laut.de-Kritik
Seht her, Duran Duran & Co: So wirds gemacht!
Review von Kai ButterweckOMD, Spandau Ballet, Duran Duran, Yazoo: Die Liste derer, die in den achtziger Jahren mit Fönfrisuren, Miami Vice-Outfit und synthetischen Klängen die Charts beherrschten und sich in den letzten Jahren zusammengerauft haben, um ihren zweiten Frühling zu erleben, ist lang. Nur die alten Herren von Ultravox wollten nicht so recht.
Man ging zwar anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Hitsingle "Vienna" vor zwei Jahren auf große Reunion-Tour, doch von einem neuen Album wollten Sänger Midge Ure und Co. nichts wissen. Doch "Musiker sind wie Frauen. Wir wechseln öfter unsere Meinung", erklärte uns der Frontmann gerade im Interview. So kommt die immer noch große Fangemeinde der Synthie-Popper dieser Tage doch noch in den Genuss eines neuen Studioalbums ihrer Heroen.
"Brilliant" heißt das gute Stück und macht es sich zur Aufgabe, die eher durchwachsenen Erinnerungen an das letzte Werk "U-Vox" wegzuwischen und das in Schieflage geratene Klangbild der Briten wieder gerade zu rücken. Eine an und für sich leichte Aufgabe, sollte man meinen, denn "U-Vox" war beileibe kein Masterpiece der seinerzeit bereits am Abgrund taumelnden Band.
Bereits die ersten Sekunden des Openers "Live" belegen, dass es dem Quartett nun wirklich ernst zu sein scheint. Die raumfüllenden Synthies von Billy Currie dienen als Initialzündung für eine Eröffnung, die alles wieder zutage fördert, das jahrzehntelang vergraben war. Warren Canns limitierter, aber dennoch druckvoller Drumsound, der trippelnde Bass von Chris Cross und nicht zuletzt Midge Ures Organ, das über all die Jahre nichts von seiner glasklaren Brillanz verloren hat, haben ihn wieder inne: den unverkennbaren Ultravox-Sound.
Das episch angehauchte "Flow" steht dem Einstieg in punkto Ausdruck und Fülle in nichts nach, ehe der Titeltrack mit harmonischem Synthie-Thema und sphärischem Background den ersten echten Eckpfeiler des Albums präsentiert. Mit "The Change" wandelt die Combo dann erstmals auf düsteren Pfaden und beweist auch hier, dass sie nichts von ihrer Fähigkeit, nachhaltige Stimmungen zu erzeugen, verloren hat.
Die Band macht einen überraschend frischen und unverbrauchten Eindruck. Der Mix aus alter Ultravox-DNA und zeitgemäßen Sound-Elementen funktioniert und sendet unweigerlich Grüße an Simon Le Bon und Konsorten, denen eine authentische Melange aus Altem und Neuem nur mit Abstrichen geglückt ist.
Ultravox hingegen machen mit melancholischen Tracks à la "Down" oder auch "Fall" und eingängigen Tanznummern wie "Satellite" oder "Lie" so ziemlich alles richtig, auch wenn keiner der insgesamt zwölf Songs für erhabene Momente sorgt, die einst Lieder wie "Vienna" oder "Dancing With Tears In My Eyes" zur Unsterblichkeit verhalfen.
Unterm Strich erhebt man sich nach den letzten Akkorden von "Contact" vom Platz und applaudiert den ergrauten Herrschaften, denn wenn es eine Combo geschafft hat, den Spirit ihres Genres glaubwürdig in die Neuzeit zu transportieren, dann sind es Ultravox. Good work, guys.
5 Kommentare
ach wie schön, da freu ich mich doch mal drauf, monument hör ich mir immer wieder mal gerne an
Für mich DAS meisterwartete Album des Jahres. Ich habe gehofft, aber nicht zuviel erwartet. Und, ich wurde absolut positiv übberrascht. Ein Hammeralbum, modern und doch noch sehr viel 80s Einflüsse. Das die 4 ergrauten Herren Spass daran hatten merkt mann in jedem Song.
ultravox-reunion ohne john foxx - sogar ohne dessen erwähnung - und mit midge ure?
das ist ja, als ob man bei genesis herrn gabriel verleugnen würde; oder den eno bei roxy.
guten pop kann herr ure dennoch. bin gespannt.
etikettenschwindel bleibt es gleichwohl....zumindest ein wenig; Systems of Romance!
john foxx - this city
http://www.youtube.com/watch?v=KrQjCKFWzCc
Dummes Zeug. Foxx hat die Band damals hingeschmissen und wenn man genau hinsieht, auch ziemlich im Regen stehen lassen. Das ganze Projekt stand seinerzeit stark auf der Kippe, bevor dann doch noch der verdiente Erfolg kam, an dem Foxx nun überhaupt keinen Anteil hatte und der ohne Midge Ure nicht denkbar gewesen wäre. Der Ultravox/Genesis-Vergleich ziemt sich überhaupt nicht, da es zwei völlig unterschiedliche Storys sind. Das Einzige, was man Foxx positiv anrechnen muss, ist der Fakt, dass er dem Rest der Band seinerzeit zumindest den Namen überlassen hat. Ach so, ja: Wirklich schönes Album!
wir reden aneinander vorbei.
die frage der menschlichen qualität des abgangs sowie des späteren - rein kommerziellen - erfolges betrachte ich vollkommen lösgelöst von der küntlerischen miterfindung des synthipopgenres durch foxx; u.a. mit seinen systems of romance.
dass ich das so sehe und höre, kann ich ja nun mal nicht ändern, werter forrest. ps: der genesisvergleich sollte lediglich das prinzip purismus vs verwässerung erklären. mehr nicht.