laut.de-Kritik
Das lang erwartete Debüt von Mark Lanegan und Greg Dulli.
Review von Michael SchuhDas waren noch Zeiten, als den Redakteuren von Rockmagazinen landauf landab bei den Namen Mark Lanegan und Greg Dulli der Speichel in Bächen runterlief. Genau gesagt waren das Zeiten, in denen ein Josh Homme einfach irgendein Ami-Gitarrist war, also so Anfang bis Mitte der 90er Jahre.
Es ist den beiden mittlerweile 43 Jahre alten Alternative-Haudegen zu wünschen, dass diese Zeiten (aus journalistischer Sicht) schleunigst zurück kehren mögen. "Saturnalia" ist ein intensives und exzentrisches Debüt, das musikalisch in der Gegenwart fußt, die Band-Vergangenheit beider Musiker im Nachhall aber lässig mitschwingen lässt.
Ältere Wegbegleiter dürften in den stellenweise opulenten Arrangements Dullis Afghan Whigs-Handschrift entziffern bzw. sich darüber freuen, dass hinter Lanegans unnachahmlichem Whiskey-Organ endlich mal wieder ordentliche Gitarrenwände poltern.
Düster wie Nick Cave und streckenweise hymnisch wie Trail Of Dead, begibt sich das Paar für eine knappe Stunde auf gemeinsame Sinnsuche, die nach zwei Jahrzehnten Karriere mit einhergehenden körperlichen Abhängigkeiten durchaus wesensverwandte Züge aufweist.
Der Name Gutter Twins (Gossenzwillinge) ist da ebenso wenig eine zufällige Wahl wie das Bookletfoto eines siamesischen Zwillings, das andeutet, wo die Songwriter Dulli und Lanegan den Ursprung ihrer Kooperation verorten: im selben Körper, im gemeinsamen Herz.
Manches meint man dennoch eindeutig einer Person zuordnen zu können: das mit elektronischen Beats unterfütterte "Each To Each" mit seiner Streicheratmosphäre stammt von Dulli, der stille Blues in "Who Will Lead Us?" ist waschechter Lanegan. Die Hälfte des Albums entstand jedoch in gemeinsamer Arbeit.
Mit Hilfe von alten Freunden wie Dave Catching (Ex-Mondo Generator) und Troy Van Leeuwen (Queens) sowie eigenen Idolen wie Mario Lalli (Fatso Jetson) entstand so ein teilweise zäher, psychedelischer Folk-Blues, dessen lyrischer Fokus um existenzielle Themen wie Verlust, Sünde und Transzendenz kreist.
Unnachahmliche Melodiebögen für ergreifende Glücksmomente finden sich zu Hauf, etwa im singletauglichen "God's Children", der Ballade "Seven Stories Underground" oder beim facettenreichen Auftritt der ehemaligen Tricky-Sängerin Martina Topley-Bird in "The Body".
Dass sich bei den Gutter Twins endlich zwei gefunden haben, die sich schon lange suchten, klingt etwas seltsam angesichts der Tatsache, dass sie sich schon 1989 auf einer Party kennen lernten. Dass sie 19 Jahre später als musikalische Glaubensbrüder reüssieren, verbreitet dennoch eine in dieser Form nicht erwartete Hochstimmung.
7 Kommentare
The Gutter Twins, das sind Greg Dulli (Twilight Singers, Afghan Wings) und Mark Lanegan (Screaming Trees, QOTSA).
Am 7. März erscheint ihr erstes Album: Saturnalia. Bei MySpace (http://www.myspace.com/theguttertwins) kann man schon in die ersten fünf Songs reinhören.
Meiner Meinung nach harmonieren beide Stimmen wunderbar miteinander und auch der Sound ist großartig. Ich bin auf das Album gespannt!
ah, ein thread gibt es schon dafür
ich finde auch, das ist ein gutes gespann. greg dulli passt ja wunderbar zu mark langegan's stimme.
Auf Myspace kann man sich nun das ganze Album anhören. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich verdammt begeistert bin. Hab mir eben schon mal eine komplette Runde angehört und freue mich jetzt umso mehr auf Freitag!
In Deutschland treten die beiden ja leider nur in Berlin und Hamburg auf. Ich überleg echt, ob ich zu einem der zwei Gigs reisen soll. Lohnen würde es sich ja bestimmt. Ich frag mal mein Bankkonto.
Seit gestern höre ich das Album nun in Endlosschleife und ich bin begeistert. Es ist wirklich sehr sehr gut.
Es ist sehr düster, aber dennoch kein Depri-Album. Das wird einem spätestens dann klar, wenn man die CD-Hülle aufklappt und von den beiden Herren angelacht wird.
Die Songs bedienen sich aus den verschiedensten Genres. Klar, haben doch Mark Lanegan und Greg Dulli in ihren jeweiligen Bands genug gesammelt. Und nun bildet das alles ein harmonisches Gleichgewicht.
Manche Songs sind ein wenig gewöhnungsbedürftig, manche gehen sofort ins Ohr, ohne zu poppig zu wirken.
Mir gefällt's.
Gefällt mir sehr gut. Danke für den Thread
Das ging aber fix.