laut.de-Kritik
Sanfte Melodien schleichen sich langsam ins Gehör.
Review von Sara Käfer"Das lag alles außerhalb unserer Kontrolle und es war schön zu sehen, dass die Leute nun endlich zuhörten und einen Zugang dazu fanden. Es ist eben eine Platte, die einen nicht sofort gefangen nimmt". Das sagt Matt Berninger, Frontmann und Sänger von The National, zu der dritten und bisher erfolgreichsten Platte "Alligator". Genau dasselbe könnte er auch über die neue Platte "Boxer" sagen. In jedem Fall ist es ein Album, das man mehrmals hören muss, um den Knackpunkt zu erkennen.
Zunächst scheinen die zwölf Lieder alle sehr ähnlich und vielleicht sogar etwas eintönig, was durch den relativ durchgängigen Rhythmus noch verstärkt wird. Hört man aber genauer hin und lässt sich intensiver auf die einzelnen Lieder ein, entdeckt man kleine Highlights, die jeden Songs zu etwas Besonderem machen. So kann man zum Beispiel bei der Anfangssequenz von "Squalor Victoria" deutlich die Violinen und einen Kontrabass heraushören, die Gänsehaut verleihen. Generell bedienen sich The National gerne im Repertoire eines klassischen Orchesters. Oft hört man Violinen oder auch Bläser. Immer mal wieder klingt ein Klavier durch.
Die Instrumentierung ist ein Grund dafür, dass ich The National nicht einfach als Indierock-Band bezeichnen würde. Dafür hat ihre Musik zu viele Jazz- und auch klassische Elemente. Gute Beispiele hierfür sind die Lieder "Ada" und "Gospel", die so sanft sind, dass man beinahe einschläft und von einer besseren Welt träumt.
Sicherlich eines der stärksten und druckvollsten Stücke ist "Mistaken For Strangers". Die Drums spürt man bei entsprechender Lautstärke direkt in der Magengegend und die Gitarrenriffs geben ihren Teil dazu. Ein Song, der wirklich durch und durch geht.
Hervorzuheben ist auch Matt Berningers Stimme. Sie hat in jedem Fall Wiedererkennungswert und ist eine der derzeit stärksten in der Indie-Szene. Sie erinnert ein bisschen an die dunkle Samtstimme von Tom Waits und bildet zusammen mit den Streichern und den Pianoklängen mancher Lieder eine unschlagbare Kombination. Ganz genau hinhören muss man auch, wenn man den Texten lauschen will. Viele Wortspiele und exzentrische Metaphern bestimmen hier das Bild. Auch sie machen es nicht gerade einfacher, die Musik der New Yorker zu verstehen.
Wer von diesem Album etwas völlig Neues und Innovatives erwartet, wird enttäuscht. Musikalisch und auch textlich lehnt es sich sehr an seinen Vorgänger an. Aber genau weil es seinem Vorgänger sehr ähnlich ist, muss man "Boxer" Zeit geben, anzukommen. Die Plattenfirma sagt hierzu nur: "Boxer ist wie ein guter Wein, der reifen will, ja sogar muss, um seinen Geschmack zu entwickeln". Dem stimme ich vollkommen zu. Etwas Geduld beim Hören und man kann etwas ganz Besonderes genießen.
18 Kommentare
schönes album. wird die band von laut ignoriert? (nix im bandarchiv etc.)
²
aber echt, noch nicht mal einen eintrag im artistportal?
ganz gut, aber haut mich jetzt nicht so vom Hocker.
Naja, LAUT hat recht: nix Neues, die Samples sind schon mal da gewesen, die Stimme erinnert mich eher an den frühen John Cale und die eintönige Musik macht es auch nicht besser. In puncto Melancholie würde ich da eher zu den Tindersticks wechseln oder zu Nick Cave (viiiiel bessere Stimmen) und vom Gesamteindruck habe ich immer die Calla LP "Televise" im Ohr gehabt. Das Ganze wirkt irgendwie nicht ehrlich, sondern gekünstelt. Wer sich noch an The Enablers erinnert wird wissen, was ich meine. Nix für mich, aber bitte weiterstöbern.
Peter
Tolle Platte, ich mag die Band und ihre zwangslose Art