laut.de-Kritik
Grenzenlose Offenheit im synthetischen Spaßbereich.
Review von Kai ButterweckDas neue Jahr ist noch keine Woche alt, da bewirbt sich mit dem Crossover-Duo Twenty One Pilots schon der erste Business-Neueinsteiger für die vorderen Plätze der internationalen Best-Newcomer-of-the-Year-Listen.
Die MTV-Redaktion ist bereits jetzt entzückt und platzierte den Zweier aus Ohio vor einigen Tagen schon einmal vorsorglich auf dem internen 2013-Artist-to-watch-Zettel; und das auch völlig zu Recht, denn was die beiden Klangpiloten Tyler Joseph und Josh Dun auf ihrem Atlantic-Debüt "Vessel" präsentieren, lässt in punkto Frische, Esprit und No-Boundaries-Attitüde kaum Wünsche offen.
Lediglich mit einem Schlagzeug, einem Keyboard und einer Ukulele im Gepäck, begeben sich die beiden auf einen Trip in musikalische Welten, in denen es keine Grenzen zu geben scheint. Bereits der Einsteiger "Ode To Sleep" sorgt bei jedem Freund von unkonventionellen Strukturen für hochgezogene Augenbrauen. Synthie-Strobo-Blitze und zappeliger Sprechgesang von Wortführer Tyler Joseph machen den Anfang, ehe nach einer Minute tief Luft geholt wird und sich das Rhyme-Biest urplötzlich in ein Fun.-goes-Elektropop-Spektakel verwandelt.
Der Nachfolger "Holding On To You" kommt ähnlich gestrickt daher. Auch auf "Migraine" hüpfen die beiden Verantwortlichen zwischen Eminem-Hip Hop und entspanntem Dance-Pop hin und her, große Refrain-Momente inklusive. Kaum dass man glaubt, man habe die Jungs durchschaut, schütteln sie urplötzlich eingängigen Neo-Dance-Folk à la Cosmo Jarvis ("House Of Gold") aus dem Ärmel.
Mit "Car Radio" lassen es Twenty One Pilots erstmals etwas ruhiger angehen. Doch was dem einen sein iPhone ist, ist Tyler Joseph sein geliebtes Autoradio, und so wandelt sich das man-hat-mir-mein-Autoradio-geklaut-Klagelied alsbald in ein episches Soundfeuerwerk.
Stets um Abwechslung bemüht basteln sich die beiden Frickel-Nerds aus dem amerikanischen Nordosten ein innovatives Soundgebilde, welches zwar permanent am Wackeln ist, aber nie wirklich einstürzt. Irgendwo zwischen Dancepop-Elektro-Punk-Mixturen ("Semi-Automatic"), chilligen Offbeat-Spielereien ("Screen"), grooviger Dipdedipdedipdedip-Airplayware ("The Run And Go") und tieftraurigen Pianobar-Einwürfen ("Trees") lassen Twenty One Pilots alles mitgehen, was im synthetischen Spaßbereich nicht niet- und nagelfest ist.
Zwar geht dem Zweier gegen Ende etwas die Puste aus, doch ändert das nichts am positiven Gesamteindruck, den das Album insgesamt hinterlässt. Die zwei noch weitgehend unbefleckten Jungmusikanten beweisen Mut zum Risiko, indem sie standardisierten Normen den erhobenen Mittelfinger zeigen und sich zu grenzenloser Offenheit bekennen.
3 Kommentare mit einer Antwort
Sowohl der Rap als auch die Gesangsstimme der Jungs ist ziemlich gut... aber dieser ganze Dance/Synthkram hört sich etwas billig an. Find ich gerade beim ersten Reinhören so ... joa... Hie rist der youtube-channel bei Interesse: http://www.youtube.com/user/twentyonepilot…
das album ist meiner meinung nach den kauf echt wert.
hab die review nicht gelesen, stimme aber mit der bewertung überein. man muss den liedern jedoch ein wenig zeit geben um sich zu entfalten, am anfang gingen sie mir grade aufgrund der recht billig anmutenden electrosounds nicht so gut rein, nach 3 maligem durchhören hat sich das gelegt und man hat einige sehr kurzweilige hörerlebnisse.
wie das langfristig aussieht weiß ich nicht, ich denke man kann sich hieran sehr schnell satthören. kein grund jedoch sich das nicht mal anzuhören, wenn man auch auf fun. (vor allem das neue album, sind ja auch auf dem selbem label), eminem (oder vielmehr unbekanntere rapper, wie kinetics), tokyo police club oder/und i heart sharks steht
Ist n cooles Album ... ich sehe nur den nächsten Hype kommen :X
Bin ich froh, dass der Hype bis dato nicht eingetreten ist. Das Duo ist viel zu gut für den allgemeinen Mainstream.