laut.de-Kritik
Klingt nach einem Klassentreffen von Alternative-Rockern.
Review von Andreas DittmannAuch wenn UnWed hier ihr Debüt veröffentlichen, ist "Raise The Kids" kein klassisches erstes Album einer Newcomerband. Hier sitzen nicht fünf Musiker zusammen, die sich und ihren Sound erst noch finden müssen. Nein, "Raise The Kids" ist ein reifes, erwachsenes und kompaktes Album, dass von langjähriger Erfahrung zeugt.
Wenn man liest, wer alles bei UnWed mitmacht, ist das auch kaum verwunderlich: Jason Black von Hot Water Music, Jeff Gensterblum von Small Brown Bike, Arthur Shepherd von Errortype:11, Neltie, die Tourmanagerin von Hot Water Music und ein gewisser Matt Kane. Gestandene und erfahrene Musiker, die allesamt ihre musikalischen Anfänge in den 90ern hatten. Und so klingt ihr Album auch: wie ein Klassentreffen von Alternative-Rockern.
Das Schöne ist, dass UnWed nicht einfach nur die gute alte Zeit wiederbeleben, die sie ja ohnehin nie zusammen als Band hatten. Die Truppe um Sängerin Neltie nimmt zwar den angestaubten Alternative-Rock an die Hand, führt ihn aber unerbittlich ins Jahr 2015. Auf dem Weg dorthin wird das Beste aus Grunge, Postrock, Punkrock und Hardcore mitgenommen, bis sie am Ende fast schon wie eine Mischung aus Balance & Composure, Deftones und The Distillers klingen.
Dieser Marsch durch die Jahrzehnte hat zur Folge, dass man immer wieder an andere großartige Bands denken muss: Queens Of The Stone Age (etwa bei "Desert Gold"), Quicksand ("The Innocent") oder Brody Dalle (oft) bis man schließlich bei den Paper Arms und Title Fight angekommen ist.
Jason Black, bekannt für sein exaktes und vielseitiges Bassspiel, nimmt sich im Gegensatz zu Hot Water Music eher zurück und arbeitet sehr intensiv mit Drummer Jeff Gensterblum zusammen. Die Folge ist ein kompakter, straighter und heftig groovender Soundboden. Die beiden Gitarren können sich hier voll austoben. Sängerin Neltie gibt dem Sound den letzten Schliff, säuselt und flirtet, nur um dann wieder aus den Boxen zu keifen. Ihre und Arthur Shepherds Stimme ergänzen sich hervorragend.
Schon der Opener "You'll Burn" zieht den Hörer so tief hinein in das Alternative-Rock-Feuerwerk, dass er gar nicht mehr hinaus will. Die nächsten Songs legen immer noch eine Schippe drauf, man hört die Spielfreude der Band in jedem Takt. "Raise The Kids" zeigt, was aus den Guano Apes hätte werden können. Bei "New Skin" wird die Akustikgitarre rausgeholt. Aber nicht um eine schnulzige Ballade zu klimpern, sondern um den Kontrast zur heftig verzerrten E-Gitarre deutlicher zu machen. Nelties Stimme schwebt über diesem Soundgefüge fast schon sphärisch. Eines der spannendsten Lieder der Platte.
"Its what you waiting for" singen Neltie und Arthur Shepherd ganz am Ende und beschreiben damit das Gefühl dieser Platte. Vor allem die Bandmitglieder scheinen genau auf diese Möglichkeit, auf diese Band gewartet zu haben. "Raise The Kids" ist ein vielseitiges, spannendes und spielfreudiges Album, UnWed sind eine Band die perfekt harmoniert. Es bleibt zu hoffen, dass sie eben keine Supergroup sind, wie oft behauptet wird, denn die zeichnen sich gern durch Kurzlebigkeit aus.
2 Kommentare mit 4 Antworten
liest sich doch ganz interessant, insbesondere die "the distillers" referenz.werd ich bei gelegenheit mal bei.
Hey Herr, old Friend, gibt es dich auch noch.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
hin und wieder schau ich rein.allerdings ist es durch die ganzen fakes in letzter zeit doch bissi unübersichtlich geworden.früher war das einfacher.
hättest auf dem zenith deines erfolges nicht so einfach von uns gehen dürfen xD
Ja, kam mit dem ganzen Fame nich klar, bin eher bescheidener Natur.
Nette Erinnerung. Hatte ich vor einiger Zeit zum 7"-Release mal auf dem Schirm, verlor ich dann aber aus den Augen. Arthur Shepherd von God Fires Man, Instruction oder Gay For Johnny Depp ist natürlich ne sichere Bank.