laut.de-Kritik
Die Kamera ertappt die Vier in intimen Momenten.
Review von Eberhard DoblerNicht zum ersten Mal ging das Gerücht einer Abba-Reunion um die Welt. Die aktuellste Schlagzeile: Die vier Schweden treten erstmals seit über 20 Jahren gemeinsam beim diesjährigen Grand Prix auf, so ein schwedisches Blatt. Was sich bald als Zeitungsente heraus stellte, taugt für einen neue DVD-Idee allemal. Denn mit ihrem Grand Prix-Sieg vor 30 Jahren startete eine beispiellose Karriere. Abbas 1979er-Tour durch Nordamerika und Europa legt davon ein fantaugliches Zeugnis ab. Die DVD-Version ergänzt ein 28-seitiges Booklet inklusive einem aktuellen Essay von Abba-Kenner Carl Magnus Palm.
Die schwedische TV-Dokumentation über Abba on tour und auf der Bühne flimmerte bereits in den frühen Achtzigern über den Bildschirm und verschmelzt Live-Gigs (u.a. die legendären sechs Konzert-Nächte in Folge im englischen Wembley-Stadion) mit Kommentaren von Bandmitgliedern, "On the road"- und "Hinter den Kulissen"-Impressionen (bei "Waterloo" schwebt die Band beispielsweise in den USA ein) zu einem in Ton und Bild anspruchsvollen Musikfilm. Dafür sorgen nicht zuletzt die recht schnelle Schnittfolge und eine der Musik gerecht werdende Kameraführung.
Im funktionalen Design gehalten, führt das Menü zum sehenswerten Bonus-Material. Neben drei zusätzlichen Live-Tracks (u.a. den Akustik-Song "The Way Old Friends Do") mit teilweise bisher nicht auf DVD veröffentlichtem Material lohnen sich die neuen Interviews mit dem damaligen Tour-Supervisor Thomas Johansson und dem schwedischem TV-Produzenten Urban Lasson.
Neben den üblichen netten Anekdoten ("die Sex Pistols und The Clash waren Abba-Fans") betont Johansson besonders Abbas Antrieb, auf Tour zu gehen. Es ging den bekennenden Studiomusikern anscheinend weniger darum, sich auf der Bühne zu beweisen. Vielmehr wollte das Quartett nach dem Grand Prix-Erfolg unbedingt seine Fans treffen. Und so kam der Abba-Tross, der vom Aufwand her einer Stones-Tour glich, ins Rollen.
Interessantes erfährt man daneben über die Zeit vor Abba. Live ertappt die Kamera Björn, Benny, Agnetha und Frida bei aller Inszenierung durchaus in intimen Momenten. Und so bleibt die Ahnung, dass besonders die beiden Damen ihre Masken vor der Kamera nie wirklich ablegten. Der Promo-Untertitel "As they really were" ist insofern mit Vorsicht zu genießen. Am Ende setzt sich - man muss es nicht erwähnen - die Qualität des Abba-Pops durch: lässige Nummern wie "Eagle", "Gimme!, Gimme!, Gimme! (A Man After Midnight)" oder einer der vielleicht besten Pop-Songs ever, "Knowing Me, Knowing You", gehen mit Sicherheit in die Bücher der Pop-Geschichte ein.
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