laut.de-Kritik
Götz Alsmann präsentiert Exotisches aus den 50er Jahren.
Review von Giuliano BenassiAlte Aufnahmen auszugraben, sie aufzupäppeln und liebevoll neu zusammenzustellen ist eine Spezialität von Bear Family Records. Die Box-Sets aus Holste-Oldendorf in der Nähe von Bremen sind seit vielen Jahren weltweit begehrt.
Nun versucht sich das Kölner Label Roof Music, eher auf Hörbücher spezialisiert, an einem ähnlichen Konzept. Gegraben hat in diesem Fall Götz Alsmann, der dabei auch wieder den Künstlernamen gefunden hat, den er vor 30 Jahren als Radio-Moderator nutzte: Prof. Bop.
"Unsere Jukebox ist gespickt mit Preziosen der Musikgeschichte bis 1962: Rock & Roll, Rhythm & Blues, Mambos, Cha Chas, Exotisches, unglaublich Seltsames!" erklärt er, in eher reißerischem als akademischem Ton.
Seltsam klingt zunächst der Titel des Sammlung: Bezieht er sich auf die Künstler oder eher auf das Publikum? Im ersten Fall wäre er nicht akkurat, denn es sind auch Frauen vertreten. Etwa die durchaus attraktive Diane Maxwell, die mit 17 schon so klang wie Nancy Sinatra mit Mitte 20. Oder, auf dem zeitgleich erscheinenden "Vol. 2", Pat Morrisey. "Manchen gilt sie als eine der Top 5-Sängerinnen aller Zeiten. Andere halten sie schlichtweg für die schönste Vokalistin der 50er Jahre. Die meisten haben aber noch nie von ihr gehört", schreibt Prof. Bop mit trockenem Humor.
Eine Feststellung, die wohl für die meisten hier vertretenen Künstler gilt. Wobei der eine oder andere durchaus Ruhm erlangte, etwa Frank Virtuoso, der als Bandleader aus Philadelphia internationale Erfolge feierte und hier mit dem mexikanisch angehauchten "Too Much Chianti" (als Bruno, His Guitar & His Brunos) vertreten ist.
Ganz anders ein schräger Typ namens Crazy José, der 1959 schon so aussah wie Eugene Hütz von Gogol Bordello 50 Jahre später. Offenbar seiner Zeit viel zu weit voraus, denn mit rot gefärbtem Schnurrbart und verstimmtem Piano verschwand er nach nur einem Album in der Versenkung.
Ein Song ist das eine, die Geschichte dahinter etwas anderes. Während Bear Family seine Werke mit dickem Booklet ausliefert, hat Prof. Bop seine Recherchen auf eine eigens eingerichtete Webseite verbannt. Dafür erscheinen die zwei Volumes liebevoll auf 10"-Vinyl-Scheiben samt CD, also eine Freude für Oldschool-DJs.
Die werden sicherlich den einen oder anderen brauchbaren Track finden. Etwa "Wine, Women And Gold", das den Träumen der ugly men in der Zuhörerschaft durchaus entsprechen dürfte.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Die "Veröffentlichung heißt "...ugly MEN´s Lounge". Auf dem Coverbild deutlich zu sehen.
evt. ist man bei laut einfach noch ein bissi verkatert.
rainer hat ja gestern zu ehren des abschusses von mundi und dem morphologen sicher tüchtig auftischen lassen.
Diese Entschuldigung lasse ich natürlich gelten.
Und korrigiert wurde es auch schon.