Porträt

laut.de-Biographie

Marduk

Da ihm die durchschnittlichen Death Metal-Acts im heimischen Schweden zu lasch und nicht böse genug sind, beschließt Gitarrist Morgan Steinmeyer Håkansson, sich 1990 in Norrköping mit ein paar anderen Nasen zusammen zu tun, um eine wirklich ganz ganz böse, blasphemische Band zu gründen, die zunächst auf den Namen God hört, schließlich aber in Marduk umbenannt wird.

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Deshalb sucht er sich Leute Andreas 'Dread' Axelsson als Shouter, Magnus 'Devo' Andersson an der zweiten Klampfe, Joakim 'Grave' Göthberg an den Drums und Rickard Kalm für den Bass. Zwar klingt die Musik immer noch am ehesten nach Death Metal, aber die schwarzweiß getünchten Gesichter, das heisere Gekreische des Sängers und der ganze Satanistenkram deuten schon auf die Vorliebe für Black Metal hin.

Wie jede andere Band auch, beginnen sie Demos aufzunehmen. Ihre erste EP "Fuck Me, Jesus" (mit einer Frau auf dem Cover, die sich von hinten ein Kruzifix einführt) wird natürlich erst einmal überall verboten und folglich ein riesiger Erfolg und sowohl '95 als auch '99 (mit Bonustracks) wiederveröffentlicht. 1992 kommt ein Deal mit No Fashion Records zustande, und zusammen mit Dan Swanö (Nightingale/Ex-Edge Of Sanity) zimmern sie ihr Debüt "Dark Endless" ein, auf dem Morgan auch einige Bass-Parts übernimmt. Kaum ist die Scheibe auf dem Markt, zeigt sich das französische Label Osmose Records sehr interessiert und schickt die Schweden gleich wieder ins Studio, wo sie "Those Of The Unlight" aufnehmen. Sänger Andreas macht sich in Richtung Edge Of Sanity davon und auch am Bass steht mit Bogge Svensson aka B.War ein Neuer. Das Geschrei übernimmt einfach Drummer Joakim.

Als Live-Band haben sie sich schon lange einen Ruf erspielt. 1994 gehen sie mit Immortal auf größere Tour. Das nachfolgende Album "Opus Nocturne" weist mit Fredrik Andersson einen Drummer mehr und mit Devo Andersson einen Gitarristen weniger auf; Joakim keift aber immer noch ins Mikro. Die Songs sind meist im Highspeed Bereich angesiedelt. Deshalb gilt das Album unter Fans auch als das kompromissloseste Werk der Schweden. Dem folgt eine erste Headliner-Tour und die erwähnte Wiederveröffentlichung von "Fuck Me Jesus", die wegen des cleveren Titels und eines noch intelligenteren Covers einmal mehr in sieben Ländern verboten wird.

Im selben Jahr spielen sie auch zum ersten Mal jenseits des Atlantiks, weshalb es etwas länger dauert, bis "Heaven Shall Burn ..." erscheint. Für dieses Album wechseln sie von den Hellspawn Studios ins Abyss Studio von Peter Tägtgren (Hypocrisy, Pain) und auch gleich noch den Sänger, der jetzt Erik 'Legion' Hagsted (Ex-Opthalamia/Black Goat) heißt, da sich Joakim verzogen hat, um Dimension Zero zu gründen.

Das Album ist dermaßen schnell, dass bei einigen Leuten sogar der Verdacht aufkommt, die Scheibe sei nicht von Musikern eingespielt worden, sondern eher von einem Studiotechniker (sprich: am PC schneller gemacht). Spätestens live müssen sich die Zweifler aber vom Gegenteil überzeugen lassen. Im selben Jahr erscheint noch die EP "Glorification", auf der es Coverversionen von Bathory, Destruction und Venom zu hören gibt. Von der anschließenden Tour schneiden sie einige Aufnahmen mit, die '97 als "Live In Germania" erscheinen und auf denen Peter Tägtgren als zweiter Gitarrist dabei ist. Danach erscheint die EP "Here's No Peace", mit Material aus den grauen Anfangstagen.

Mit "Nightwing" machen sich die Schweden 1998 an ein Konzeptalbum, das - welch Überraschung - die Geschichte von Vlad Tepes dem Pfähler (alias Graf Dracula) behandelt. Auf den No Mercy Festivals rühren sie dafür kräftig die Werbetrommel und diverse andere Touren folgen, ehe das für viele wichtigste Werk "Panzer Division Marduk" erscheint. Sogar Vergleiche mit Slayers "Reign In Blood" tauchen auf. Folglich geht die anschließende Tour über drei Kontinente und das Quartett legt über 100.000 Meilen zurück. Nach der Rückkehr in schwedische Gefilde trennen sie sich jedoch von Osmose Records. Anstatt sich wieder den Händen anderer Labels auszuliefern, gründen Marduk ihr eigenes namens Blooddawn Productions.

Marduk - Viktoria
Marduk Viktoria
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Da nach der EP "Here's No Peace" wegen des Covers (ein deutscher Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg) einige Vorwüfe aufkommen, die Band hätte etwas mit nationalsozialistischen Gruppen zu tun, ziert das "Panzer Division Marduk"-Cover groß und mächtig ein britischer Tank. Alle Nazivorwürfe entpuppen sich bald als haltlos, allerdings hatte es die Band eine ganze Zeit lang auf einige plakative Provikationen ankommen lassen.

Auf Tour geht es mit Cannibal Corpse, Defleshed und Angel Corpse. Anschließend gibt es erst einmal eine Doppel Live-CD, die während der 'World Panzer Battle'-Tour mitgeschnitten wurde. "Infernal Eternal" besticht schließlich mit seinem Sound, einem gut aufgemachten Booklet, insgesamt 18 Songs und drei CD-Rom-Tracks für den Preis einer regulären CD. Century Media krallen sich schließlich die Lizenz für den Vertrieb von "Obidience" und "Infernal Eternal" in den USA. Gleiches gilt natürlich auch für "La Grande Danse Macabre", das 2001 in den Läden steht und wieder etwas variabler als "Panzer Division Marduk" klingt, ohne jedoch an Härte einzubüßen.

Die Tour, die die Schweden für "La Grande Danse Macabre" fahren, umfasst insgesamt 115 Gigs, wovon auch einige wieder in den Staaten stattfinden, zusammen mit Deicide, Gorguts und All Out War. Nach ihrer Rückkehr basteln sie am "Blackcrowned"-Box Set und wollen eigentlich im September wieder nach Amerika zurück, werden aber aufgrund der strengen Sicherheitsmaßnahmen nach dem 11. September (und einiger Vorstrafen der Musiker) nicht ins Land gelassen. Somit gehen sie im Dezember kurzerhand wieder auf Europatour, um es im Januar nochmals in den USA zu versuchen, doch erneut macht ihnen das Einreisegesetz einen Strich durch die Rechnung. So setzten sie sich hin, beenden die Arbeiten an "Blackcrowned" und beginnen neue Songs zu schreiben. "Blackcrowned" erscheint im Februar und beinhaltet hauptsächlich unveröffentlichtes Audio- und Videomaterial.

Bis in den Juli hinein ziehen sich die Probleme mit der Amerikanischen Botschaft. Somit haben sie reichlich Zeit, um an neuem Material zu feilen und einen Vertriebsdeal mit dem Schwedischen Label Regain Records abzuschließen. Im September sind die Arbeiten am Album fertig, der Mix muss aber verschoben werden, da Haus und Hof-Produzent Peter Tätgren Live-Verpflichtungen hat. Im selben Monat setzt Basser B.War Nachwuchs in die Welt und hat natürlich nichts Besseres zu tun, als seinen Sprössling Damien zu nennen, nach der Hauptfigur aus dem Film "Omen".

Auch ein neuer Drummer ist dabei, denn Fredrik Andersson macht sich auf und davon. Sein Erstatz hört auf den Namen Emil Dragutinovic, war früher bei Legion und Nominon und hat auch bei Spawn Of Poesession mal kurz ins Mikro gehustet. Da in den USA immer noch kein Reinkommen ist, touren sie einfach im Rahmen der 'X-Mas Festivals' mit Six Feet Under, Immolation, Kataklysm und Dying Fetus durch Europa. Im Februar 2003 legen sie endlich mit "World Funeral" nach und machen dafür auf der No Mercy Festivals-Tour ordentlich Werbung.

Es folgen zahlreiche Dates in ganz Südamerika, ehe Legion im November überraschend seinen Ausstieg bekannt gibt. Alle weiteren Gigs fallen somit aus. 2004 erscheint zunächst eine weitere DVD ("Funeral Marches And Warsongs"). Im Februar 2004 stellen Marduk mit Daniel 'Mortuus' Rosten ihren neuen Frontmann vor. Der nannte sich zuvor noch Arioch und röchelt bei Funeral Mist. Bevor es allerdings an die Aufnahmen zu "Plague Angel" geht, legt B.War seinen Bass beiseite und gibt an den ehemaligen Gitarristen Devo Andersson ab. Legion und B.War basteln zwischenzeitlich mit dem Dark Angel-Gitarristen Jim Durkin an einem kurzlebigen Death Metal-Projekt.

Marduk packen derweil ihre Sachen und gehen mit Napalm Death, Finntroll, Vader und Belphegor auf Europatour. Da Drummer Emil im Februar '05 aber mit einem Baseballschläger der Arm gebrochen wird, müssen sie für die England-Dates ausscheiden. Als er wieder fit ist, geht es mit Mystic Circle nochmals rund, ehe sie Ende des Jahres die Live-Scheibe "Warschau" auf den Markt bringen. Im Mai des folgenden Jahres sind sie mit den Italienern von Necrodeath unterwegs und machen sich dann an die Arbeiten zur nächsten Scheibe.

Diese hört auf den seltsamen Namen "Rom 5:12" und ist das letzte Album mit Emil an den Drums. Er schließt sich Legion bei dessen neuem Projekt Devian an. Marduk holen sich an seiner statt Lars Broddesson ins Boot. Mit ihm und Monstrosity, Setherial und Cattle Decapitation gehen sie quer durch Mexico auf Tour. Im April '07 sind sie wieder in Europa im Rahmen des 'Excess Of Evil'-Packages unterwegs.

Nachdem sie auch in Russland und Osteuropa einige Gigs abgerissen haben, stehen die Arbeiten an neuem Material auf dem Plan. Das mittlerweile elfte Album "Wormwood" erscheint Ende September 2009 über Regain Records. Musikalisch zeigen sich die Schweden im Laufe der Jahre in ihrem Rahmen durchaus wandelbar und leisten sich auch auf dem neuen Label Century Media mit den Folgealben "Serpent Sermon" (2012), "Frontschwein" (2015) und "Viktoria" (2018) keinerlei Ausfälle.

Ab 2018 macht die Band wieder mit Provokationen und Skandalen auf sich aufmerksam, die mittlerweile zweifeln lassen, ob sich die Nazivorwürfe überhaupt noch als haltlos bezeichnen lassen. So sollen Bandmitglieder in dem Jahr im Onlineshop des Nordic Resistance Movements Nazipropaganda eingekauft haben. Außerdem besiegelt 2023 Bassist Joel Lindholm, der sich 2020 Marduk anschloss, seinen Rausschmiss bei den Schweden, nachdem er beim Incineration Fest in London den Hitlergruß gezeigt hatte. In einem Metal Hammer-Interview hat sich die Formation zwar von der Geste distanziert, trat aber kurz nach dem Vorfall beim finnischen Steelfest auf, das wegen Bookings diverser NSBM-Bands stark in Kritik geraten war.

Mittlerweile darf vorübergehend wieder Devo Andersson den Bass bedienen. Auf "Memento Mori", auf dem er für einen Teil der Basssounds mitverantwortlich zeichnet und auf dem Drummer Simon Schilling sein Stelldichein bei Marduk gibt, verzichten die Schweden aber im Gegensatz zu den Vorgängeralben auf inhaltliche Provokationen und bieten neben gewohntem Handwerk ein paar sinnvolle Neuerungen und Ergänzungen im Sound.

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Marduk - Viktoria: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2018 Viktoria

Kritik von Manuel Berger

Werwölfe beißen weniger verheerend als Frontschweine. (0 Kommentare)

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Summer Breeze 2008 Die Panzerdivision rollt auch auf dem Summer Breeze.

Die Panzerdivision rollt auch auf dem Summer Breeze., Summer Breeze 2008 | © laut.de (Fotograf: Thomas Kohl) Die Panzerdivision rollt auch auf dem Summer Breeze., Summer Breeze 2008 | © laut.de (Fotograf: Thomas Kohl) Die Panzerdivision rollt auch auf dem Summer Breeze., Summer Breeze 2008 | © laut.de (Fotograf: Thomas Kohl) Die Panzerdivision rollt auch auf dem Summer Breeze., Summer Breeze 2008 | © laut.de (Fotograf: Michael Edele)

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