laut.de-Kritik
The Best Of Both Backpacks.
Review von Alexander EngelenThe Best Of Both Worlds - ein Konzept, das im Hip Hop nicht gerade neu ist. Bei Jigga und R. Kelly etwa scheiterte es an zwei Egos, die größer waren als die getragenen Gucci-Sonnenbrillen. Ganz aktuell wollen es Juelz Santana und Young Jeezy im "The Best Of Both Hoods"-Stil auf die Spitze ihres Erfolges bringen.
Was als gewinnbringende Rampenlicht-Zweckgemeinschaft im Mainstream-Rapgeschäft praktiziert wird, daran versuchen sich jetzt zwei Vertreter ganz anderer Hip Hop-Vereine: Aceyalone, seines Zeichens Westcoast-Reimer der zweiten Stunde, und RJD2, kreativer Produzenten-Freigeist aus der Def Jux-Anstalt. Was dabei rauskommt? The Best Of Both Backpacks.
RJD2 bremst sich für den Westküsten-Veteranen in Sachen Abgefahrenheit ein wenig ein und versieht die Drums mit weniger Gedöns, als man es aus seinem Zuhause Definitive Jux gewöhnt ist. So kommt es tatsächlich gelegen, den Produzenten mal wieder als mehr oder weniger klassischen Hip Hop-Beat-Bastler zu bewerten. Die letzten Bemühungen auf Albumlänge in dieser Form liegen ja auch schon wieder drei Jahre zurück.
Damals tat sich RJ mit dem Rapper Blueprint für das Soul Position-Projekt "8 Million Stories" zusammen. Das soll natürlich nicht heißen, dass RJD2 mittlerweile Kanye Westschen Dogmen folgt, Soul-Samples hochpitcht oder kickende DJ Premier-Marschmusik liefert. Bevor RJD2 einen klassischen Hip Hop-Beat macht, tauscht 50 Cent seine schusssichere Weste gegen einen Rucksack ein.
Extravagante musikalische Untermalung also für einen nicht ganz herkömmlichen Emcee. Aceyalone muss niemandem etwas beweisen. Zwischen Battlerap und Spoken Words-artiger Poesie deckt er mit seiner markanten Stimme die ganze Palette ab.
"I'm Aceyalone, how can I be of service?
What else do you need besides superb wordage?
Man I stay heated like a burner from the furnace.
My shoes always brown, same colour as my shirt is.
I write authentic, always all in it.
Outside the law, raw, never fall timid.
Always ahead of myself, pushing past the limit.
We taught the world to freestyle now it's a epidemic."
Dem ist nicht viel hinzuzufügen, außer einem Lob dafür, dass die selbstbewusste Vorstellung der eigenen Person bei weitem nicht das einzige ist, was Aceyalone auf dem Kasten hat. Sondern auch bittere Gesellschaftskritik, während düstere Bässe durch ein kaltes Badezimmer schallen, in dem der Wasserhahn stetig tropft ("Mooore"). Oder Storytelling mit philosophischer Note auf dem simpelsten Beat, den ich bis dato von RJD2 gehört habe ("Caged Birds").
Wer der "Superhero" mit der dicksten Hose ist, stellt der Protagonist trotzdem klar. Immerhin ist das hier ein Rap-Album. Und wenn das in Form von nicht ganz ernst zu nehmendem Rap-Brunftverhalten geschieht, kann nur noch ein sphärischer Synthie-Beat von RJD2 dem Ganzen die Krone aufsetzen. Mit "Here & Now" und "A Beautiful Mine" verabschieden sich Aceayalone und RJD2 zu guter letzt mit ruhigeren Tönen wieder von ihren Hörern, die sich ohne Beanstandung "Magnificent City" in den Rucksack stecken können ...
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