laut.de-Kritik

Die glorreiche Sieben.

Review von

Winger waren Anfang der Neunziger die perfekte Zielscheibe, wenn es darum ging dem handelsüblichen Haispray-Hardrock eins auszuwischen. Der für seine Timing-Schwankungen bekannte Metallica-Drummer Lars Ulrich etwa übt seine Treffsicherheit im Dart-Spiel an einer Scheibe, die eine Abbildung des Gesichtes des Winger-Namensgebers Kip trägt, nachzusehen im millionenfach gesendeten Clip von "Nothing Else Matters". Dabei ist die Balladendichte auf dem "Black Album" vergleichbar mit der auf Wingers Erfolgsalben in der Phase zwischen 1988 und 1992.

Dass Winger fortan an Qualität zulegen und Fronter Kip gar Klassik-Werke und Artrock-Soloalben vorlegt, geht in der Entwicklung seiner Stammformation meist unter. Nun erscheint fast zehn Jahre nach dem sechsten Album "Better Days Coming" mit "Seven" der siebte Streich. Mit an Bord sind vier Originalmitglieder ergänzt um Gitarrist John Roth, der ebenfalls lange im Dunstkreis der Band zu verorten ist.

Neben Kreativ-Kompass Kip treten auf Seven insbesondere zwei Könner ins Rampenlicht. Whitesnake-Gitarrist Reb Reach soliert fleißig, und Dixie Dregs-Drummer Rod Morgenstein hat ein paar lässige Grooves und verspielte Fills im Gepäck.

Um Alterserscheinungen vorzubeugen, holen sich Winger die externe Expertise von Songwriting-Ikone Desmond Child (Alice Cooper, Aerosmith, Bon Jovi) ein. Nachzuhören sind dessen heilenden Hände für Hammer-Hooks insbesondere auf der ersten Single "Proud Desperado". Seine Finger im Spiel hat der Songschreiber zwar nicht bei "It's Okay". Die an Bon Jovi angelehnte Nummer könnte aber durchaus aus seiner Feder stammen.

Die klassischen Einflüsse und die Vorliebe für Prog- und Artrock-Klänge kommen im Closer "It All Comes Back Around" zur Geltung, einem Epos, das durchaus an das Format einer Jim Steinman-Nummer (Meat Loaf) heranreicht und meilenweit von der Machart früherer Hits wie "Headed For A Heartbreak" oder "Seventeen" entfernt ist.

"Heavens Fallen" mit seinen überdeutlichen Achtziger Analogien umschifft die Kitsch-Klippen mit sorgsam und unaufdringlich im Stereo-Panorama platzierten Synthie-Sounds. "Do Or Die" oder "Tears Of Blood" folgen dieser Diktion, sind dabei deutlich düsterer und melancholischer gestaltet. Gerade "Do Or Die" profitiert von der abgestimmten Zusammenarbeit des Gitarrentrios Reach, Taylor und Roth, die behände akustische wie elektrische Elemente einfließen lassen und die Riffs komplementär gestalten.

Winger heben die Hardrock-Tradition 35 Jahre nach ihrem Debüt auf ein neues Level. Musikalität und viele Ausflüge jenseits die Genre-Grenzen ergeben ein Album, das im Bandkatalog als glorreiche Sieben in die Historie eingehen dürfte.

Trackliste

  1. 1. Proud Desperado
  2. 2. Heaven's Fallen
  3. 3. Tears Of Blood
  4. 4. Resurrect Me
  5. 5. Voodoo Fire
  6. 6. Broken Glass
  7. 7. It’s Okay
  8. 8. Stick The Knife In And Twist
  9. 9. One Light To Burn
  10. 10. Do Or Die
  11. 11. Time Bomb
  12. 12. It All Comes Back Around

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LAUT.DE-PORTRÄT Winger

1985 trifft in New York ein Typ namens Charles Kip Winger ein. Er hat klassische Gitarre und Songwriting studiert und will sich fortan als Musiker durchschlagen.

2 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Im dritten und vierten Absatz hast Du dich ein paar mal verhaspelt mit Wiederholungsfehlern.

    Aber wenn Kip deutsch könnte (mW kann er es nicht), dann wäre er dir jetzt wohl für allem dafür dankbar, dass Du trotz wohlwollendem Grundton neben den vielen perspektivisch offensichtlichen Winger-Peinlichkeiten in der Rezi nicht nochmal die für ihn in den 90ern sicher viel ruinösere Beavis & Butthead-Referenz ausgepackt hast. So wie ich hier gerade. :D

  • Vor einem Jahr

    Selten eine Kritik hier gelesen, die selbst beim oberflächlichsten Lesen vor so vielen offensichtlichen Grammatik- und Rechtschreibfehlern nur so strotzt. Das muss wohl dieser laut.de-Qualitätssicherungsprozess sein.