laut.de-Kritik

Dub, Punk-Polka und Folklore mit den System Of A Down des Speed Folks.

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Sauerei! Ein wahrer Skandal! Der Eurovision Song Contest in Düsseldorf liegt nun schon fast ein Jahr hinter uns. Der Godfather of ECS (nein, das ist nicht mehr Ralph Siegel) hat die heilige Lena-Kuh längst und zeitnah ausgeschlachtet, ebenso haben die Hupfdohlen von Jedward nachgelegt. Eigentlich ist schon alles gesagt und vergessen. Vollkommene Priorität besitzt der Sonderzug nach Baku.

Erst jetzt kommen Zdob Si Zdub (also diese ulkigen Kerle, deren Hüte selbst die Frisuren der irischen Klonkrieger überragt haben) aus der Reserve. Anstatt einen gewinnbringenden Schnellschuss mit 80% Füllspachtel gleich nach Raabs Versuch, in Düsseldorf die Weltherrschaft an sich zu reißen, rauszuhauen, warten sie, bis ein wirkliches Album auf eigenen Beinen steht. Da hat wohl jemand das Musikgeschäft überhaupt nicht verstanden und hat darin nichts, aber auch gar nichts, zu suchen.

Zum Glück. Die Moldauer haben sich lieber in Berlin mit Marc Elsner zusammengetan und dort das durchgehend gute "Basta Mafia!" aufgenommen. Vielleicht fehlt den einzelnen Songs hier und da etwas Feuer unterm Popo, aber einen wirklich misslungenen Titel habe ich nicht gefunden. Diesmal bin ich auf der ewigen Suche nach dem Ausfall gescheitert.

Dem osteuropäischen Brass-Ska-Punk-Rock-Sound der Band fehlt nur gelegentlich das Sahnehäubchen, um das Album über die ganze Distanz abzurunden. Das Fehlen dieser Emulsion machen aber der osteuropäische Charme und der zutiefst possierliche Akzent des Sängers wett. "Basta Mafia!" ist eine temperamentvolle, kurzweilige und gleichzeitig gesellschaftskritische runde Sache geworden. Rund wie der Brotkopfhäftling auf dem Cover.

Sämtliche Musikrichtungen, die Zdob Si Zdub im Repertoire haben, verwursten sie in "The Holy Fuel". Ein Brecher zwischen Dub, Punk-Polka und Folklore. Für Highlight Nummer zwei, "Gipsy Life", stehen die Talking Heads ein wenig Pate, während die Truppe während "F-S-S-O" endgültig zu den System Of A Down des Speed Folks mutiert.

So gut diese Platte auch sein mag: Die ganze Zeit spürt man, dass das wahre Potenzial der Band eigentlich nicht im Studio, sondern auf der Straße liegt. Daher, Album kaufen, auswendig lernen (soweit unsere teutonischen Ohren es hinbekommen) - und dann live anschauen gehen.

Trackliste

  1. 1. Basta Mafia
  2. 2. Running
  3. 3. Eternal Kiss
  4. 4. Gipsy Life
  5. 5. We Are Free
  6. 6. Maria
  7. 7. Haiduk
  8. 8. Trece Vremea Omului
  9. 9. Nistru
  10. 10. Good Bye
  11. 11. F-S-S-O
  12. 12. The Holy Fuel
  13. 13. So Lucky

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