laut.de-Kritik
Was daran cool ist? Fragen sie doch bitte Jarvis Cocker.
Review von Philipp SchiedelDieses New York. Ts ts ts, spuckt am laufenden Band kranke Sachen aus, die mal mehr, oder wie in diesem Falle mal weniger gut sind. Die Liars zeigten schon vor einem Jahr, wie man mit Casio-Keyboard und zur Schau gestelltem Nichtskönnen einen kleinen Hype hervor rufen kann. A.R.E. Weapons haben einen ähnlichen Ansatz - wer also die Liars mochte, kann hier nicht viel falsch machen.
Die Weapons haben aber lange nicht so viel Punk im Blut. Klar, spielen hier Suicide eine große Rolle, aber anstatt auf fertige Abhack-Riffs setzen sie schon gleich im Opener "Don't Be Scared" auf eine fast schon rammsteinige Stadion-Rock-Gitarre und beste 80er-Synthie-Sounds. Klingt nicht nur prollig, ist es auch. Und diese jungen Herren tun alles, um ihre Slum-Herkunft auf die stolz geschwellte Brust zu tätowieren.
Diese Proll-Nummer hat durchaus ihre positiven Seiten. "Fuck You Pay Me" kickt mit billigen Elektro-Sounds und Proll-Gerappe wie ein halbguter Beastie Boys-Song. Und das, obwohl man nur einen Track davor ("A.R.E.") aufdringlich Black Flag huldigt – aber ebenso überzeugt. Abwechslungsarmut kann man den Weapons sicher nicht vorwerfen. Hier Rap, da Rock, dort drüben Elektro und nebenbei noch undefinierbar.
Coole Glückspielautomatensounds wie in "Street Gang" haben natürlich ihren Reiz, doch der ist auch mal aufgebraucht. 36 Minuten lang geht der prollige Dilettantismus nicht auf, dafür sind die Songs zu nebensächlich. Das ist zwar für den Moment relativ in Ordnung, doch mangelt es an Substanz. Die Weapons können keine Melodie schreiben, die hängen bleibt, geschweige denn einen Song so interessant gestalten, das er einen noch eine Weile beschäftigen wird. Sie spielen eben an ihrem kaputten Equipment rum.
Was daran cool ist? Fragen sie doch bitte Jarvis Cocker, der die Band entdeckte und den Plattendeal in die Gänge brachte. Ich für meinen Teil komme nicht so ganz dahinter.
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