicking through which records were hers". Mittlerweile hat sich der Song entwickelt, mit Samba-Percussions und einem für The Good Life schon fast furiosen Finale. Was soll denn da noch kommen?
Die übliche stille Good Life-Melancholie. "Night And Day" walzt verloren vor sich hin, auch "Under A Honeymoon" beginnt so zerbrechlich und leise, dass man kaum glauben mag, der bärtige Typ mit dem wilden Haar schriebe solche Musik. Gegen Ende blitzt bei "Under A Honeymoon" ebenso so wie bei "You're No Fool" der orchestrale Pomp auf, den man bei Saddle Creek auch von Bright Eyes kennt. Die schwermütigen Bläser hängen sich ans Herz und ziehen es noch ein Stück tiefer, als Tim Kasher es allein schon zu tun vermag.
Auch "A New Friend" feiert nicht grade die Freude am Leben, so schön kann Traurigsein mit The Good Life sein. Besonders hervor sticht "You're Not You", das anfangs noch trauriger, am Ende noch pompöser klingt als die anderen akustischen Stücke. Auch der mit Abstand längste Track des Albums, "Inmates", steht heraus, hier gibt Kasher das Mikro an Bandkollegin Stefanie Drootin ab, heraus kommt ein wundervoll folkiger Zehnminüter.
Sehr poppig wäre wohl das richtige Prädikat für "Lovers Need Lawyers", der Titeltrack der im Frühjahr erschienen EP. So richtig einfügen will sich der Song nicht, allerdings belebt er das Album auch erfrischend. Das stakkato-artig beginnende "Notes In His Pockets" dagegen erinnert frappierend an Cursive, Kashers andere Band.
Mit diesem Album, das Kasher übrigens als Tagebuch eines Jahres konzipiert hat, läuft The Good Life Gefahr, Cursive den Rang abzulaufen. Denn wenn der Sommer zur Neige geht, ist dies der perfekte Soundtrack für den Herbst. Und wenn ich mal Liebeskummer haben sollte, will ich mit Tim Kasher und einer Gitarre im Park sitzen.
11 Kommentare
dieses album begeisterte mich gleich beim ersten anhören, was ja nicht immer positiv ist. denn da kann ganz schnell langeweile aufkommen. nicht so bei diese platte. auch nach 30ig maligem lauschen:schöne texte, super reibeisenstimme, schöne melodien. für mich echt eins der "alben of the year".
is mir derzeit echt zu lahmarschig.
cursive, baby!
lahmarschig? wunderbar zu hören, wenn es regnet, ....ach, ich fantasier schon wieder!
und alle, denen es nicht "lahmarschig" genug zugehen kann:
legt euch die limitierte 2CD version zu, mit dem kompletten album in acoustic-version als bonus!
Zitat (« reav schrieb:
is mir derzeit echt zu lahmarschig.
cursive, baby! »):
Wie paradox
Die Ugly Organ fand ich auch alles andere als spannend.
Ich fand die Ugly Organ UNGLAUBLICH spannend ... eins der großartigsten Alben der letzten Jahre, nur noch knapp übertroffen von den bald kommenden Bright Eyes Neuwerken !