laut.de-Kritik
Eckkneipen-Indie für durchzechte Nächte und den Slalom zurück.
Review von Connor EndtStellt euch vor, der große böse Wolf entscheidet sich, am Tag drei Packungen Kippen zu quarzen, Ballonmütze und Jeansweste zu tragen und eine Band zu gründen. Diese Band hieße dann Abramowicz. Allen voran ist da die Reibeisenstimme von Sänger Sören Warkentin, die einen sowohl an Arnim Teutoburg-Weiß von den Beatsteaks, als auch an Brian Fallon erinnern könnte, nur eben viel kratziger und rauchiger. Dazu gesellen sich Gitarren-Riffs, die irgendwo zwischen Americana und Indie Rock hin- und herpendeln. Gut, die Hamburger erfinden auf ihrem zweiten Album das Rad nicht neu. Trotzdem ist "The Modern Times" ein angenehm kantiges Album mit kleineren klanglichen Experimenten geworden.
"I got stories, that I wanna tell you", singt Warkentin im Opener "Blood Red Letters". Im Hintergrund werden eingängige Gitarren-Melodien geschrammelt, immer wieder ist ein Piano zu hören, das nach ranziger Eckkneipe klingt. Dazu gibt's im Refrain Gangshouts vom Rest der Truppe. Da hört man doch gerne zu!
"Not My City" kombiniert Gitarren-Riffs, die so auch aus der Feder von Bloc Party stammen könnten. Schlagzeug und Bass drücken im Einklang nach vorne und die Gitarren bekommen eine härtere Verzerrung verpasst. Gelegentliche rhythmische Piano-Akkorde verleihen diesem Mix noch mehr Groove. Überhaupt macht das Piano neben dem Gesang einen großen Teil des Abramowicz-Sounds aus: auch in "Brooklyn" und "Mountains" entstehen die entscheidenden Akzente durch gekonnt eingesetzte Breaks und die Sounds des Pianos.
Mit "Queen Of The Night Boats" präsentieren Abramowicz einen experimentelleren Sound und tauschen das Bar-Piano gegen ein Keyboard ein. Reverb-Gitarren klagen im Hintergrund und auch der Beat klingt wesentlich digitaler. Warkentins Stimme flüstert uns wie durch einen Telefonhörer mit endlosem Hall entgegen. Ansonsten vertrauen Abramowicz aber auf ihren bewährten Sound, Songs wie "The Sign" oder "Brooklyn" laufen angenehm durch, ohne großartig aufzufallen.
Aber das macht ja auch gar nichts. "The Modern Times" ist trotzdem ein tolles Album geworden, das nach Hamburger Hafen, durchzechten Nächten und dem Slalom-Lauf zurück nach Hause klingt: "We salute the day, to forget the night." Na dann Prost!
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