laut.de-Kritik
Eine Liebeserklärung an Singer/Songwriter- und Indie-Pop.
Review von David HilzendegenWas nur schwer vorstellbar war, wurde vor zwei Jahren tatsächlich wahr: Die Roots veröffentlichten ein schwaches Album. Gemessen an ihren Standards zumindest, so manch andere Band hätte mit "Rising Down" wohl einen kleinen Durchbruch gefeiert. Die organischen Sounds, die Questlove und Konsorten seit dem passend betitelten "Organix" so unverwechselbar machen, gingen beinahe vollständig unter.
Die Masse an Gästen trug ihr Übriges dazu bei, jegliches Charakteristikum zu verschleiern. Hand aufs Herz: Innovation und Abwechslung hin oder her, vergleichsweise harte Rapstücke und Instrumente, die sich hinter einem eisernen Synthie-Vorhang verstecken - wer will so was auf Albenlänge von der Legendary Roots Crew hören?
Zumindest einen dieser Kritikpunkte stellt "How I Got Over" vollständig auf den Kopf. Übermäßig elektronische Hilfsmittel gibt es kaum, satte, klare und live eingespielte Sounds bilden das Gerüst des Albums. Immer begleitet, teilweise beinahe überschattet von Questloves unverwechselbarem Schlagzeugspiel. Besonders deutlich wird das in "Radio Daze ft. Blu, P.O.R.N. & Dice Raw". Wenn Quest auf seine Becken kloppt, ist ihm Aufmerksamkeit sicher. Die MCs können einem fast leid tun.
Dabei gibt es derer abermals einige: Blu, Peedi Peedi, der vor einigen Jahren beinahe ganz bei The Roots eingestiegen wäre, Little Brothers Phonte Coleman und der immer wieder gern gesehene Dice Raw. Um nur einige zu nennen. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Features jedoch in eine Platte mit klarer Struktur integriert, so dass dem Nachfolger trotz vieler Gäste kein unterschwelliger Compilation-Geruch anhaftet.
Insgesamt ist "How I Got Over" eine ruhigere Angelegenheit geworden mit weitgehend entspannten Tunes, irgendwie "Back to The Roots" von 1995. Weniger vom Jazz als vom Pop geprägt zwar, aber doch anknüpfend an "Do You Want More?!!!??!". Und die Scheibe ist eine Liebeserklärung an Singer/Songwriter und den Indie-Pop.
Mit den Monsters Of Folk und Joanna Newsom finden sich gleich zwei herausragende Vertreter dieses Genres auf der Platte wieder. "Dear God 2.0 ft. Monster Of Folk" wurde bereits vor ein paar Wochen veröffentlicht und frisst sich seither unaufhörlich durch Netz und Blogosphäre. Ein Update zum Original soll die Roots-Version darstellen. Die Harfe der verträumten Ursprungsversion verliert dabei leider deutlich an Signifikanz, trockenere Drums holen die Neuinterpretation weiter ins Diesseits. Eine qualitative Verbesserung, wie sie mit einem Update einhergehen sollte, stellt das nicht unbedingt dar, dafür aber ein hochklassiges Add-On.
Joanna Newsom hingegen bekommt richtig Feuer unterm Hintern. Ihr feenhafter, fast fragiler und zärtlicher Klampfenpop wird in einen astreinen Hip Hop-Zwirn gehüllt. Zum Schluss ist nicht mehr viel übrig von "The Book Of Right On", dafür geht die Rootsversion direkt in die Nackenmuskulatur. Wenn man so möchte ist "Right On ft. Joanna Newsom & STS" ein Mittelding zwischen "Don't Say Nuthin'" und "The Next Movement": direkte Snares, organische Grooves und ein Black Thought, der den Titel routiniert abwickelt.
Überhaupt klingt "How I Got Over" abgeklärt und ausgereift, ohne jedoch in Langeweile abzudriften. Das ist der Sound, der das Attribut "Legendary" überhaupt erst ermöglicht hat. Im Herbst soll John Legends neues Album erscheinen, die Roots stehen als Produzenten und Backing Band Pate. Wenn "The Fire ft. John Legend" und "Doin' It Again", ein Remake von Legends "Again", nur der Aperitif sind, wird "Wake Up" ein Festmahl der besonderen Sorte.
"The Fire" geht zurück auf einen gemeinsamen Auftritt im Rahmen der diesjährigen Olympischen Winterspiele in Vancouver. Einen passenderen Ort für ein Konzert kann es eigentlich gar nicht geben. Nach dem ungewohnt durchwachsenen "Rising Down" festigt eine der besten Livebands der Welt ihren Platz im Olymp des Hip Hop. 2010 könnte das Roots-Jahr überhaupt werden.
15 Kommentare
Neues Album kommt am 20. Oktober und die erste Single wurde sogar schon im Juni in der Jimmy Fallon Show vorgestellt. Hier die Studio-Version:
http://www.okayplayer.com/news/Audio-The-R…
Der Grundton soll im Vergleich zu den letzten zwei Platten positiver ausfallen. Außerdem wurde diesmal auf Samples verzichtet und dafür werden dann einige Cover auf dem Album Platz finden. Bin gespannt, aber eigentlich enttäuschen The Roots nie so richtig.
Als jetzt mal nur zur Single:
Oh wow. Instrumentals könnten nich besser passen. Rap fügt sich super ein. Gesang stimmt auch. Durch VSTs gejagte Gesänge sind sehr viel erträglicher als auf der letzten Scheibe. Ist das funky!
Ich bin echt gespannt auf das Album, könnte diese ganzen Raps-auf-Dreckselektrobeats-Releases locker links liegen lassen, wenn sie das Level halten.
kannte den track auch von der jimmy fallon show (wow, schon 3 monate her ). ganz cool eigentlich. hätte im sommer wohl besser gepasst als im herbst.
will ja kein rassist sein oder so, aber wer ist eigentlich dieses weißbrot (http://www.theroots.com/) (ups, schuldigung )? der war doch auf dem letzten album noch nicht da, oder?
verdammtgeileplatte!!!!!
Was das verlinkte Video mit den Roots zu tun hat weiss ich auch nicht. Aber gut ist der Track trotzdem
the roots. mehr brauch nicht gesagt werden. conscious raps finest. isso.