laut.de-Kritik
Spätnachts in Atlanta drehen R'n'B-Crooner ihre Runden.
Review von Yannik GölzWas macht gute Musik aus, um nachts durch die Gegend zu fahren? "Nightdrive-Musik" lautet der inoffizielle Schirmbegriff dafür. Oft verdienen ihn die besten Vertreter des Trap-Soul-Genres, viele von ihnen aus Kanada, viele von ihnen aus Atlanta. Aber neben den Bryson Tillers, PARTYNEXTDOORs und 88Glams wirkt ein 6lack unauffällig. Ein verlässlicher Feature-Partner, eine solide Stimme. Er ist kein Künstler, über den man streiten würde, aber er verpflichtet sich dem Begriff: Erklärt diese neue EP "6pc Hot", was es mit dem Nightdrive-Konzept auf sich hat?
"I just try to stay afloat", singt 6lack am Ende von "Float". Sein Ton liegt in dieser delikaten Schnittmenge aus abwesend und inbrünstig, für die der Begriff "Croon" wohl geschaffen wurde. Wie auf seinen Alben hat seine Musik wenig Charakter, der den Hörer anspringt. Eher tigert sie vor sich hin, mal zielgerichtet, mal eher durch den Äther wabernd. Dieselben hypnotischen 808-Pattern verwendet gerade ohnehin jeder, aber hier sie sind von wenig Beiwerk umgeben.
Die meisten Songs klingen nackt. "Elephant In The Room" ergänzen an der Melodie-Front nur ein bisschen Hall und ein verkopftes Arpeggio, ähnlich schlicht untermalen simple Gitarren-Strums die Beatarbeit auf "ATL Freestyle". 6Lack steht im Zentrum, wenn er sing-rappt. Seine Melodie-Läufe reichen nicht weit in die Dynamik, aber fesseln in ihrer rhythmischen Textur. Tatsächlich klingt vieles auf "6pc Hot" nokturnal. Gute Trap-Produktion wringt Müdigkeit etwas Positives, Atmosphärisches ab.
Ein bisschen müde macht das Projekt wirklich. So smooth, so einsaugend die Klangwelt auch sein mag, ereignisreiche Musik sieht anders aus. Es fehlt die klangliche Kühnheit, die minimalistische Trap-Projekte wie Gunnas psychedelisches "Drip Or Drown 2" aufregend macht. Nummern wie "ATL Freestyle" oder "Outside" sind etwas zu viel Vibe, vor lauter Stimmung kriegt man die Nummern kaum noch zu greifen.
Highlights bilden dagegen das mit wunderschönen Saxophon-Licks und Ari Lennox an den Backing-Vocals produzierte "Long Nights" und "Know My Rights", auf dem Lil Baby mit einem hervorragenden Gastverse Atlanta-Feuerhilfe leistet. Der Rest der EP schwimmt in den selben Bahnen, nur ein wenig unspannender.
"6Pc Hot" weiß sehr genau, welche Musik man spätnachts im Auto hören will. 6Lack weiß es vielleicht sogar etwas zu gut. Der selbsternannte Hood-Therapeut hat die herausragenden Songs wohl für das kommende Album aufgespart und sich hier mit dem Standard seines Handwerks abgefunden. Die EP ist ein Vibe. Aber keiner, den man anderswo nicht genauso gut bekäme.
2 Kommentare mit einer Antwort
Der Typ ist pure Langeweile. Immer.
нет. Free6lack war ein richtig geiles Album.
Finde ich nicht… EP ist gelungen meiner Meinung nach… Chillig zum kurzen zwischendurch hören. Aber ich kann nachvollziehen, dass in seiner Stimme irgendwann eine Monotonität bemerkbar macht…