laut.de-Kritik
Hip Hop jenseits von Money, Bitches und Bling Bling.
Review von Alexander EngelenNatürlich ist klar, dass es im heutigen Hip Hop mehr gibt als nur Money, Bitches und Bling Bling. Trotzdem fällt es doch immer schwerer, diese kleinen, gehaltvollen Inseln im trüben Meer aus Gangstern, Pimps und Möchtegerns zu erkennen. Das New Yorker Underground-Label Seven Heads spricht deswegen mit "No Edge Ups In South Africa" ein einladendes "Willkommen auf unserem bescheidenem Eiland" aus. Die Künstler aus ihrem qualitativ hochwertigen Label-Rooster überzeugen auf dem Album mit durchweg gelungenen Tracks.
Die sieben Köpfe stehen schon seit einiger Zeit für hochwertiges Material abseits von dicken SUVs und sprudelnden Champagner-Flaschen. Gerade das Duo Unspoken Heard konnte mit seinem Album "Soon Come" 2001 schon das Interesse der Öffentlichkeit auf das Label richten. Weiter machten die Jungs durch einige Veröffentlichungen des Brooklyner Ausnahme-MCs J-Live von sich reden. Auch die Verpflichtung des ehemaligen Artifacts-Rappers El Da Sensai spricht für den hohen Standard, der bei dem Brooklyner Label herrscht.
Alle Genannten haben auch zu dem Seven Heads-Sampler das Ihrige beigetragen. Asheru von Unspoken Heard eröffnet in seinem gelungen Intro "BMIG": "I don't rhyme for a living, I'm living to rhyme." Doch besonders seine Kollaboration "Mood Swing" mit Talib Kweli ist eines der High-Highlights auf dieser Platte voller Kracher. Zwischen bedächtigen Piano-Beat verirrt sich ab und zu eine jazzige Trompete und schafft somit die perfekte Basis für die Raps der beiden Lyricists.
Bei den zwei Tracks von J-Live ("Braggin Writes" & "Say Cheese") richtet sich die Aufmerksam definitiv auf Js Reimtalent. Das soll nicht heißen, dass die Qualität der Beats zu wünschen übrig lässt. Vielmehr braucht der Ausnahme-MC einfach nicht mehr als einen simplen Beat und ein paar Scratches, um durch seine Skills zu überzeugen.
Aus dem Rahmen fällt lediglich "Mr Dynamite" von Djinji Brown, allerdings nicht qualitativ, sondern nur musikalisch. Der Produzent, der sich schon durch Zusammenarbeiten mit Public Enemy und A Tribe Called Quest einen Namen gemacht hat, bietet eine kleine Abwechslung. Gekonnt jongliert er mit verschiedenen Stilen und erschafft so eine Mid-Tempo Drum'n'Bass-Hymne auf Bongos, unterlegt mit sphärischen Klängen.
Erwähnenswert sind sicher auch die zwei Tracks von Audessey. Der MC von der Mass Influence-Crew flowt auf "The Gusto" und "Night Shift" mit einer Leichtigkeit, die nahtlos an die Fähigkeiten der anderen Seven Heads-MCs anschließt. Einfach nur gelungen ist auch der Beat von "The Gusto" in Western-Stimmung - Cowboyhut auf und den Spiel mir das Lied vom Tod-Song mitpfeifen.
Wahre Hip Hop-Fans werden sich auf der kleinen Seven Heads-Insel sauwohl fühlen. Schwer wird das den Hör-Touristen nicht gemacht, denn das "No Edge Ups In South Africa"-Eiland ist definitiv in Meeren in Äquatornähe anzusiedeln. Am Strand liegen, Cocktail schlürfen und sich über die gelungene Musik freuen.
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