laut.de-Kritik
Scheppernde Installationen zwischen Freak-Folk, LoFi-Disco und Weltmusik.
Review von Martin LeuteKonventionalität ist nicht die Sache der in Montreal ansässigen Amerikanerin Merrill Garbus, der alleinigen Schöpferin der Songinstallationen des Projekts tUnE-yArDs. Die Musik der Do-It-Yourself-Musikerin erweist sich als ebenso eigenwillig wie die Schreibung ihres Künstlernamens.
Sie greift auf einen Digitalrekorder und ein simples Shareware-Programm zum Mischen der Spuren zurück, um aus diverse Samples und Alltagsgeräuschen, Old School-Beats und ihrem Ukulelespiel scheppernde Lieder zu kreieren, die sich in einem aufgeladenen Spannungsfeld irgendwo zwischen Freak-Folk, LoFi-Diso und Weltmusik positionieren.
Die verspielt-schräge Spielzimmer-Atmosphäre lässt Verweise auf CocoRosie zu, die experimentelle Euphorie erinnert vage an das Animal Collective oder Scout Niblett Mit ihrer grandiosen stimmlichen Bandbreite zwischen Soul und Hysterie hält sie die Songs zwar melodisch zusammen, aber ohne sich in geschmeidigem Wohlklang aufzulösen. Die Irritation lauert überall.
Die lieblich gezupfte Ukulele eröffnet zu verträumtem Gesang ("For You") das Album, um sich im harmonischem, an den frühen Devendra Banhart anlehnende "Lions" zu schlichtem Beat in aller Schönheit zu entfalten. Ihre gesangliche Affinität zu weltmusikalischen Anleihen offenbart Garbus in verwackelten Tracks wie "Sunlight", "Hatari", "Jumping Jack" oder dem klaustrophobischen "Jamaican", in welchem neben trockenen Schlagzeug-Samples ein Kinderhusten als rhythmisierendes Element dient.
Ob Meeresrauschen und Glockengeläut zu geloopten Beats oder Basslinien zu verzerrten Gesangseinlagen, alles wird bei Garbus zur potenziellen Klangfläche. Auch wenn das mitunter recht anstrengend tönt, Garbus verlässt bei aller Schrägheit und Sperrigkeit nie den tonalen Bereich, hat aber ordentlich an der Oberfläche ihrer Lieder gekratzt und ihnen einen unwiderstehlich spröden und wohltuend unperfekten Charme verpasst.
Ihr musikalisches Schaffen kulminiert schließlich im gutlaunigen "Fiya", das zur variabel gespielten Ukulele im "Graceland" eines Paul Simon zu wildern scheint und dem zärtlichen "Synonynonym", das sie mit sanfter Stimme in entrückte Sphären hebt.
Merrill Garbus aka tUnE-yArDs überzeugt mit ihrem spannungsreichen, experimentellen Debüt "BiRd-BrAiNs" auf ganzer Linie und schüttelt das angestaubte Genre des LoFi-Folk mit schlichten wie effektiven Mitteln und einer famosen Stimme ordentlich durcheinander.
1 Kommentar
hört sich interessant an, muss ioch mir mal anhören…