laut.de-Kritik
Doppelt gute Frauenpower an den Turntables.
Review von Daniel StraubHinter den Turntables sind die beiden DJs Acid Maria und Electric Indigo längst ein eingespieltes Team. Seit rund zehn Jahren touren sie mit dem Plattenköfferchen im Gepäck um die Welt und haben sich in dieser Zeit den Ruf erworben, jede Party zu rocken. Mit "Female Pressure Presents Electric Indigo & Acid Maria Welttour", wie der vollständige Titel des aktuellen Silberlings lautet, zeigen die beiden umtriebigen Medienkünstlerinnen eindrucksvoll, was in ihnen steckt.
Auf zwei CDs mixt sich das deutsch-österreiche Party-Doppelpack durch 44 feine Electro-, House- und Technotracks aus der jüngsten Vergangenheit. Verpackt sind die beiden Silberlinge in einem wunderschön gestalteten Digipack mit Booklet und schrill orange leuchtender Banderole, das der Ästhetik das i-Tüpfelchen aufsetzt.
Nach dem gänzlich uninspirierten jüngsten Ibiza-Mix von Sven Väth ist es eine wahre Freude, endlich wieder ein Release in Händen zu halten, das einem die Ohren und in diesem Falle auch die Augen öffnet. Die großen Namen der Szene treten auf "Welttour" allerhöchstens in Nebenrollen auf. Zwar bemüht Acid Maria den Plastikman-Track "Freek", und Electric Indigo eröffnet ihren Mix mit "Messagesacomin" von der gleichnamigen im vergangenen Jahr erschienen Super Collider EP.
Das war's dann aber auch schon fast an Big Playern. Ab jetzt gehört die Bühne anderen. Electric Indigo und Acid Maria picken aus dem Meer der Veröffentlichungen jede Menge coole Geheimtipps und persönliche Favoriten heraus, so dass die Einkaufsliste für den nächsten Besuch im Plattenladen mit jeder Minute der Doppel-CD weiter anschwillt.
Ihrem Namen alle Ehre macht Acid Maria, die in ihrem Set ihre Vorliebe für puristisch in Szene gesetzte, analoge Basslines offenbart. Diese dürfen mal ganz minimalistisch wie bei "The Big Fake" von den Traffic Signs, mal aber auch mächtig wabbern wie bei dem Aysam Track "Lost In The Shower". Hinter dem anonymen Pseudonym Traffic Signs verbirgt sich mit Steve Bug ein ausgesprochener Meister der Bassforschung, wie seine zahlreichen Pokerflat-Releases beweisen. An "The Big Fake" fand übrigens auch schon Tiga bei seinem DJ-Kicks-Mix gefallen.
Neben der Liebe für subtil groovende Basslines hält die Salon Miezi Gastgeberin immer passende Störmomente bereit. Schräge Vocaltracks durchbrechen den mitreisenden Flow des Mix und geben dem gesamten Set einen entrückten Psychedelic-Touch. Headmans "It Tough", "Temptation & Lies" vom hoffnungsvollen Houseproduzenten Brett Johnson oder ihr mit Markus Günther produzierter Track "So Well" funktionieren wie ein akustisches Kontrastmittel im DJ-Set von Acid Maria.
Pendelt Acid Marias Set zwischen minimalen Housegrooves und sanft anschiebenden Technotracks, so schlägt Electric Indigo deutlich härtere Töne an. Electro heißt das Stichwort für die ersten paar Stücke, bevor mit Wassermanns "Hedonia" erstmals der Bass mächtig nach vorne drückt, und die Zeichen auf Abfahrt stehen. Da passt Twinnies fantastischer Electro-Rock-Burner "Waitin' For My Love", seinerzeit auf dem Wiener Label Cheap erschienen, wunderbar ins Konzept. Und dem Lokalpatriotismus ist damit ebenfalls genüge getan.
Aufhorchen lässt die frischgebackene Labelbetreiberin Electric Indigo auch mit ihren beiden eigenen Tracks "Beautiful Angelica" und "The Puzzle", die auf den ersten beiden Indigo Inc. EPs zu finden sind und als ein vielversprechender Start gewertet werden dürfen. "The Puzzle" treibt straight, in bester minimal Tec-House-Manier an, während das Acid-Electro Stück "Beautiful Angelica" eher die verzwirbelten Geister auf dem Dancefloor rockt.
Mit "Female Pressure Presents Electric Indigo & Acid Maria Welttour" gelingt dem Duo ein Doppelschlag, der seinesgleichen sucht. Acid 'Miezi' Maria schürt mit ihrem provozierend scheuen und zurückhaltenden Mix die Erwartungen, die im Anschluss Electric Indigo mit deutlich straighterem Griff in die Plattenkisten erfüllen.
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