laut.de-Kritik
Frei von musikalischen Barrieren.
Review von Gregory BritschEs liegt schon ein Weilchen zurück, dass Gerald Simpson mit einer Platte von sich reden machte. Jetzt, fünf Jahre nach "Essence", veröffentlicht das mittlerweile in Berlin beheimatete Ex-Mitglied von 808 State ein neues Album. Seine früheren Werke und deren Einfluss zeugen immer noch von musikhistorischer Relevanz. Wie schon der Song "Voodoo Ray" für Acid-House richtungsweisend war, gilt auch seine Platte "28 Gun Bad Boy" als Wegbereiter des Drum'n'Bass.
"To All Things What They Need" fußt gleichermaßen auf jenem musikalischen Erbe. Simpson beweist nach wie vor sein Talent, Tracks mit einem Fundament aus Breakbeat, House und Broken Beats ideenreich mit Acid-Sounds zu verbinden. Die Stücke klingen zwar nach alter Schule, weisen indes keinerlei Anzeichen von Überholtheit auf.
Auf dieser CD liegt der soundtechnische Schwerpunkt in erster Linie auf einer tiefgründigen Atmosphäre, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. Eine Art deeper Ambient, mit "Landschaften", die zwischen sanft, sinnlich und spirituell angehaucht wechseln - ohne sich dabei dem Ruf des Esoterik-Geplänkels auszusetzen.
Darüber hinaus kümmert sich Simpson wenig um musikalische Barrieren oder Genrefixierungen und hat so einige Einfälle auf Lager. Beispielsweise fügt er orientalische Harmoniefragmente mit elektronischen Klängen zusammen, kombiniert Tabla-Percussions mit Acid und gebrochenen Beats oder vereint die Spoken Word Poetry einer Ursula Rucker mit einem Jazz-Arrangement.
Alles in allem gibt der Mann, den sie Gerald nennen, mit "To All Things What They Need" ein Lebenszeichen von sich, das vielleicht nicht jedermann auf Anhieb greifen kann, aber umso mehr eine Empfehlung wert ist.
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