laut.de-Kritik
David Lee Roth verkackt es grandios.
Review von Kai ButterweckDamit haben wohl nur noch die wenigsten Van Halen-Fans gerechnet: Die Band um Saitenhexer Eddie Van Halen und Sprungwunder David Lee Roth traten vor kurzem doch tatsächlich zum ersten Mal überhaupt live im Fernsehen auf ("Jimmy Kimmel Live!") Doch damit nicht genug. Obendrauf servieren die Altrocker ihren Anhängern kurz vor der bevorstehenden Nordamerika-Tour auch noch das erste Live-Album mit Herrn Roth am Mikrofon. "Tokyo Dome In Concert" heißt das gute Stück. Der Mitschnitt des Spektakels stammt vom 21. Juni 2013 "in front of 44.000 of our closest friends in Tokyo, Japan", so die Band.
Fans der Hagar-Ära brauchen erst gar nicht weiterlesen. Die Phase, in der die Band ihre wohl größten Gesangstrümpfe ausspielte, wird komplett außer Acht gelassen. Stattdessen versucht sich das Familienunternehmen an auch heute noch Maßstäbe setzenden Archiv-Erinnerungen.
Musikalisch hat das durchaus Hand und Fuß. Sowohl die zwirbelnde Gitarrenarbeit von Eddie Van Halen als auch das markante Kesselspiel seines Bruders Alex wecken auf Klassikern wie "Runnin' With The Devil", der The Kinks-Hommage "You Really Got Me" oder "Women In Love" wohlige Erinnerungen. Auch der Bass von Nesthäkchen Wolfgang Van Halen pumpt über weite Strecken des Albums ordentlich im Takt.
Nur das schwarze Schaf namens Lee Roth scheint sich nur halbherzig auf jenen denkwürdigen Abend vorbereitet zu haben. Vielleicht hat man den selbstverliebten Frontmann aber auch erst zwei Tage später davon in Kenntnis gesetzt, dass man vorhat, das vorhandene Material irgendwann einmal zu veröffentlichen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich vor allem Über-Hits der Band wie "Panama", "Ain't Talkin' 'Bout Love" und die obligatorische Final-Rakete "Jump" bisweilen anhören, als hätte an jenem Abend ein volltrunkener japanischer Sushi-Koch am Mikrofon gestanden?
Charisma hin oder her: Was bringt dem Fan daheim das Wissen, dass ein David Lee Roth auch heute noch artistische Mikrofonständer-Spielereien und Karate-Kicks wie kein Zweiter drauf hat? Durch die Boxen schallt schließlich nur der Gesang. Und der lässt über weite Strecken des Albums mehr als zu wünschen übrig.
So überwiegen am Ende Frust und Ernüchterung. Vor allem in Anbetracht der Voraussicht, dass sich die mittlerweile im Spätherbst ihrer Karriere befindende Band aller Wahrscheinlichkeit nicht noch einmal die Mühe machen wird, während einer ihrer Konzerte auf die Record-Taste zu drücken.
9 Kommentare
Ohaa, das liest sich ja nicht so toll. Werde trotzdem mal reinhören.
Schon bei Jimmy Kimmel hat DLR gewirkt, als höre er die Stücke zum ersten mal. Schade. Nach all dem Mist der letzten Jahre hätte ich den Herren nochmal ein furioses Comeback gewünscht.
"(...) als hätte an jenem Abend ein volltrunkener japanischer Sushi-Koch am Mikrofon gestanden?"
So nun habe ich mir selbst ein Bild gemacht. Van Halen spielt absolut geil, die Qualität der Liveaufnahmen sind grandios. Der Gesang ist tatsächlich schwach, das Kreischen und die höheren Tonlagen bekommt Roth einfach nicht mehr hin und muss zum Teil von der Band unterstützt werden. Ansonts wirklich klasse Platte ,.. für mich mindes 3 Sterne.
Mit Hagar wäre das nicht passiert.
Das Gekrächze ist nicht auszuhalten.... Jump alleine zum Anspielen reicht schon....